Allgemein

Offene Wohnkonzepte: Vor- und Nachteile der Architektur mit wenigen Wänden

Offene Wohnkonzepte liegen im Trend. Vor allem die Bereiche Kochen, Essen und Wohnen werden gern in einem gemeinsamen Raum ohne trennende Wände und Türen geplant. Das Gefühl von Großzügigkeit und Weite ist für viele Menschen erstrebenswert, andere wünschen sich dagegen eine klare Trennung. Welche Vorteile hat ein offener Grundriss, mit welchen Nachteilen ist zu rechnen?

So kann ein offenes Wohnkonzept aussehen
Seit den 1990er Jahren setzt sich eine Architektur mit wenigen Trennwänden immer mehr durch. Sowohl in Reihen- und Einfamilienhäusern als auch in Wohnungen sind mehrere Räume zu einem gemeinsamen Bereich zusammengefasst. Typisch ist die offene Küche, die nahtlos in den Wohn- und Essbereich übergeht. Seltener findet man Planungen, die fast ganz auf Trennwände verzichten. Dafür ist das klassische Loft ein gutes Beispiel: Als Loft wurden ursprünglich große Wohnflächen bezeichnet, hauptsächlich handelte es sich dabei um ehemalige Fabrikräume, die zu einer Wohnung umgebaut wurden. In einem Loft sind häufig nur Bad und WC mit Wänden abgetrennt. Möglich sind separate Schlafräume, ebenso kann aber der Schlafbereich nur optisch abgetrennt sein.

Wenn es sich um ein Haus oder eine Maisonette handelt, ist manchmal die Treppe in das obere Stockwerk vom Wohnbereich aus zugänglich statt, wie bei einer konventionellen Bauweise, vom Eingangsbereich beziehungsweise Flur ausgehend. Des Weiteren kann auch der Eingangsbereich nicht vom Wohnbereich und der Küche abgetrennt sein. Beim Schlafzimmer ist eine Erweiterung mit einem offenen Ankleidezimmer möglich. Zudem kann der Schlafbereich einen offenen Zugang zum Badezimmer haben. Diese Variante wird gern gewählt, wenn viel Fläche zur Verfügung steht. Das WC ist jedoch in den allermeisten Fällen separat.

Die Vorteile eines offenen Wohnkonzepts
Offen, großzügig, hell und freundlich: So wirkt eine offene Planung auf den ersten Blick. Der zur Verfügung stehende Platz sieht größer aus, als er eigentlich ist. Gerade in eher kleinen Wohnungen entsteht dadurch ein angenehmes Raumgefühl. Man fühlt sich nicht eingeengt, sondern genießt die Weite. Sehr sinnvoll ist ein solches Konzept auch bei Mansardenwohnungen mit schrägen Wänden. Während Trennwände den Blick einschränken und die Dachschrägung zusätzlich den Raum beengt, ist ein offener Grundriss wesentlich freundlicher. Die Helligkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Das Licht kann von mehreren Seiten beziehungsweise Fenstern in den Raum dringen. So wirkt der offene Bereich automatisch größer und freundlich.

Ein großer Raum, der Wohnen, Essen und Kochen vereint, dient für die Familie oder für ein Paar als Lebensmittelpunkt. In dem Raum können mehrere Aktivitäten gleichzeitig stattfinden. Kleinere Kinder haben einen Spielbereich, die Eltern sind in der Nähe und haben die Kinder im Blick. Während jemand das Essen vorbereitet, sind gleichzeitig Gespräche möglich. Man fühlt sich nicht in der Küche isoliert, sondern hat jederzeit einen guten Kontakt zu den anderen Familienmitgliedern oder mit den Gästen. Die Mithilfe bei der Küchenarbeit ist ebenfalls problemlos. Während in einer kleinen, abgetrennten Küche oft der Platz fehlt, damit mehrere Personen miteinander kochen können, ist das in einer offenen Küche mühelos machbar. Eine optische Trennung gelingt mit einer Kücheninsel oder einem Küchentresen, der den Kochbereich vom Wohnbereich abtrennt, aber trotzdem das weite Wohngefühl unterstützt.

Die offene Küche wird von Bewohnern einer Wohnung oder eines Hauses mit einem offenen Wohnkonzept oft als Hauptvorteil genannt. Sieht man sich in der Historie des Wohnens um, war die Wohnküche früher nahezu Standard. Die wenigsten Familien verfügten über ein separates Esszimmer. Stattdessen war in der Küche ein Essplatz integriert – häufig als Sitzgruppe mit einer Eckbank. Während Mutter kochte, spielten die Kinder in unmittelbarer Nähe oder machten die Hausaufgaben. Offene Wohnkonzepte, die aktuell umgesetzt werden, vereinen diese Vorteile mit einem modernen, großzügigen Wohn- und Lebensgefühl.

Bei der Planung der Küche kann zugleich überlegt werden, ob die neue Küche barrierefrei sein soll. Das Thema “Barrierefreies Bauen und Wohnen” spielt eine wichtige Rolle und ist nicht erst im Alter oder bei einer körperlichen Einschränkung interessant. Ganz im Gegenteil: Eine solche Planung ist eine perfekte Vorsorge, damit die Küche auch bei einer problematischen Lebenssituation gut nutzbar bleibt. Barrierefreiheit in der Küche bedeutet, dass alle Geräte, Schränke und Arbeitsflächen für jeden, ob mit oder ohne Einschränkung der Mobilität, ohne Anstrengung erreichbar sind.

