Tourismus

Römerregion Chiemsee nimmt Gestalt an

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein überzeugendes Konzept und eine Art Aufbruchstimmung prägten im Sitzungssaal des Rathauses von Bernau eine zweite Informationsveranstaltung zum Thema „Römerregion Chiemsee“. Immerhin 15 von 21 eingeladenen Gemeinden rund um den Chiemsee und in den Chiemgauer Alpen waren gekommen, um sich die inzwischen zusammengetragenen Erkenntnisse zum Thema „Römer“ in der Region und in den einzelnen Gemeinden anzuhören.

Bernaus Bürgermeister Philipp Bernhofer gab gleich zu Beginn positive Signale als er sagte: „Wir Bernauer setzen uns gerne den Hut auf und übernehmen die Aufgabe einer Leitgemeinde, um Hilfen für ein interessantes Verbundprojekt zu bieten“. Als Glücksfall bezeichnete Bürgermeister Bernhofer, dass sich für die Gemeinde Bernau die Historikerin Annette Marquard-Mois bereit erklärt hat, als treibende und ehrenamtliche Kraft das Projekt für die Gemeinde Bernau und für den gesamten Chiemsee-Verbund voranzubringen. Zusammen mit Andrea Krammer, provinzialrömische Archäologin und Spezialistin für Südostbayern und mit Bernaus Kulturreferentin Michaela Leidel wurde in den letzten Monaten ein ausführliches Konzept für die Gemeinden rund um den Chiemsee erarbeitet. Bislang haben sich 13 Gemeinde bereit erklärt, am Projekt „Römerregion Chiemsee“ mitzuwirken. Dem Konzept zufolge soll es als LEADER-Projekt eine Förderung bis zu 60 Prozent geben. Die Förderanträge sind vorgesehen für das heurige Jahr zur gänzlichen Konzeptentwicklung, im Jahr 2019 für die Umsetzung der verschiedenen Themen in den Gemeinden und ab dem Jahr 2020 für Marketing- und Werbemaßnahmen.

Alleinstellungsmerkmale für alle Römer-Gemeinden

Archäologin Andrea Krammer informierte, dass aufgrund neuester Techniken und mit geophysikalischen Messungen in den Boden geschaut werden kann, ohne graben zu müssen. „Das ist für alle Orte von hohem Interesse“, so Frau Krammer und stellte auch gleich für die bislang zugesagten Orte einige mögliche Alleinstellungsmerkmale für das Unternehmen „Römerregion Chiemsee“ vor. In Seebruck, dem best-erforschten Römer-Ort Bayerns mit Museum und archäologischem Rundweg könnte zum Beispiel ein Bedaius-Tempel dargestellt werden. In Chieming gibt es einzigartige und große Römersteine, in Grabenstätt, das ebenfalls bereits ein Römermuseum hat, können Mosaike und Wandmalereien entdeckt werden, in Bergen findet sich ein römisches Hauptgebäude, in Bernau können das Leben von hochrangigen Beamten in einem Gutshof und die römische Badekultur herausgearbeitet werden, Aschau i. Chiemgau hat einen wertvollen Münz- und Silberschatz-Fund nachzuweisen, Frasdorf eignet sich für eine nähere Untersuchung eines Gräberfeldes und für die Darstellung der Toten-Rituale und dessen Entwicklung, für Prien gibt es Gutshof- und Handschriften-Aufzeichnungen, Rimsting bietet ein Brandgräberfeld, für Breitbrunn wäre die Untersuchung der Bau-Tradition geeignet, in Bad Endorf könnten die modernen Forschungsmethoden ebenfalls Neues zu Tage fördern, in Eggstätt eignet sich ein besonderer Römerstein, um die damalige Sozialstruktur darzustellen, in Grassau wären im Ortsteil Kuchl Römerfunde zu untersuchen und in Pittenhart sind Opferplätze aus der langen Zeitspanne von der Bronzezeit bis zur spätrömischen Zeit vorhanden. „Alle Themen, Funde und Objekte eignen sich vorzüglich, um in einer gemeinsamen Römerregion Chiemsee geschichtlich und touristisch nutzbar gemacht zu werden“, so Andrea Krammer. Und Frau Marquard-Mois ergänzte dies mit der Information, dass für das Verbundprojekt unter anderem ein einheitliches visuelles Erscheinungsbild, ein Logo, Informationstafeln, eine zweisprachige Broschüre und die Ausbildung von Gästeführern geplant sind. Je nachdem wie viele der bisher angesprochenen Gemeinden sich bis zum 23. Mai schriftlich bereiterklären, beim Einstieg in das LEADER-Projekt zu beteiligen, wird sich der jeweilige Kostenanteil für die Gemeinden gestalten. Als Startkapital ist für jede Gemeinde ein Betrag von maximal 1.000 Euro im Jahr 2018 vorgesehen, die Abwicklung für das Startjahr übernimmt die Gemeinde Bernau. In allen Beteiligungs-Gemeinden soll ein „Römer“ als Ansprechpartner benannt werden, der sich mit der Projektleitung und mit externen Fachleuten zu den einzelnen Gemeinde-Projekten abstimmen kann.  Die gesamten Informationen werden anfangs in Bernau gebündelt und erfolgen in enger Abstimmung mit den Tourismusverbänden Chiemsee-Alpenland und Chiemgau sowie mit den LEADER-Regionen Chiemgauer Seenplatte und Chiemgauer Alpen, zumal vorgesehen ist, die „Römer-Orte“ auch mit den bereits bestehenden Rad- und Wanderwegen zu verbinden. Die Vertreter der Tourismusverbände und LEADER-Regionen waren ebenso bei der Bernauer Informationsveranstaltung anwesend wie Rene Adler, der als Kinderbuch-Autor Auslöser für die Schaffung von Kinderfiguren und für die Ausarbeitung von Schul-Projekten sein könnte. In der freien Aussprache konnten sich auch Vertreter von Gemeinden, die bislang nur zögerlich oder ablehnend dem Projekt „Römerregion Chiemsee“ gegenüberstanden, detailliert zu ihren örtlichen Chancen, Themen und Alleinstellungsmerkmalen erkundigen. Zur guten Stimmung passend erwähnte Michaela Leidel als Moderatorin des Abends den Oberkonservator für Archäologiemuseen bei der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern Dr. Christof Flügel mit dessen Zitat „Das wird ein schönes Projekt werden“. Mit einem Blumenstrauß bedankte sich Bürgermeister Philipp Bernhofer bei den Archäologinnen Annette Marquard-Mois und Andrea Krammer und bei Bernaus Kulturreferentin Michaela Leidel für deren mustergültige Vorbereitung der Informationsveranstaltung und ersten Konzeptausarbeitung. Weitere Schritte und Entscheidungen werden dann mit der Projektleitung und mit den jeweiligen Ansprechpartnern der Gemeinden erfolgen.

Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke von der Informationsveranstaltung zur Römerregion Chiemsee – u.a. Bürgermeister Philipp Bernhofer übergab Blumen an Michaela Leidel (li.) und an die ehrenamtlich mitwirkende Historikerin und Wissenschaftsmanagerin Annette Marquard-Mois aus Bernau.

Weitere Informationen: Frau Marquard-Mois, Telefon 0175-5694952

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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