Gastronomie

Rosenheim: frischgebackene Bäcker- und Metzgergesellen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Eure Aufgaben sind groß: Ihr seid die zukünftigen Imageträger des Handwerks, doch auch die Gesellschaft braucht Euch und Euer Engagement. Mit diesen Worten wandte sich Anton Heindl an die achtzehn frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen des Bäcker- und Metzgerhandwerkes. Heindl wusste, wovon er sprach, denn er ist selbst Metzgermeister und war über viele Jahre hinweg der zweite Bürgermeister Rosenheims, konnte sich dabei aber durchaus auch in die Befindlichkeit der jungen Menschen hineinfühlen: „Das Ende der Lehrzeit, nicht zuletzt auch das Ende der Pflichtschulzeit – das ist ein großer, sicher lang herbeigesehnter Moment. Für Euch beginnt ab jetzt eine neue Zeitrechnung, Ihr könnt jetzt anfangen Euch selbst zu verwirklichen“

„Selbst verwirklichen“: Für Anton Heindl bedeutet das vor allem auch, das Erlernte kreativ und durchaus selbstbewusst einzubringen, um damit mehr aus sich und dem Betrieb, in dem man arbeitet, zu machen. Gerade in turbulenten Zeiten wie wir sie derzeit erlebten, sei vor allem Innovationskraft das, was Wirtschaft und Gesellschaft ermögliche, sich an die sich wandelnden Umstände anzupassen.

Dass sie selbst sich an wandelnde Umstände anpassen und damit fertig werden können, das hätten gerade die Absolventen dieses Jahrgangs zeigen müssen, wie Bärbel Marx, Schulleiterin der Berufsschule meinte. Nicht nur Schul- und Ausbildungsbetrieb seien immer wieder von coronabedingten Einschränkungen betroffen gewesen, auch die Freizeit der jungen Leute sei massiv beeinträchtigt gewesen: Feiern, weggehen – so gut wie alles, was als Ausgleich zur Arbeit eigentlich dringend nötig wäre, hätte kaum stattfinden können. Sich dennoch durchzubeißen, sich auf immer wieder neue Bedingungen einstellen zu müssen – das sei anstrengend, aber auch eine wichtige Lebensschule gewesen. Die frischgebackenen Gesellen deshalb ein besonderer Gewinn für jeden Betrieb.

Dabei ist die Ausbildung sowohl im Metzger- als auch im Bäckerhandwerk schon in normalen Zeiten sehr anspruchsvoll. „Wenn von manchen unterstellt wird, dass das Abitur heute nicht mehr das sei, was es einmal war – für die Gesellenprüfungen gilt das sicher nicht“ meint dazu Andreas Kürmeier, der stellvertretende Obermeister der Metzgerinnung. „Im Gegenteil: Die Messlatte ist im Handwerk heute höher denn je und zu den Praxisanforderungen kommt immer mehr anspruchsvolle Theorie, zum Beispiel Lebensmittelrecht“.

Dennoch werden immer wieder – wurden auch in diesem Jahrgang – hervorragende Leistungen erbracht: Notendurchschnitte von zwei oder noch besser sind vor dem Hintergrund der Ausbildungsanforderungen „harte Währung“ mit Aussagekraft. Wichtig für die Betriebe dabei vor allem, dass ihnen solche Leistungsträger zumindest mittelfristig erhalten bleiben und nicht sofort versuchen, über die Meisterschule die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Und hier wandelt sich Anton Haindls Satz von den jungen Leuten als wichtiges Element für Wirtschaft und Gesellschaft zur Bitte: Dass man die gewonnen Fähigkeiten auch als Auftrag verstünde, und sie deshalb nicht nur zur Selbstverwirklichung, sondern auch für andere, für Betriebe und Gesellschaft einsetze.

Denn das Handwerk ist die Basis unserer Wirtschaftsordnung – da waren sich auch die anderen Festredner einig, die stellvertretende Landrätin Andrea Rosner und Markus Ostermaier, Gebietsdirektor der Sparkasse Rosenheim. Für die Metzger und Bäcker gelte das sogar noch besonders, denn sie stellten Lebensmittel her, Essen und Trinken aber halte bekanntlich Leib und Seele und damit am Ende die Gesellschaft zusammen. „Oder anders gesagt“ meinte Andrea Rosner, „was wäre Bayern ohne Weißwürst mit Brezn?“

Bericht und Fotos: Johannes Thomae / Kreishandwerkerschaft

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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