Freizeit

Priener bastelt Uhren nach Schwarzwälder-Tradition – Holzräder-Uhren wie im 17. Jahrhundert

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Während heutzutage aufgrund technischer Fortschritte die meisten Menschen immer mehr noch digitalen Vorteilen schielen, schaut der Priener Pensionär Friedrich Pfaff immer weiter in der Herstellungs-Handarbeit bei Uhren zurück. Das Interesse des Hobby- und Uhren-Bastlers gilt dabei ganz besonders der echten Schwarzwälder Uhr, der Kuckucks-Uhr und seit neuestem den allerersten Holzräder-Uhren aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Friedrich Pfaff stammt selbst aus dem Schwarzwald, seine Jugend verbrachte er in Furtwangen. Schon als Kind kam er mit Holz und Uhren immer wieder in Berührung, doch Berufspflichten als Industrie-Mechaniker und mehrere Ortswechsel brachten es mit sich, dass er das Interesse für den Selbstbau von Uhren zurückstellen musste. Seit gut zehn Jahren lebt Pfaff im Chiemgau, in dieser Zeit hat er sich vielfältig mit Traktor- und Auto-Modellen – zum Teil zusammengebaut aus Zündhölzern- beschäftigt. Als Mitglied beim „Verein der Schwarzwald-Uhr“ machte er sich immer zeitintensiver daran, alte Schild- und Kuckucksuhren zu reparieren sowie ganz individuelle Uhren zu basteln. In der Regel waren und sind 50 bis 60 Arbeitsstunden erforderlich, um eine neue Uhr von Grund auf zu bauen und funktionstüchtig zu machen. Die neuesten Fertigstellungen sind eine ganz besondere Rarität und ehrgeizige Herausforderung. Die allerersten im Schwarzwald gebauten Uhren waren sogenannte Holzräder-Uhren. In seiner kleinen Werkstatt in Prien-Ernsdorf tüftelte Pfaff so lange, bis alle aus Holz gemachten Zähne des Räderwerkes so ineinander passten, dass die angezeigten Zeiten auch stimmten. Zu diesen Holzräder-Uhren gibt es für Bastler und Tüftler ganze Bausätze, aber Pfaff wollte alle Teile selbst erstellen. Die alten Uhren, die zum Teil nur Stunden-Zeiger, aber weder Minuten-Zeiger noch Schlagwerk hatten, benötigten als Regulativ bei Wetterumschwung oder veränderter Luftfeuchtigkeit einen hölzernen Waagebalken. Da Holz bekanntlich „arbeitet“, musste es so fest bzw. hart wie möglich sein. Früher verwandte man Buchenholz, dann Bastelholz und heutzutage werden die sensiblen Bestandteile aus Metall gemacht, damit die Uhren noch genauer gehen.

Der Ursprung der Schwarzwälder Uhr und der ersten Holzräder-Uhren ist in Waldau der dortige Gasthof. Die ersten Schwarzwalduhr, eine sogenannte Waaguhr ganz aus Holz wurde 1667 von den Brüdern Georg und Mathias Kreutz geschaffen. Waldau entwickelte sich fortan zu einem Uhren-Eldorado, um 1790 waren dort 11 Uhrenmeister und 17 Uhrenhändler ansässig. 1850 gab es dann bereits 26 selbstständige Uhrenmeister, die örtlichen Bauernsöhne trugen die fertigen Uhren durch ganz Europa. Wie Friedrich Pfaff weiter zu berichten weiß, wurde eine Kunstuhr des Meisters Mathias Hummel der russischen Zarin Katharina übergeben, was für das Land Russland der Beginn des Uhrenhandels bedeutete.

Die beiden ersten Holzräder-Uhren sind nunmehr als Prototyp fertig, ihr Funktionieren bedarf mehrmals täglich das Aufziehen mit den angebrachten Gewichten. „Im Kopf habe ich noch viele Motive und Modelle, in jedem Fall sollen auch die weiteren Schöpfungen richtige Unikate sein, gerne auch nach den persönlichen Wünschen und Vorstellungen eines Bestellers“ – so Friedrich Pfaff, der sich mit seiner Lebenspartnerin Edith Behling auch bei Design und Beleuchtung immer wieder was Neues und passend zum zukünftigen Standort einfallen lässt. Friedrich Pfaff macht nicht nur Sonderanfertigungen für Kuckucks- oder für Wappenuhren, er repariert auch Uhren mit Schlagwerken aller Art. „Eigene Freude bereiten mir vor allem die Lösungen zur Freude der Menschen, die mir ihre Uhren oder Wünsche anvertrauen“ – damit bringt der Uhren-Bastler zum Ausdruck, dass man sich auch in seinem Uhren-Museums-Haus die Vielfalt der gebauten und gesammelten Unikate anschauen kann. Eine vorherige telefonische Anmeldung unter der Telefon-Nummer 08051-1821 ist allerdings erwünscht.

Fotos: Hötzelsperger – Friedrich Pfaff, Uhren-Bastler aus dem Schwarzwald und Wahl-Priener mit seinen ersten Holzräder-Uhren.

Nähere Informationen: Friedrich Pfaff, Telefon 08051-1821

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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