Kultur

Otfried-Preußler-Lesung in Aschau i. Chiemgau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Potzblitz noch einmal, so behandelt man doch keinen Räuber“, beschwert sich der Räuber Hotzenplotz, nach seinem Ausbruch aus dem Feuerwehrhaus, in dem ihn Wachtmeister Dimpflmoser 14 Tage schmoren ließ. Jetzt kann er in Freiheit wieder seiner geregelten Räubertätigkeit nachgehen und im Wald die Reisenden überfallen und ausplündern. So stellt er sich das zumindest vor, dabei hat er aber die Rechnung ohne Kasperl und Seppel gemacht, die ihn ganz schnell wieder einfangen und zur sicheren Verwahrung im Gefängnis abliefern.

„Ich bin ein Geschichtenerzähler“, sagte Otfried Preußler immer von sich; wer das immer noch nicht wissen sollte, der konnte sich im Behandlungszentrum Aschau (BZ Aschau) bei der großen Lesung zum sechsten Todestag von Otfried Preußler persönlich davon überzeugen.

Räuber Hotzenplotz kam mit seiner Pfefferpistole quicklebendig zur Lesung in die „Talstation“ des BZ Aschau. Im Sommer letzten Jahres erschien das Buch „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ aus dem Nachlass von Otfried Preußler und machte natürlich sofort seinen Weg ins Behandlungszentrum nach Aschau. Das „Kasperltheater zwischen zwei Buchdeckeln“ fand allgemeinen Anklang bei den Kindern aus dem BZ Aschau und ihren Gästen. Der neue Geschäftsführer des BZ Aschau, Simon Leicht erinnerte an das langjährige segensreiche Wirken von Otfried Preußler für das Behandlungszentrum in Aschau. „Seit weit mehr als 40 Jahren besteht diese Verbindung unseres Hauses zu Otfried Preußler und seiner Familie, sie entstand durch mehrere Besuche von ihm in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts; Otfried Preußler war ein Mensch, der etwas tun wollte, der anderen helfen wollte. Auch nach seinem Tod wirkt Otfried Preußler weiter für das BZ Aschau“. Seit 1992 war er Erster Vorsitzender der von ihm mitbegründeten gemeinnützigen Vereinigung „Hilfswerk für die Orthopädische Kinderklinik Aschau“, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die jungen Patienten und ihre Familien in Notfällen zu unterstützen.

Über den Namen des bekannten Buchautors, der zeitlebens für Kinder und damit auch für spätere Erwachsene schrieb, kam das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach in den vergangenen Jahren zu seiner Bekanntschaft mit dem Behandlungszentrum in Aschau. Studiendirektor Martin Netter besuchte an diesem Abend, gemeinsam mit einigen Schülerinnen, die Pateneinrichtung in Aschau. Immer wieder besuchen Schülerinnen aus Pullach das Haus in Aschau, um sich bei der alltäglichen Arbeit selbst ein Bild von den anfallenden Arbeiten im Behandlungszentrum zu machen.

Für die meisten Besucher eröffnete diese Lesung die Bekanntschaft mit Otfried Preußlers im vergangenen Jahr posthum erschienenen Buch vom Räuber und der Mondrakete. Das Kasperlstück machte an diesem Abend die schlesische Märchenwelt für die Besucher aus Aschau und vom Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach wieder lebendig.

Günther Mayer übernahm den Part des Erzählers und führte die Zuhörer in die Geschichte ein. Wachtmeister Dimpflmoser – gesprochen vom Chefarzt der Anästhesie, Dr. Peter Konsek – eröffnete Kasperl (Philipp Manuel Riedl), Seppel (Sebastian Meierdiercks) und der Großmutter (Julia Prokopski), dass sie das Haus nicht mehr verlassen und nicht mehr in den Wald gehen dürfen, weil der Räuber Hotzenplotz (Doris Gschlößl) aus dem Spritzenhaus ausgebrochen ist. Die amtliche Bekanntmachung und den Steckbrief dazu verlas Geschäftsführer Simon Leicht. Da die Großmutter aber den beiden Schwammerl und Knödel als Mittagessen versprochen hat, machen sich Kasperl und Seppel daran, im Wald zuerst den Räuber einzufangen und dann genügend Schwammerl fürs Essen heimzubringen. Zwei Dutzend Knödel von der Großmutter sind eine Belohnung, für die man schon einmal einen Räuber fangen kann.

Seit fast drei Generationen werden die Bücher von Otfried Preußler gelesen und die Figuren daraus sind allen Kindern vertraut, im BZ Aschau sind sie für alle Patienten, Bewohner und Mitarbeiter Basiswissen. Die Gruppen der Tagesstätte im BZ sind nach seinen bekanntesten Werken benannt: von der „Kleinen Hexe“ dem „Kleinen Gespenst“ und dem „kleinen Wassermann“, über den „Räuber Hotzenplotz“, „Hörbe mit dem großen Hut“, „Pumphutt“ bis hin zu den „Abenteuern des starken Wanja“. Der Chor des Aschauer Behandlungszentrums sowie Heidi Beck und Simone Auer umrahmten den Abend musikalisch.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg – Friedlich vereint: Räuber Hotzenplotz (Doris Gschlößl) mit Kasperl (Philipp Manuel Riedel), Großmutter (Julia Prokopski) und Seppel (Sebastian Meierdiercks) nach der sechsten Otfried Preußler Gedächtnislesung in der Heilpädagogischen Tagesstätte Aschau.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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