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Rund 1.000 Bürger bei Brenner-Nordzulauf-Infotag

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Rund 1.000 Bürger, vornehmlich aus dem Rosenheimer Raum, informierten sich am 8. Februar in der Inntalhalle umfassend auf dem Infotag, den der Brennerdialog Rosenheimer Land e. V. gemeinsam mit den 15 Bürgerinitiativen aus dem Landkreis veranstaltete. Viele Interessierte aus den Gemeinden Aßling und Grafing gekommen, bei denen die DB mit ersten Informationen zum viergleisigen Ausbau startet.

Richard Mergner (Landesvorsitzender BUND Naturschutz Bayern) referierte kompetent über den Wahnsinn einer falschen Verkehrspolitik, die immer mehr Straßenverkehr produziert und die Menschen krank macht. Josef Kusstatscher (ehem. Bürgermeister Villanders, Südtirol, und Europaparlamentarier) informierte aus erster Hand warum der Kapazitätsengpass auf der Südseite des Brenners bleibt und damit die Notwendigkeit für einen viergleisigen Nordzulauf entfällt. Lothar Gamper (Juristischer Experte bei der Umweltverträglichkeitsprüfung des BBT) zitierte sehr kenntnisreich aus den Ergebnissen zahlreicher Studien zum Brennerbasistunnel (BBT), die teilweise bis nach Baubeginn des BBT geheim gehalten wurden. Die meisten Studien belegen, dass die Zeit von Mega-Bahnprojekten und Hochgeschwindigkeitstrassen vorbei ist, weil damit die Verkehrsprobleme nicht gelöst werden und nur ein sehr geringer Nutzen erzielt wird.

Bereits ab 17. Uhr strömten die Menschen an die Infostände der 15 Bürgerinitiativen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass viele besorgte Rosenheimer die Möglichkeit nutzten, um Informationen und Fakten bekommen, die Politik und DB gerne verschweigen. Die Besucher wurden von den Referenten aus Deutschland, Italien und Österreich sehr umfassend und kompetent über Verkehrspolitik und den Brenner-Basis-Tunnel (BBT) inkl. Zulaufstrecken informiert.

Richard Mergner (Landesvorsitzender BUND Naturschutz Bayern), Josef Kusstatscher (Villanders, Südtirol) und Lothar Gamper (Jurist, Uni Innsbruck) präsentierten eine Vielzahl an Informationen, Studien und Fakten. Das Resümee all dieser Fakten ist, dass die geplante Hochgeschwindigkeitstrasse nur ein Milliardengeschäft für Bauindustrie und Planer sowie ein politisches Imageprojekt aus den 70iger Jahren ist. Eine Finanzierung der Umgehungsstrecken in Bozen und Trient sowie die innerösterreichische Strecke von Wien-Salzburg-Innsbruck  durch die EU und Deutschland ist für Italien und Österreich natürlich attraktiv. Ein Nutzen für die Bürger der Rosenheimer Region sowie die deutsche bzw. europäische Volkswirtschaft ist jedoch nicht erkennbar.

Schnell wirksame und kostengünstige Alternativen zur Verringerung des Verkehrs auf dem Brenner gäbe es genügend, beispielsweise die Anhebung der Maut in Italien und Deutschland, die Anhebung der Mineralölsteuer für Diesel in Österreich, ein Nachtfahrverbot, die Einführung einer Alpentransitbörse, bessere Nutzung der Häfen in Südeuropa und der innereuropäischen Schiffswege, Vermeidung überflüssiger Transporte sowie Vorteile durch Innovationen und technischen Fortschritt. Hierzu braucht es aber Mut zu politischen Entscheidungen, der zurzeit nicht erkennbar ist.

Megaprojekte wie der BBT und der nördliche und südliche Zulauf wirken daher in zweierlei Hinsicht fatal. Erstens führen sie zu Steuergeldverschwendung und überbordender Staatsverschuldung (Griechenland, Italien, Spanien) und zweitens fehlen diese Gelder für sinnvolle Investitionen. Es gehört zu den größten Versäumnissen der Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte, seit den 70igern Milliarden für das uralte “Ten-T-Programm” der EU zu investierten, aber nie untersucht zu haben, wie moderne Mobilität im 21. Jahrhundert aussehen kann. Man muss berechtigte Zweifel haben, dass das starre System Eisenbahn wirklich die Herausforderungen der Zukunft meistern kann.

Die Saalfrage eines Bürgers „Was können wir denn dagegen tun?“ war stellvertretend für alle Anwesenden. Alle Referenten waren sich einig, dass nur politischer Widerstand aller Bürger, beispielsweise durch Unterschriften oder die Beteiligung an Aktionen der 15 Bürgerinitiativen. Das Inntal darf nicht noch stärker belastet werden, denn schließlich gibt es schon erhebliche Beeinträchtigung durch die bestehende Bahntrasse und Autobahn. 15 Bürgerinitiativen haben sich zusammengeschlossen, um die Bevölkerung zu informieren und zum Widerstand zu motivieren. Mehr als 15.000 Bürger haben per Unterschrift bereits ihren Widerstand bekundet und am 8. Februar kamen Hunderte dazu.

Die Vorträge als Download sowie weitere Infos und Links finden sich unter www.brennerdialog.de oder www.buergerforum-inntal.de.

Bericht: www.brennerdialog/Jürgen Benitz-Wildenburg – Foto: Gerhard Leitsmüller – www.pixelmagier.net

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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