Kirche

Prien: Jugendliche berichtet über Freiwilligenjahr in Westafrika

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am Kirchweih-Sonntag, 18. Oktober kommt auf Anregung der Erzdiözese München-Freising zum Gottesdienst in der Pfarrkirche “Maria Himmelfahrt”  die Jugendliche Jana Schmitt, die von ihrem Freiwilligenjahr in Westafrika erzählt und dabei auf den Weltmissions-Sonntag am 25. Oktober hinweist. Die Samerberger Nachrichten konnten mit Jana Schmitt vorab folgendes Gespräch führen. Gottesdienst-Beginn ist um 10 Uhr.

                                                                                                                                                                                                                                  Interview: 5 Fragen – 5 Antworten: Jana Schmitt

  • Du hat ein Freiwilligenjahr in Senegal begonnen, das wegen Corona leider vorzeitig beendet worden ist. Was hast du dort gemacht?

Über „weltwärts“, ein Programm des BMZ, habe ich im vergangenen September meinen (ursprünglich) 12-monatigen Freiwilligendienst im Senegal zusammen mit meiner Mitfreiwilligen Annegret angetreten. Mein neues Zuhause und Lebensmittelpunkt war die 600.000-Einwohner-Stadt Thiès, die zudem auch die Partnerdiözese meiner Heimatstadt Bamberg ist. Die katholische Kirche ist dort Träger mehrere Kindergärten und Bildungseinrichtungen, unter anderem der des „Collège St. Gabriel“, einer weiterführenden Schule im Stadtteil „Petit Thialy“. In dieser Schule, wo sowohl christliche als auch muslimische Kinder von der 5. Klasse bis zum Abitur unterrichtet werden, ergänzte ich bis zu meiner Abreise im März das Kollegium. Meine Hauptaufgabe war es, im Deutschunterricht zu assistieren und den Schülern im Rahmen des Lehrplans oder des freiwilligen „Deutschclubs“ die deutsche Kultur näherzubringen. Darüber hinaus bekamen wir öfters Besuch von Gruppen und Delegationen aus Deutschland, die der Diözesan-Partnerschaft wegen nach Thiès reisten und die wir dann – als Vertreterinnen dieses deutsch-senegalesischen Austausches – immer etwas herumführen und begleiten durften.

  • Was war deine Motivation, in den Senegal zu gehen?

Mir war schon länger klar, dass ich vor dem Studium nochmal was erleben will und ins Ausland reisen möchte. Ich wollte etwas Neues sehen, eine neue Kultur und Sprache kennenlernen und erst einmal weit weg. Denn wenn nicht jetzt, wann dann? Mein Wunsch war es, meinen Freiwilligendienst in einem afrikanischen Land zu machen, weil ich oft das Gefühl habe, in der Schule sowie in Politik und Medien viel zu wenig über den Kontinent, seine Kultur und Geschichte zu erfahren. Sobald diese Entscheidung fest stand, fügte sich der Rest ganz schnell zusammen. Ich erfuhr von der Partnerschaft zwischen Bamberg und dem senegalesischen Thiès und hatte sofort ein gutes Gefühl. Eine tolle Gastfamilie, die Landessprache Französisch, meine Traumstelle in der Schule und der enge und persönliche Austausch zwischen den beiden Städten machten mir die Entscheidung am Ende ganz leicht. Letztes Jahr nach dem Abitur war es dann soweit und ich konnte das große Abenteuer endlich antreten.

  • Was hat am meisten Eindruck hinterlassen?

Bei einer für mich so neuen und anderen Kultur waren das natürlich viele Dinge, die sehr eindrucksvoll waren. Aber am meisten hat mich die herzliche Gastfreundschaft und der tolle Zusammenhalt zwischen den SenegalesInnen begeistert. Um zu verstehen, was daran so besonders ist, ist es sehr wichtig den Hintergrund zu kennen: Im Senegal gibt es nämlich über 90% Muslime und nur circa 5% Christen, die dementsprechend eine Minderheit im Land bilden. Ganz anders als in anderen Ländern, wo eine solche religiöse Verteilung oft problematisch ist und zu Konflikten führt, leben die Menschen im Senegal mit ihren christlichen und muslimischen Nachbarn friedlich Tür an Tür. Es wird seit jeher sehr viel Wert auf den interreligiösen Austausch und Dialog gelegt und aktiv in das friedliche Zusammenleben investiert. Es gibt zum Beispiel die wundervolle Tradition, an muslimischen und christlichen Feiertagen, wie zum Beispiel Weihnachten oder Eid Mubarak (das muslimische Fastenbrechen nach dem Ramadan), den Nachbarn der jeweils anderen Religion etwas vom gekochten Festmahl abzugeben und sie so an der Feier teilhaben zu lassen. Solche Gesten und Bräuche haben mich immer wieder sehr berührt und machen Senegal für mich zu einem großen Vorbild in Sachen Toleranz und Gemeinschaft!

  • Wie sehen deine weiteren Pläne aus?

Zeit zum Pläneschmieden hatte ich nach unserer sehr überstürzten Abreise aufgrund der Coronakrise nun ja genügend. Im November beginne ich mein Studium in Freiburg. Dort werde ich deutsch-französische Politikwissenschaft studieren und vielleicht ja schon bald für ein Praktikum oder ähnliches in den Senegal zurückkehren.

  • Was ist deine Motivation, dich beim Monat der Weltmission zu engagieren?

Das diesjährige Motto „Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“ und natürlich die Beispielregion Westafrika spielen eine sehr wichtige Rolle für mich. Während meiner Zeit im Senegal habe ich vieles erlebt und gelernt, unter anderem auch, wie lebendig und tolerant Glaube gelebt werden kann. Während das religiöse Zusammenleben dort wunderbar und in Frieden funktioniert, sieht es in vielen Ländern der Welt, wie zum Beispiel auch in dem westafrikanischen Nachbarland Mali, leider ganz anders aus. Ich möchte meine Erfahrungen, die ich während meines Freiwilligendienstes in der Diözese Thiès machen konnte, gerne in den Monat der Weltmission mit einbringen, mit anderen teilen und zu mehr Solidarität inspirieren!

Foto:  Jana Schmitt, sie berichtet am Kirchweih-Sonntag um 10 Uhr beim Priener Gottesdienst über ihr Freiwilligenjahr in Westafrika

Das Interviwe führte: Sandra Tjong, Missio München

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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