Gesundheit & Corona

Priener Schulheft 1950 erinnert an Pestepidemie in München

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Durch die Pandemie Corona, die seit fast einem Jahr weltweit für Sorgen und Schrecken sorgt, werden immer wieder Erinnerungen an die Pest im Mittelalter wach. Eine angestammte, 84jährige Prienerin (die namentlich nicht genannt werden will) hat in ihrem Schulheft mit Niederschriften aus der 8. Klasse einen Eintrag vom 1. Dezember 1950 gefunden. Dieser Beitrag hatte die Überschrift „Die Pest in München“ und lautete in Versform wie folgt:

Die Pest in München

In München im Land Bayern ist eine schwere Zeit,

Man hört kein Freudenwörtlein und trauert weit und breit.

Die Häuser sind geschlossen, die Straßen öd und leer.

Kein froher Sang erschallet und still ist´s rings umher.

Geh nicht zu deinem Nachbar, schließ dich ins Kämmerlein,

laß reichen dir mit Zangen das Brot zum Fenster rein!

Und wär dein Bruder draußen und auch dein eigen Kind,

laß unberührt sie stehen und fliehe nur geschwin!

Man betet in den Kirchen und hält kein frohes Mahl,

die Pest ist´s, die mit Grausen durchzieht das Isartal.

Die Reichen wie die Armen, sie sterben alle hin,

Es müssen Jung´ und alte schnell aus dem Leben zieh´n.

Und wer will sie bestatten, die so gestorben sind?

Kaum daß ein Totengräber sich für die Leichen find´t.

Laut Überlieferungen  ist ziemlich sicher, dass es um das Jahr 1635 herum eine Pestepidemie in München gab, bei der circa ein Drittel der Bevölkerung starb – ungefähr 7.000 der 22.000 Münchnerinnen und Münchner. Die Pest wurde von Flöhen übertragen, die die Ratten mit sich schleppten.

Fotos: Hötzelsperger – Heft-Titel und Niederschrift

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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