Natur & Umwelt

Seltener Fund im Nationalpark Berchtesgaden: Kulturflüchter findet Rückzugsort im Schutzgebiet

Veröffentlicht von Günther Freund

Der „Augsburger Bär“ ist vom Aussterben bedroht. In der Roten Liste Deutschlands ist dieser Schmetterling, die größte, heimische Bärenspinnerart, in der Stufe 1 (vom Aussterben bedroht) aufgeführt. Mit Hilfe spezieller Lampen konnten kürzlich mehrere Exemplare im Nationalpark Berchtesgaden gefunden werden: Eine kleine Sensation! Im Jahr 2019 war die Suche nach dem „Augsburger Bären“ noch erfolglos geblieben. Das Vorkommen der Schmetterlingsart zeigt die hohe Wertigkeit des Gebiets als Rückzugs- und Überlebensraum für bedrohte Arten.

 

Dr. Roland Baier ist begeistert. Zusammen mit mehreren Schmetterlingsexperten war der Nationalparkleiter kürzlich im Schutzgebiet unterwegs, um sich einen Überblick zu verschaffen über die Bestände von Nachtfaltern. Dabei entdeckten die Forscher mehrere lebende Exemplare des „Augsburger Bären“, ein großer Falter mit knapp acht Zentimetern Flügelspannweite, der überwiegend nachts und in der Dämmerung unterwegs ist. „Die Beobachtungen sind wirklich sehr wertvoll, denn diese Art konnte lebend noch nie im Nationalpark Berchtesgaden nachgewiesen werden. Ein Totfund stammt aus dem Jahr 2015, bis jetzt gab es keine weiteren Nachweise“, freut sich der Nationalparkleiter. In Bayern ist der Schmetterling, der als Kulturflüchter gilt, heute fast ausgestorben. Nahezu alle früheren Fundorte des „Augsburger Bären“ sind in den 60er und 70er Jahren erloschen. Die letzten Rückzugsorte des farbenfrohen Falters liegen im Inntal sowie im Berchtesgadener Land. Alpenweit sind die Vorkommen nur sehr lokal und isoliert, die Art gilt überall als große Rarität. „Augsburger Bären leben bevorzugt in felsdurchsetzten, warmen und lichten Laubwäldern mit viel Unterholz ohne allzu große Trockenheit. Da sich die Raupen dieser Bärenspinnerart nur alle zwei Jahre entwickeln, können die Falter nur in ungeraden Jahren beobachtet werden“, erläutert Alfred Haslberger, der die nächtliche Aktion organisiert hatte und seit vielen Jahren als ausgewiesener Schmetterlingsexperte an der Vervollständigung einer Artenliste für den Nationalpark Berchtesgaden und angrenzende Regionen arbeitet. Auch Dr. Jörg Müller, Wissenschaftler im Nationalpark Bayerischer Wald, ist begeistert: „Diese tollen Funde unterstützen die Erkenntnisse aus dem Bayerischen Wald: Die Kernzonen unserer Nationalparks sind enorm wichtige Rückzugsräume für Arten, die in unserer Kulturlandschaft zunehmend in Bedrängnis geraten.“

 

Der aktuelle Nachweis des Augsburger Bären steht in einer Reihe mehrerer Wieder- und Neufunde besonderer Arten im Nationalpark Berchtesgaden. So konnten 2020 mehrere sogenannte „Urwaldreliktkäferarten“ wie zum Beispiel der Rindenschröter, eine kleine Hirschkäferart, erstmals im Nationalpark nachgewiesen werden. Die Beobachtungen sind Teil einer laufenden Inventarisierung der Artenvielfalt im Schutzgebiet, die die Grundlage für ein langfristiges Monitoring der Biodiversität darstellt. „Da der Nationalpark Berchtesgaden sehr vielfältig und teils schwer zugänglich ist, erwarten wir weitere besondere Funde in den nächsten Jahren“, sagt Dr. Sebastian Seibold, Co-Forschungsleiter im Nationalpark.

Mehrere Exemplare des vom Aussterben bedrohten „Augsburger Bären“ konnten Wissenschaftler kürzlich bei einer nächtlichen Bestimmungsaktion im Nationalpark Berchtesgaden feststellen. Es ist der erste Lebendnachweis des extrem seltenen Falters aus der Familie der Bärenspinner im Schutzgebiet.

 

Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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