An das letzte Wochenende werden sich die Motorrad-Rennsport-Fans noch lange erinnern. Zusammen haben Gemeinde Obing und dem MFG Obing eine gigantische Ausstellung und ein tolles Event organisiert und umgesetzt.
Am Samstag rollten schon Stunden vor der Eröffnung der Ausstellung, aus allen Richtungen unzählige Motorräder durch den Ort, Ziel war das Gebäude des ehemaligen Milchprüfring an der Obüzstraße, in dem 100 Jahre Obinger Motorradrennsportgeschichte zusammengetragen waren. Bei dem Rundgang durch die Halle wurden bei den älteren Besuchern viele Erinnerungen geweckt und war die Basis für sehr viele Unterhaltungen und Gesprächen. Sehr großes Interesse zogen die acht Boxen auf sich, in der jeder Rennfahrer sehr eindrucksvoll präsentiert wurde.
Rennsport in Obing und der Name Freilinger gehören seit über 100 Jahren zusammen, Karl Freilinger (*1905 – +1977) war der Pioniere mit dem die Obinger-Motorrad-Rennfahrer-Geschichte, seinen Anfang nahm. Während seiner aktiven Zeit zählte er zu den besten Sandbahnfahrern Deutschlands zählte. 52 Siege in fünf Jahren gegen die gesamte damalige Spitzenklasse sind das Ergebnis seiner erfolgreichen Laufbahn. Der Weg an die Spitze erforderte auch zu dieser Zeit viel Idealismus und Energie. Sein Motorrad, Typ A.J.S. 350 aus dem Jahr 1928 war neben Medaillen, Zeitungsberichten und seiner Fahrerkleidung, in der ihm gewidmeten Box zu bestaunen. Gleich daneben war die die Rennsportgeschichte von Franz Wimmer (*1922 – +1992) zu besichtigen. Schneidig und erfolgreich wurde der Obinger beschrieben, der in den Jahren 1946 bis 1954 zu den bekanntesten heimischen Rennfahrern zählte. Mit seinen Beifahrern Hans Wimberger aus Tacherting und Franz Oberleitner aus Obing fuhr er auf den Sandbahnen im Bayrischen Raum viele Siege heraus und stellte sowohl als Ausweis- als auch als Lizenzfahrer zahlreiche Bahnrekorde ein. Der Gesamtsieg beim Rennen in La Reole bei Bordeaux brachte sogar internationale Ehre. „Einmal Rennfahrer werden“ – schon in seiner frühesten Jugend hat Franz Wimmer davon geträumt. Als Kfz-Mechaniker in der Autoreparaturwerkstatt von Karl Freilinger war er mit diesem Vorhaben gut aufgehoben. Freilinger, der Pionier des heimischen Motorsports, war sportliches Vorbild und verständnisvoller Arbeitgeber zugleich.
Der älteste Rennfahrer Fred Huber (*1936), lobt in den höchsten Tönen die Ausstellung in Obing und spricht dem MFG ein sehr großes Lob für die viele Arbeit und die „so schöne Ausstellung“, wie er sagt, aus. Mit seinem Bruder Sepp rockten die „Huaba Buam“ couragiert, talentiert und zielstrebig ab 1958 in ihrem BMW-Seitenwagen-Gespann die Rennszene und eilten von Sieg zu Sieg. Nach ihrem „Problemrennen“, dem großen Preis von Österreich, beendete das Brüderpaar 1966 die gemeinsame Karriere, die mit zwei Deutschen Juniorenmeistertiteln und zahlreichen Podest-Plätzen recht erfolgreich war. Sepp Huber (*1934 – +2023) stieg anschließend als Co-Pilot von Arsenius Butscher und Rolf Steinhausen zum damals wohl weltbesten Beifahrer auf. Er krönte seine Laufbahn mit zwei Weltmeister- und einem Vizeweltmeistertitel. Fred Huber bewies von 1964 bis 1966 auch als Bob-Fahrer in den steilen Kurven des der Eisbahn sein fahrerisches Können. Ein Highlight der Ausstellung war sicherlich das Weltmeister-König-Renngespann von 1976 von Rolf Steinhausen und Sepp Huber, dass eigens für das Event von … nach Obing geholt wurde.
Auch am Sonntag wurde die Ortschaft am Obinger See wieder zum Mekka der Motorradfahrer, ihre Nummerntaferl waren von Passau bis München, so ziemlich alle Zulassungsbezirke aus dem Südbayerischen Raum zu sehen, sogar über die Landesgrenzen hinaus kamen die vielen Motorsportbegeisterten zu dieser einzigartigen Veranstaltung. Wie Bürgermeister Huber eingangs seiner Begrüßung sagte, habe jeder Ort seine eigene Geschichte, seine eigenen Persönlichkeiten und Obing hat seit Jahrzehnten ein sehr präsentes Thema und das ist Motorrad-Rennsport. Über 100 Jahren eine einmalige Geschichte, die in Obing geschrieben wird und weltweit bekannt. Sehr unterstützt werden die Rennfahrer seit Jahrzehnten von dem Verein MFG Obing, der auch maßgebend zur Ausrichtung dieses Event beigetragen hat. Federführend für die Organisation ist die Vorsitzende des Vereins Andrea Matter, ihr und dem ganzen Team spricht Huber ein großes Lob für so eine großartige Veranstaltung aus. Den Worten des Bürgermeisters schloss sich Andrea Matter an und sie beschreibt die Ausstellung, das ganze Event einfach nur mit dem Wort „gigantisch“. Sehr beeindrucken und bewegend, was mit der Ausstellung geschaffen wurde. Matter bedankt sich bei allen, die großartiges geleistet haben, sei es ihr Team, bei allen Unterstützern, bei der Presse, oder bei den Leuten die es dem MFG ermöglicht haben, so besondere Sachen, wie Weltmeistergespann, Europameistergespann und die ganzen Rennmaschinen für dieses Fest nach Obing bereitzustellen und nach Obing zu schaffen. All dies zeigt, so die Vorsitzende des MFG, dass es neben Fußball und Formel 1 auch noch den Motorradrennsport gibt und dieser lebendig ist.
