Leitartikel

Oktoberfest: Gespräch mit Festring-Präsidenten Knoll

Nach zweijähriger Zwangspause soll in diesem Jahr wieder ein Oktoberfest stattfinden. Einen enormen Beitrag zum Gelingen leistet dazu der Festring München e.V.. Bayernbund-Landesvorsitzender Sebastian Friesinger und WBR-Redakteur Fritz Lutzenberger trafen den Präsidenten des Festrings Karl-Heinz Knoll in seinem Wohnort Schliersee.

Frage: Millionen Menschen kennen die Veranstaltungen des Festrings im Umfeld des Oktoberfestes wie den Einzug der Festwirte und Brauereien, den Trachten- und Schützenzug oder die Oide Wiesn. Aber nur wenige kennen den Festring selbst. Wer ist denn der Festring und was sind seine Ziele und Aufgaben?

Der Festring München ist entstanden aus dem früheren Münchner Verkehrsverein, eine Art Fremden- oder Touristen-Informations-Organisation. Gäste sollten ja heute keine Fremden mehr sein, sondern Freunde. Wir haben ca. 150 Mitglieder die sich der Förderung des Münchner- und bayerischen Brauchtums verschrieben haben. Im Präsidium und im Beirat sind praktisch alle Organisationen vertreten, die mit Brauchtum zu tun haben. Also, Politik, Brauereien, Sportschützen, Gebirgsschützen, Trachtenvereine, Schausteller, Marktkaufleute, „Große- und Kleine Wiesenwirte“ und private, sehr engagierte Damen und Herren. 2001 wurde ich von den Münchner Brauereien zur Rettung des Festrings entsandt, -wegen finanzieller Not, durfte sogar eine japanische Brauerei beim Zug mitgehen -.

Seither ist mit Hilfe der Landeshauptstadt München und der Münchner Brauereien die Zukunft des Festrings gesichert. Zwischenzeitlich sind viele Veranstaltungen zur Förderung hinzugekommen. Der Festring unterstützt gemeinnützige Organisationen auch finanziell, im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Frage: In diesem Jahr wird es nach der zweijährigen Zwangspause wieder ein Oktoberfest geben. Sind Sie optimistisch, dass alles klappen wird und können sie Ihre Programmpunkte wie gewohnt wieder realisieren?

Wenn keine Absage kommt, können wir unser Programm wie gewohnt bieten.

Frage: Ein besonderer Anziehungspunkt wird wieder die Oide Wiesn sein. Wie ist sie eigentlich entstanden und was macht den Erfolg der Oidn Wiesn aus?

Der Festring wurde vom damaligen OB Christian Ude beauftragt, einen Vorschlag für die Jubiläumsfeiern zu machen. 3 Jahre vor dem Jubiläum, 2010, begannen wir mit der Planung: eine Wiesn wie früher, Pferde-Rennen, historische Landwirtschaft, Holzarbeit mit Pferden.

Die erste Idee war ein Pferderennen wie vor 200 Jahren, das wir dann mit dem Bauernverband und dem Kaltblut-Zuchtverband perfekt realisieren konnten. Wir mussten dazu einen großen Ring mit Sicherheitszonen aufbauen. Aber wer erlebt hat, wie dann die Noriker und Haflinger herumgaloppiert sind, wird das so schnell nicht vergessen.

Täglich wechselnde Trachtenvereine zeigten die gesamte Bandbreite ihres Könnens. Zusätzlich zur Stammkapelle musizierten weitere Musik-Vereine aus ganz Bayern. Aber auch die junge bayerische Musik -Tradi-Mix – sollte nicht zu kurz kommen. So entstand das Herzkasperl-Zelt. Die Grundidee war, jeden Tag ist Gau-Fest, ohne die landwirtschaftliche Geschichte der Wiesn zu vergessen. Nachdem das Konzept stand, bekamen wir Hilfe von allen Seiten. Von den Brauereien, über die Vereine, dem BR, bis zum Bauernverband. Der Erfolg war so groß, dass der OB noch am selben Tag überzeugt war, das bleibt uns.

Übrigens einen großen Teil des Erfolges haben wir auch dem jetzigen OB, Dieter Reiter, zu verdanken, der damals als Referent für Arbeit und Wirtschaft unser wichtigster Ansprechpartner war, und ein erfolgreicher Problemlöser. Manchmal hört man, wer alles die Oide Wiesn erfunden haben will. Dann gibt es leider nur noch wenige, die sich ein Lächeln nicht verkneifen können.

