Brauchtum

Pfingst-Botschaft des Deutschen Trachtenverbandes

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Liebe Mitglieder in der deutschen Trachtenfamilie, liebe Freunde des Deutschen Trachtenverbandes,

Pfingsten steht vor der Tür, es ist das Fest, wo die Natur aufbricht uns ihre schönsten Blüten zu schenken. Für uns ist Pfingsten die Ankunft des Laubmannes, das Pfingstreiten oder Hahnenschlagen, auch der Pfingsttanz unter der grünenden Linde gehört zu Pfingsten. Alle diese schönen Traditionen wird es 2020 nicht geben, weil wir uns in den Fängen einer gefährlichen Pandemie befinden.

Es gibt viele Ideen, wie wir diese Krise überwinden können. Die einen schwören auf den Rausch im Netz und verfangen sich dabei. Die nächsten denken bereits, dass Tagungen nicht mehr notwendig sind, weil man doch Skypen kann, andere wiederum verzichten auf den Bummel durch die Innenstadt, dank Online-Handel. Ich wünsche mir ein Ende der Beschränkungen, einen Sieg der Medizin über die Korona-Pandemie. Ich will endlich wieder ohne Hintergedanken Corona essen dürfen, denn das ist meine Lieblings-Erdbeersorte, Korona ist auch ein schmackhaftes mexikanisches Bier und eine erfolgreiche Fußballmannschaft in Gothas polnischer Partnerstadt Kielce. Ich wünsche mir „mehr Verein“, denn im Wort Verein, steckt das Wörtchen „ein“, ja, wer im Verein ist, der will sich „einen“, der hat „ein“ Ziel und das dürfen wir bei allen schlimmen Nachrichten in den Medien nie vergessen. Wir, die wir Trachten tragen, wir sind „EIN“ und dass für ein ganzes Leben. Wer eine Tracht trägt, der schließt einen Bund, der stärker ist, als ein Eheversprechen. Uns kann kein Gesetz trennen, wir sehen schon von weitem, dass wir zusammen gehören. Ich habe schon einige neue Geschichten zur Historie meines Heimatortes Wechmar verfasst, habe mich um eine kleine Ausstellung im Landhaus Studnitz unserem schönen Vereinshaus gekümmert, Anita hingegen unsere Schatzmeisterin hat einen Antrag bei der Thüringer Aufbaubank gestellt, wo Vereine in der Unterhaltung ihrer Vereinshäuser unterstützt werden. Ich hoffe  sehr, dass auch ihr alle in Euren Bundesländern diese Möglichkeiten der Unterstützung genutzt habt.

 Ich höre landauf landab Kritik, dass Tanzschulen öffnen dürfen, aber Volkstänzer nicht tanzen dürfen. Warum eigentlich? Weil wir keine Tanzschule brauchen? Weil unsere Tanzschule unser Verein ist? Egal, schreibt draußen ans Tor “Hier tanzt und probt heute die Tanzschule der Trachtengruppe……“. Auch wir kennen Tänze, wo wir uns nicht berühren müssen, auch wenn wir es gern wollen. Also, seit kreativ und steckt die Köpfe nicht unter die Tracht! Natürlich mache auch ich mir Sorgen, dass Mitglieder wegbleiben könnten, wenn wir uns lange nicht treffen können, dass Mitglieder ins Netz abrutschen und nicht zurückkehren zum Chorgesang oder auf den Tanzboden. Wenn der Welt größtes Fest oder besser gesagt, der „größte Tourismusmagnet der Welt“ abgesagt wird, dann fehlt etwas, was zur deutschen Kultur gehört. Auch wenn alle sagen, sie gehen nicht zum Münchner Oktoberfest, ich liebe den Einzug der Wiesnwirte, bin fasziniert vom Trachten- und Schützenzug und auch das Flair der „Oidn Wiesn“ ist himmlisch – all das, wird nicht nur mir fehlen, aber ich weiß, 2021 gibt’s ein NEUES!

Viel mehr bin ich in Sorge um die EUROPEADE. Seit Gründung hat es jedes Jahr ein Festival gegeben, egal, wie groß die Not Europas war, egal, wie lange dieser Kontinent unter Mauer und Stacheldraht litt. 2020 gibt es zum ersten Mal kein Festival der europäischen Kultur und wenn Europa nicht endlich erkennt, dass dieses Treffen, das Einheits-Fest Europas ist, dann ist es traurig um die europäische Zukunft bestellt. Wir Ausrichterstädte stehen vor neuen großen Herausforderungen, wir müssen bereits Teilnehmer trennen durch Sicherheitskonzepte, jetzt werden wir wahrscheinlich noch Hygiene- und Abstands-Normen erfüllen müssen und so die Kosten ins Unbezahlbare treiben. In Brüssel und Straßburg muss endlich Schluss sein nur über Europas Kultur zu reden, finanzielle und Projektförderung sind wichtiger denn je.

Liebe Freunde, im Herbst 2020 werden wir die Pandemie überwunden haben, darüber bin ich mir sicher und genau aus diesem Grunde ist der Herbst 2020 die Jahreszeit des Aufbruchs. Bunt wie der Herbst, so sind seit Jahren unsere Themen, nehmt deshalb den „Tag der Tracht“ am dritten Sonntag im Oktober und zeigt unseren Mitgliedern, eurer Nachbarschaft, zeigt der ganzen Welt – wir stehen für ein modernes zukunftsfähiges Heimatbewusstsein.

Seid BUNT, sagt Euch BIN – Unternehmenslustiger – Natürlicher – Trachtenträger!

 Ich bin gespannt, wer in der Korona-Pandemie die schönste Heimat- und Trachtengeschichte oder den besten Trachten-Lebens-Bericht niedergeschrieben hat. Unser Ehrenschatzmeister Hubert Hergenröther hat es bereits getan, wundervoll, wie er die Jahre in Tracht in Szene gesetzt hat. Sagt uns und ehrt, wer neues im Vereinshaus geschaffen, probt gleich am ersten Tag die völlig neue Choreografie Eures Tanzleiters, geht’s zur ersten Probe mit unseren Jüngsten nicht gleich auf den Tanzboden sondern macht zuerst einen Spielkreis und jeder soll reden, was er auf der Seele brennt.   Ich möchte euch vorschlagen, sobald Vereinsarbeit wieder möglich ist, holt unsere Mitglieder zusammen und macht einfach mal einen „KNÄTSCH – ABEND“ ohne Themen, ohne Tagesordnung usw. Ich glaube, das tut gut und ist notwendig, wenn ihr dazu noch eine gute Thüringer Bratwurst und ein einheimisches Bier im Angebot habt, ist die schlimme Zeit schnell vergessen.

 Auf zu neuen Ufern-der „Tag der Tracht“ am 18. Oktober 2020, muss unser Neuanfang sein. Bleibt gesund, grüßt mir alle Euer

Knut Kreuch Präsident des Deutschen Trachtenverbandes e.V.   –  Landesvorsitzender des Thüringer Landestrachtenverbandes e.V.

Fotos vom Deutschen Trachtenfest in Lübben 2019 von Rainer Nitzsche

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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