Ohne die aktiven Rennfahrer wie Markus Reiterberger und dem über die Landesgrenzen hinaus bekannten Adi Stadler und ihren Verbindungen wäre so eine Ausstellung nicht zustande gekommen, so Andrea Matter und dafür spricht Anerkennung und herzlichen Dank aus. Adi Stadler, war es unteranderem, der die Veranstaltung hingetragen hat und die Resonanz die er aus der Motorsportwelt bekommen hat, war einfach nur sensationell, wer er sagt. Der MFG, der zu seiner aktiven Zeit gegründet wurde und Namen Konrad Liebl und später Helmut Bartlweber zählten zu wertvollen und vertrauten Unterstützern des bekannten Motorradrennfahrers, der 1984, mit 24 Jahren bei der deutsche Junioren Meisterschaft in der 125ccm-Klasse siegte und 1987 Europameister in der 125 cmm-Klasse wurde. Siege wie, der Deutschen Meisterschaft in der 250ccm-Klasse auf Honda RS250R folgten. 1996 wechselte der erfahrene Rennfahrer auf die andere Seite der Boxenmauer um die Nachwuchsrennfahrer zu betreuen und ist seit 1998 mit dabei in der Honda-Racing-Corporation.
Dicht umlagert war immer Markus Reiterberger, das Interesse an seiner Person, als der aktuelle Obinger Langstrecken-WM-Fahrer, wie an seinen ausgestellten Rennmaschinen schien schier unbegrenzt. Bekannte Gesichter aus der Motorradrennsport-Geschichte, wie auch aus dem politischen Umfeld waren zu sehen. Mit von der Partie war auch Martin Lackner, der Bürgermeister von Engelsberg und CSU-Kandidat bei der Landratswahl Traunstein, im nächsten Monat. Für ihn ein ganz besonderes Erlebnis und wie er sagte findet er es echt super, dass die Gemeinde diese Veranstaltung macht und die MFG Obing das organisiert, „echt super die Ausstellung und sehr interessant“ so seine Worte. Lackner freut sich, dass auch den Kindern was geboten ist, mit dem ADAC – Minibike-Parkour kommen genau das Richtige. Alles rundum super und einfach nur schön, wie Martin Lackner sagt. „Motorsport ist in Obing immer großgeschrieben worden und schauen wir, wie’s weiter geht“ , so Bürgermeister Josef Huber in seiner Begrüßung am Sonntag und dass es weitergehen könnte zeigten die Kids, die auf dem Parkour der ADAC Road Racing Academy mit großer Begeisterung in die Luft Rennfahrer-Szene schnuppern und hatten mächtig Spaß wenn sie mit einem Minibike ihre Runden drehten. Wer weiß, vielleicht setzen die Buben morgen, die Geschichte von einst und heute fort.
Nicht nur die Geschichte des Motorradrennsport stand im Mittelpunkt der Veranstaltung auch all die herzhaften Köstlichkeiten aus dem Grillstand von Ottmar Müller, das überaus vielfältige Angebot der 70 Kuchen und Torten, die von den fleißigen Bäckerinnen gespendet wurden, fanden freudige Aufmerksamkeit. Neben Eis und allerlei Köstlichkeiten war besten für das leibliche Wohl der vielen Besucher gesorgt. Mit von der Partie war von Honda Deutschland, aus der Niederlassung Frankfurt ein Test-Ride-Truck mit den neuersten Maschinen und den gesamten Ausrüstungs-Utensilien, die interessierte Motorradfans zu einer kostenlosen Testfahrt ausleihen konnten und die Firma Huber aus Unterbierwang mit einer tollen BMW-Motorrad-Präsentation. Die zwei Musiker von den „Barhocker“ verstanden es, die Besucher im Biergarten mit einem bunten Mix aus Stimmungsmusik griabig zu unterhalten und bei den Kindern sorgte die aufgebaute Hüpfburg für Spaß und Zeitvertreib. Alles in allem, wie Markus Reiterberger sagte, sei er stolz auf das was alles auf die Beine gestellt wurde, freut sich über das große Interesse und die vielen positiven Rückmeldungen zu dieser genialen Feier 100 Jahre Motorradrennfahrer Geschichte.
Mit lachenden Gesichtern, glücklich und voller Freude über dieses großartige Event stellten sich alle Mitarbeiter und Helfer am Abend zum Gruppenfoto zusammen. Natürlich musste als Mittelpunkt das Weltmeister-König-Renngespann von 1976 von Rolf Steinhausen und Sepp Huber mit auf das Erinnerungsfoto.
Bericht und Bilder: Emmy Künzner-Hingerl – u.a.von links: Obings erster Bürgermeister Josef Huber, Markus Reiterberger, Markus Ober, Fred Huber, Markus Huber, Adi Stadler, Thomas Reiterberger, Hans Wimmer (Sohn von Franz Wimmer) und Fritz Freilinger (Bruder von Karl Freilinger)