Land- & Forstwirtschaft

Priener G´schichten: Flüssiger Winterzauber vom Fritz´n Hof

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ob Brand, Likör, Saft oder Essig: Bauernhöfe und Brennereien in und um Prien zaubern Energie für die kalte Jahreszeit – Was sie wohl besonders empfehlen könnten? Die Frage bekommen Theresia und Georg Rappel jeden Tag einmal gestellt. Immer dann, wenn Besucher den kleinen Laden im „Fritz’n Hof“ zum ersten Mal betreten, kommt über kurz oder lang dieser Wunsch nach einer Entscheidungshilfe. Die Antwort darauf ist jedes Mal die gleiche: „Ausprobieren!“ Denn ob sich der Gaumen nun mehr über ein Zwetschgenwasser freut oder über einen Johannisbeergeist, ob dort ein Birnenbrand besser „ankommt“ oder ein Mirabellenlikör, „das ist bei jedem anders“, sagt Georg. „Was beim einen die größte Begeisterung auslöst, kann beim nächsten schon dazu führen, dass er das Gesicht verzieht.“

Brand, Likör, Saft und Essig aus Äpfeln – In der zweiten Generation schon betreibt das Ehepaar auf seinem Bauernhof in Rimsting, oben an der Ratzingerhöhe, eine Brennerei und Mosterei. Ein Blick auf die Obstbäume am Hang, hinter denen der Chiemsee in der Nachmittagssonne glitzert, zeigt auf Anhieb den wichtigsten Rohstoff für ihre Arbeit: Äpfel. Manche, wie die „Jakob Fischer“, sind schon lange abgeerntet, andere, wie Elstar oder Reglindis, warten noch auf die Ernte. Das Ziel ist für alle das gleiche: Haltbar zu sein für den Winter, in flüssiger Form, als Brand, Likör, Saft, Essig.

Überraschung im Glas aus Ingwer und Quitte – Wo das Handwerk des Brennens zur Kunst wird, das zeigt sich an anderen Obstsorten. Die Quitte etwa, beileibe keine Frucht zum Reinbeißen, wird in Georg Rappels Distille zu einem Gaumenschmaus. Auch dem Ingwer lassen sich in „geistiger“ Form überraschende Seiten abgewinnen. Genauso wie dem „Tannspitz“. Dass sich aus den zarten Trieben der Nadelbäume feiner Honig oder Sirup machen lässt, hat sich schon herumgesprochen. In gebrannter Form kommt vom Fritz’n Hof eine spannende Variante dazu. Am Hans’l Hof wirken ebenfalls die Kräfte der Natur weiter, während sich diese zur Winterruhe zurückgezogen hat. Nicht nur im Stall des Bauernhofs, sondern erst recht in der Brennerei. Nach einem Geheimrezept entsteht der hauseigene Kräuterlikör. „Vom Großvater, der sich 1945 mit der Brennerei selbständig gemacht hat, stammt das Rezept. Er hat die Mischung entwickelt“, berichtet Lorenz Obermüller, der den Betrieb nun in dritter Generation führt. Die Kunst, aus heimischen Pflanzen und Obst­sorten schmackhafte Brände und Liköre zu erzeugen, liegt also in der Familie.

Von der Streuobstwiese in die Brennerei – Dazu gehört zum Beispiel das genau Wissen um das richtige Lagern der Obstmaische in großen, alten Eichenfässern. Wobei die Natur ein gutes Stück mithelfe, meint er, gerade hier am Chiemsee würde sie interessante Kräfte freisetzen. „Das ist in der Tat ein Reiz bei meiner Arbeit, dass man aus unserem Klima etwas so Gutes machen kann“, sagt er zu den Kostbarkeiten, die frisch von den Streuobstwiesen der Region in seine Brennerei kommen.

Jeder Brand hat seinen eigenen Charakter – Geduld müsse man dazu auch mitbringen, das sei im wahrsten Sinn „natürlich“, wo die Natur eine so wichtige Rolle spiele. Beim Kräuterlikör etwa bedarf es einer Zeit von vier Monaten im Ansatz, bevor er sich abfüllen lässt. Auch die Birnen für sortenreine Schnäpse müsse man etwas länger lagern, damit sich die Aromen entfalten. Dafür lassen die gebrannten Ergebnisse dann im Winter teilhaben an der Energie, die in den Zutaten enthalten ist, die im Sommer oder Herbst geerntet wurden. Im Hofladen zeigt Obermüller auf die abgefüllten Brände, Liköre und Geiste, die in unterschiedlichen Lichttönen strahlen, kristallklar die einen, sonnig golden die anderen. „Jeder hat seinen eigenen Charakter“, kommentiert er den Anblick.

Milch ab Hof: Frisch von der Kuh „gezapft“ – Noch einmal einen ganz anderen Zugang zu einer flüssigen Köstlichkeit bietet der Regerlhof im Priener Ortsteil Ernsdorf. Bei Gisela, Bea und Elessia handelt es sich in diesem Fall aber nicht um Obstsorten, sondern? „Das sind die Namen von einigen unserer Milchkühe“, lacht Marianne Fischer. Die stehen im Stall nebenan, während vor der „Milchtankstelle“ am Hof immer wieder ein Auto oder eine Gruppe Radler vorfährt, die sich auf dem Automaten frische Rohmilch abfüllen. „Aus hygienischen Gründen geht das Milchholen nicht mehr so wie früher. Einfach mit der Kanne aus dem großen Topf schöpfen“, sagt die Bäuerin. „Darum haben wir eine Möglichkeit geschaffen, an der sich die Menschen bequem ihre frische Milch holen können.“ Stammkunden, zum Teil von weiter her, brächten meist ihre eigenen Behälter mit, in die sie die gewünschte Menge abfüllen. Für alle anderen stehen Flaschen zum Kauf bereit, genauso wie Honig oder Rohmilchkäse, die ebenfalls stark nachgefragt sind. „Die Leute sind auf den Geschmack gekommen“, meint Marianne Fischer. „Milch, unverarbeitet direkt ab Hof – ein Genuss, der auf der Zunge zergeht.“ Das gilt für alle regionalen Köstlichkeiten aus Prien.

Bericht und Foto: Prien Marketing GmbH – Theresia Rappel vom Fritz´n-Hof

 

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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