Der Festring entwarf die Konzepte des Traditionszeltes, des Herzkasperl-Zeltes zusammen mit Peppi Bachmaier, dem Vater der Münchner Kleinkunst, des Museums-Zeltes und auch des Volks-Sänger-Zeltes – Schöne-Münchnerin – und brachte die notwendigen, kundigen Wirte. Die Wirte-Familien Wieser/Winklhofer sowie Familie Bachmaier sprangen 2010 ins kalte Wasser. Keiner konnte diesen riesigen Erfolg erahnen. Bereits in der ersten Woche, gab es eine Unterschriften-Aktion, die den Verbleib der Oidn Wiesn zum Ziel hatte.

Frage: Werden das Traditionszelt und das Herzkasperlzelt wieder das gewohnte Programm bieten?

Ja! Das Programm des Traditionszeltes findet sich im Internet unter https://www.festring.de/oide-wiesn-2/programm-im-festzelt-tradition-2018/

Frage: Der Wirtschaftsausschuss des Münchener Stadtrates hat eine Änderung beim Festwirt für das Volkssängerzelt und damit auch der Brauerei beschlossen. Worauf dürfen wir uns freuen?

Ich kenne das Programm noch nicht. Den Wechsel möchte ich öffentlich nicht kommentieren. Der Festring ist dafür, dass alle Münchner Brauereien auf der Oidn Wiesn vertreten sind.

Frage: Der Trachten- und Schützenzug wird wie gewohnt stattfinden?

Ja, wie immer am 1. Wiesn-Sonntag, also am 18. September ab 10:00 Uhr. Rund 9.000 Mitwirkende ziehen vom Max II Monument durch die Münchner Innenstadt zur Theresienwiese und präsentieren die Vielfalt von Trachten, Brauchtum und Volkstanz.

Viele deutsche Bundesländer sind mit Trachten- und Musikgruppen vertreten. Außerdem nehmen Gäste aus Österreich, Südtirol, Italien, der Schweiz, Norwegen, Griechenland, Polen, Slowenien, Bosnien und Herzegowina und der Ukraine an dem sieben Kilometer langen Zug teil.

Eine große Abordnung der Bayerischen Gebirgsschützen und der Bayerische Jagdverband mit Jagdhunden und Greifvögeln sind ebenso dabei. Der Bayerische Trachtenverband begleitet traditionell den Zug mit einer Abordnung der 22 Gauverbände und deren Gaustandarten.

Die Prachtgespanne der Münchener Brauereien, geschmückte Festkutschen und nicht zu vergessen eine Vielzahl geschmückter Festwägen mit Handwerks- und Brauchtumsdarstellungen runden das Bild dieses einzigartigen und weltberühmten Zuges ab.

Angeführt wird der Zug traditionell hoch zu Ross vom Münchner Kindl. Dieses Ehrenamt führt auch in diesem Jahr Viktoria Ostler aus. Der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter, sowie der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder nehmen in ihren Festkutschen am Trachten- und Schützenzug teil.

Der Bayerische Blasmusikverband kommt in diesem Jahr mit einem Großorchester bestehend aus 200 Musikerinnen und Musikern aus ganz Bayern.

Im Anschluss präsentiert sich der Gauverband Nordamerika in original bayerischen Trachten mit rund 350 Mitgliedern, die aus den unterschiedlichsten Trachtenvereinen in Nordamerika stammen und extra zum Trachten- und Schützenzug anreisen. Der Gauverband Nordamerika wird sein Gaufest im Traditionszelt feiern.

Ein musikalisches Highlight stellt sicherlich die Korpsmusik der Kantonpolizei Zürich aus der Schweiz dar. Die Korpsmusik der Kantonspolizei Zürich ist seit 1971 als Zunftspiel der Zunft Riesbach am Zürcher Sechseläuten im Einsatz. Gegründet wurde sie 1902 und ist die älteste Polizeimusik der Schweiz.

Aber natürlich gibt es auch Probleme mit den ständig steigenden Auflagen der Genehmigungsbehörden und den daraus resultierenden Kosten. Wir benötigen ca. 100 Zug-Begleiter, welche den Trachtenzug steuern. Alleine die Versicherungen für die Züge und die Oide Wiesn betragen ca. 50 T€. Die Akzeptanz und die Begeisterung der Besucher und Zuschauer, entschädigen uns, und spornen uns an. Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen Helfern und Unterstützern.

Interview: Fritz Lutzenberger / Sebastian Friesinger

Bildmaterial: Fritz Lutzenberger / Festring München / Anton Hötzelsperger

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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