Tourismus

Schleching: Gastgeber-Beraterin  informiert

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Gemeinde Schleching hat die Gastgeber-Beraterin Ursula Düsterhöft eingeladen,  sie wird  mit den Vermietern für Feriengäste in Schleching über Preisgestaltung, betriebswirtschaftliche Grundzüge und Produktentwicklung   sprechen und ihre langjährigen beruflichen Erfahrungen auf diesem Gebiet weitergeben.

Nach den ersten Kontakten und Gesprächen mit Gastgebern kann sie schon ein Statement und eine Botschaft, die auch übertragbar ist auf andere Orte, abgeben. Im Gespräch mit der Tourismus-Chefin im Achental, Elisabeth Keihl und Sybilla Wunderlich  berichtet sie, dass in Schleching –wie auch in den meisten Orten- sehr unterschiedliche Vermieter-Typen, vom kleinen Hotel über Urlaub auf dem  Bauernhof bis zum  Ferienhaus, zur Ferienwohnung  vertreten sind. Ursula Düsterhöft erzählt von ihrer eigenen Expertise, die 1993 in Garmisch und Grainau als Vermieterin von Pensionen und elf Ferienwohnungen begann. Sie erinnerte sich, dass sie noch Prospekte hat drucken lassen, die damals 7.500 DM gekostet hatten und nur Urlauber im nahen Umkreis oder durch Weitergabe erreicht haben. Sie hat schon damals versucht, sich zu spezialisieren mit einem Nichtraucher-Hotel, was zu der Zeit 1993 sehr schwierig war und heute ganz normal ist. Gleich kommt sie ins Schwärmen, wie die Vermieter sich heute durch besondere Angebote abheben können, wie zum Beispiel Vermietung für Hundebesitzer  -oder Adults only-Angebote.

Wie funktioniert Tourismus heute?

Die Frage „wie funktioniert Tourismus heute“ bedingt, dass sich die Gastgeber für neue Wege öffnen, dazu gehört in erster Linie der Einstieg in die Digitale Welt beim Vermietungs-Angebot, das gilt für alle Kategorien – ob Bauernhof oder Ferienhaus. Der Weg führt weg vom analogen Buchungsbereich. Oft besteht hier die Angst vor der Technik, vor dem anonymen Gast, vor anderen Nationalitäten, davor alles aus der Hand zu geben und den Menschen hinter der online-Buchung nicht zu kennen. Aber die Botschaft von Ursula Düsterhöft lautet, dass dafür Menschen auf der ganzen Welt  das Angebot im Internet finden können, die es früher analog nie erreicht hätte. Hier sah sie eine große Chance für ein wesentlich höheres Potential an Gästen. Elisabeth Keihl warf dazu ein, dass der Gastgeber trotzdem den Besuch sehr gut vorbereiten kann, da er ja per Mail  schon einige Informationen vom Gast erhalten kann. So kann der Gastgeber zum Beispiel für Radfahrbegeisterte Gäste entsprechende Informationen im Zimmer bereit legen, wie eine Karte mit den Radwegen oder die besten Radtouren. Außerdem kann der Gast auch im Vorfeld angerufen  -oder über whatsapp kontaktiert werden, fügte die Gastgeber-Beraterin an. Ganz wichtig war ihr auch, dass die Vermietung an Gäste jetzt kein 24-Stunden Job mehr ist. „Heute kann ich in meinem online-Angebot festlegen, wann und wie (muss nicht persönlich sein) die Schlüsselübergabe stattfindet oder die Bezahlung und in welchen Zeitfenstern ich für den Gast erreichbar bin.“

Anstehender Generationswechsel

Das sah Ursula Düsterhöft auch als wichtiges Argument bei dem Thema Generationswechsel. Junge Familien, die bei den Eltern den hohen Arbeitsaufwand bei der Vermietung gesehen haben, schreckte es eher ab. Aber durch die Digitalisierung und Automatisierung von Abläufen, kann auch mit geringem Zeitaufwand Geld mit der Vermietung verdient werden. Gerade junge Familien können sich mit diesem neuen Modell einen guten Zusatzverdienst oder sogar eine eigene Existenzgrundlage schaffen. Für zeitaufwändige Arbeiten wie -Putzen, Wäsche waschen-  können Dienstleister beauftragt werden.

Wo liegen die Stärken?

Für einzelne Vermieter ist es oft schwer die eigenen Probleme zu lösen, hier tritt Ursula Düsterhöft auf den Plan. Sie geht in die Vermietungsobjekte und schaut, wo ist Handlungsbedarf. „Oft sind die Vermieter betriebsblind und denken, sie müssen große Investitionen tätigen“ erzählt sie. Aber sie erkennt aufgrund ihrer langen Erfahrung, wo sind die Stärken des Objekts und wo kann das Produkt verbessert werden, oft schon mit Kleinigkeiten. Sie sucht das Alleinstellungsmerkmal oder die mögliche Spezialisierung des Gastgebers, aber es muss zum Haus passen und zur Mentalität des Vermieters. Elisabeth Keihl erzählt dazu, dass es im Achental schon viele Vermieter gibt, die sich untereinander austauschen. Auch junge Familien, die durch die Vermietung nicht mehr nach München oder weiter weg zur Arbeit müssen, sondern  in ihrem Heimatort bleiben und dort Werte erhalten und neue Werte schaffen können.

Alles hängt am Tropf der Vermietung

Ein weiterer wichtiger Punkt liegt beiden Tourismus-Fachfrauen am Herzen: Eine Tourismus-Region wie das Achental kann ohne Gäste nicht überleben, alles hängt am Tropf der Vermietung! Die ganze Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, ein Ärzte-Angebot, Freizeit-  Sport- und Kulturelle Angebote bis zu intakten Wanderwegen und Straßen kann nur mit genügend finanziellen Möglichkeiten  der Gemeinde, der Vermieter/Gastgeber und ortsansässigen Unternehmen  erhalten bleiben. Ursula Düsterhöft führt dazu Gebiete in Deutschland an, die die Probleme nicht früh genug erkannt haben und jetzt ein massives Sterben der Orte erleben müssen. Genau das soll in Schleching vermieden werden! Genau darum haben wir uns im Tourismusbereich im  Achental zusammengeschlossen, um über die Region-Vermarktung, Spezialisierung, Bündelung von Kompetenzen und Erfahrungsaustausch viel mehr erreichen zu können, resümierte Elisabeth Keihl.     wun

Text und Foto Sybilla Wunderlich – links Ursula Düsterhöft mit Gespräch mit Elisabeth Keihl

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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