Leitartikel

Schweinefleisch-Vermarktung: Offener Brief von Ministerin Kaniber

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Zum Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland und zur Vermarktung von Schweinefleisch in Drittländer hat Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber folgenden offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gesandt:

Sehr geehrte Frau Bundesministerin, liebe Julia,
mit der amtlichen Bestätigung des ersten Falles der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland, ist eine lange gehegte Befürchtung zur Realität geworden. Ich bin mir sicher, dass Deutschland auf den Seuchenausbruch gut vorbereitet ist und alle Maßnahmen zur Tierseuchenbekämpfung im erforderlichen Maße angelaufen sind. Für das Engagement deines Hauses bedanke ich mich an dieser Stelle ausdrücklich!

Große Sorgen bereiten mir allerdings die zu erwartenden Auswirkungen der Seuchenfeststellung auf das Marktgeschehen. Mit der vorliegenden amtlichen Seuchenfeststellung gilt Deutschland nicht mehr als ASP-frei. Es ist deshalb zu befürchten, dass es durch den Wegfall wichtiger Drittlandabnehmer zu schweren Preiseinbußen und Verwerfungen auf den Märkten kommt. Insbesondere der Handel mit China ist für die deutsche Fleischwirtschaft von besonderer Bedeutung – was die Steigerungsraten im ersten Halbjahr 2020 eindrucksvoll bestätigen.

Mir ist bekannt, dass dein Haus seit längerem intensiv im Gespräch mit Drittstaaten ist, um Vereinbarungen zu Regionalisierungsmaßnahmen zu treffen. Für diesen Einsatz danke ich dir ganz besonders. Gleichzeitig verbinde ich damit die Bitte, in diesen Bemühungen nicht nachzulassen und alle Anstrengungen zu unternehmen, um gerade die chinesischen Vertreter in den Verhandlungen dazu zu bewegen, in Bezug auf die ASP-Freiheit eine Regionalisierung in den Veterinärzertifikaten zu akzeptieren. Wenn dies gelingen könnte, dürften die Auswirkungen auf das Marktgeschehen weitaus geringer ausfallen. Ferner bitte ich dich, dass du dich bei der EU-Kommission zeitnah für Marktentlastungsmaßnahmen einsetzt. Hinsichtlich der privaten Lagerhaltung wäre meines Erachtens eine entsprechende Ausgestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Markteilnehmer orientiert, von besonderer Bedeutung. Anderenfalls hege ich die Befürchtung, dass diese nur bedingt den gewünschten Effekt erzielen könnte. Aufgrund der Corona-Auswirkungen ist in vielen Fällen davon auszugehen, dass die Läger derzeit noch gut gefüllt sind.
Wir dürfen unsere Schweinehalter, die in letzter Zeit viel hinnehmen mussten, jetzt nicht im Regen stehen lassen. Sie wären diejenigen, die im Preiskampf am Markt die größten Verlierer wären.

Mit freundlichen Grüßen
Michaela

Foto: Hötzelsperger  – Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber am 11.9. bei der Vorstellung der Initiative “Volksfest dahoam”

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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