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Podiumsdiskussion Autismus mit Staatsministerin Kerstin Schreyer

Was macht das Leben von Autistinnen und Autisten so schwer? Welche Hilfen sind nötig, um die Betroffenen zu entlasten und zu unterstützen? Um auf die Situation von Menschen aus dem Autismus-Spektrum aufmerksam zu machen und mehr Bewusstsein zu schaffen, lud Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner (CSU) in Zusammenarbeit mit dem Verein Autismus Rosenheim e.V. zu einer Diskussionsrunde ins Rosenheimer Bildungszentrum. Auch Bayerns Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales Kerstin Schreyer, MdL war Stöttners Einladung gefolgt.

Mit bewegenden Worten beschrieb Birke Opitz-Kittel, selbst Autistin und aktives Mitglied im Autismus-Verein Rosenheim aus ihrer Kindheit und ihrem Alltag. Als Kind sei sie immer Außenseiterin gewesen und habe unter Mobbing gelitten. Bereits im Kindergarten hätten die anderen Kinder ihr „Anderssein“ sofort bemerkt. „Zwischenmenschliche Interaktion fällt mir sehr schwer“, sagte die fünffache Mutter. In ihrer Familie finde sie aber Halt und den nötigen Rückzugsraum, um sich von der täglichen Reizüberflutung zu erholen. An lauten, hektischen Orten trägt sie stets eine Sonnenbrille und auch einen lärmreduzierenden Kopfhörer.

Staatsministerin Schreyer erläuterte den aktuellen Stand bei der Erarbeitung der Autismus-Strategie in Bayern, an der auch Vertreter aus Rosenheim mitarbeiten. „Mir ist wichtig, dass wir eine Strategie entwickeln, damit Menschen, die eine Autismus-Störung haben, einen Platz in unserer Gesellschaft finden“, sagte Schreyer. Sie betonte zudem die Bedeutung von „passgenauen Lösungen“ für die Betroffenen und ihre Familien. Es gehe darum, darauf zu schauen, was man in Bayern bereits an Ansätzen habe, aber auch darum, was man noch brauche.

Die Rosenheimer Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Eva Maria Paas erläuterte, mit welchen Sorgen und Nöten ihre autistischen Patientinnen und Patienten zu kämpfen haben. Gerade das Thema Schule sei ein riesiges Problem. „Ich wünsche mir, dass keine Kinder mehr von Schulen ausgeschlossen werden. Das sind oft harte Kämpfe, die da geführt werden müssen, wenn es um die Rechte der autistischen Kinder geht oder eine Schulbegleitung bewilligt werden soll“, sagte Paas.

Einen besonderen Einblick in ein Unternehmen, das die Potentiale von Autistinnen und Autisten erkannt hat und nutzt, gewährte Ramona Öller von der Firma „auticon“. 75 Prozent der Mitarbeiter des weltweit aktiven Unternehmens aus der IT-Branche stammen aus dem Autismus-Spektrum. Öller erklärte, wie man durch teilweise einfach Maßnahmen, die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse der einzelnen Autisten anpassen kann. Auch Opitz-Kittel beschrieb, was ihr helfe. Allerdings sei das Autismus-Spektrum so weit, dass jeder Betroffene individuelle Lösungen brauche.

Klaus Söttner zeigte sich im Anschluss an die Veranstaltung tief beeindruckt von der Arbeit des Autismus Rosenheim e.V. und den angesprochenen Problemen rund um das Thema Autismus: „Lerneffekt war heute, dass was getan werden muss – und zwar mehr, als nur das Problem zu beschreiben und auf vier Jahre eine Strategie zu erarbeiten. Die Probleme liegen jetzt schon auf dem Tisch“. Die Chancen und Talente von Autisten müssen seiner Ansicht nach besser genutzt werden.

Diesem Ziel hat sich auch der Autismus Rosenheim e.V. verschrieben, dem ein Austausch mit Betroffenen auf Augenhöhe besonders wichtig ist und der im Vorfeld der Podiumsdiskussion erstmals eine Messe zum Thema veranstaltete. Circa 500 Besucherinnen und Besucher informierten sich bei den 30 Ausstellern und Kooperationspartnern des Vereins aus dem ganzen Bundesgebiet über aktuelle Angebote für Betroffene, deren Angehörige und Fachkräfte.

Text und Foto: Abgeordnetenbüro Klaus Stöttner

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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