Foto: stock.adobe.com | Seventyfour

Dazu gehören auch ausreichend große Freiflächen und Verkehrswege, damit die Küche für Rollstuhlfahrer oder Personen mit einer Gehhilfe geeignet ist. In der Verbindung mit einer offenen Architektur lässt sich eine barrierefreie Küche gut umsetzen. So ist etwa der Verzicht auf Oberschränke ein deutlicher Bestandteil und für Menschen mit einer eingeschränkten Mobilität ein großer Vorteil. Wenn alle Arbeiten in der Küche im Sitzen erledigt werden können, wenn die Spüle unterfahrbar und der Herd frei zugänglich ist, steigt die Lebensqualität.

Die Nachteile bei einer offenen Planung
Wer über ein offenes Wohnkonzept nachdenkt, sollte auch die eventuellen Nachteile berücksichtigen. Aus gutem Grund ist eine offene Architektur meist auf die Kombination von Wohnzimmer, Essbereich und Küche beschränkt. Wenn die gesamte Wohnung mit Ausnahme von WC und Bad offen geplant ist, kann die Privatsphäre leiden. Wenn alle Aktivitäten in einem einzigen Raum stattfinden, steigt der Geräuschpegel. Noch lauter kann es werden, wenn die Treppe ins Obergeschoss vom Wohnbereich abgeht. Je nachdem, welcher Bodenbelag auf der Treppe und im Wohnraum verwendet wird, ist der Trittschall oft ein störender Faktor. In Ruhe und ungestört telefonieren oder lesen wird schwierig. Falls der Fernseher ebenfalls in dem großen, offenen Raum steht, ist es noch lauter. Es besteht keine Rückzugsmöglichkeit. Deshalb sind abgetrennte Schlafzimmer und Kinderzimmer in den meisten Fällen wünschenswert.

Foto: stock.adobe.com | interiorphoto

Die offene Küche sorgt teilweise ebenfalls für mehr Lautstärke. Der laufende Geschirrspüler, das Klappern der Töpfe und andere Geräusche können sehr störend sein. Dazu kommt die Geruchsentwicklung: Küchendüfte verbreiten sich ungehindert überall. Ein effizienter Dunstabzug kann zwar Abhilfe schaffen, aber es bleibt nicht aus, dass bestimmte Küchengerüche bis in den eigentlichen Wohnbereich dringen.

Ein weiterer Nachteil: Unordnung ist sofort sichtbar. Das betrifft in erster Linie die Küche, kann aber auch in den anderen Bereichen zu Unruhe und Konflikten führen. Je nachdem, wie die Möblierung geplant wird, fehlt oft der Stauraum. Bei einem konventionellen Wohnkonzept stehen Wände zur Verfügung, die einen guten Standort für Schränke, Kommoden, Vitrinen und Regale bieten. Beim offenen Wohnen müssen andere Lösungen her, damit der Raum nicht zum chaotischen Tummelplatz für Unordnung aller Art wird.

Die Einrichtung von Räumen, die zu einem offenen Wohnkonzept zusammengefasst sind, ist also schwieriger als bei separaten Zimmern. Der Stil der Küche soll zum Einrichtungsstil des Wohnzimmers passen – das muss nicht unbedingt ein komplett einheitliches Design sein, aber ein bunter Mix von verschiedenen Holzarten, diversen Wohnstilen und vielen Farben wirkt oft chaotisch. Eine gelungene Einrichtung einer Wohnung im Loftstil oder eines Hauses mit einem offenen Erdgeschoß erfordert viel Fingerspitzengefühl. Gut sind bestimmte Zonen, die sich optisch voneinander abheben. Auch in einem offenen Wohnbereich ist eine Einteilung in verschiedene Bereiche sinnvoll, etwa durch eine Abgrenzung mit einem halbhohen Raumteiler, mit Pflanzen oder mit einem Teppich, der den Sitzbereich zum Fernsehen, Lesen oder Relaxen kennzeichnet.

Als besonders schlecht empfinden es viele Menschen, wenn zu Hause gearbeitet werden soll und dafür kein separater Raum zur Verfügung steht. Home-Office in einem offenen Wohnkonzept ist eine große Herausforderung. Sobald mehrere Familienmitglieder oder Mitbewohner, wenn es sich um eine WG handelt, daheim sind, steigt die Lautstärke. Es kann zum Problem werden, wenn man sich dann auf die Arbeit konzentrieren möchte. Videokonferenzen mit familiärem Hintergrundgeräusch sind nicht sonderlich effektiv.

Die richtige Entscheidung: Welches Wohnkonzept passt für welchen Wohntyp?
Eine gründliche Überlegung ist unverzichtbar. Wer wohnt hier, wie sind die individuellen Vorstellungen? Erst wenn man Vor- und Nachteile kennt und in Ruhe abwägt, kann man das ideale Wohnkonzept finden.

Titelfoto: stock.adobe.com | Magdalena Fischer

Redaktion

Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Samerberger Nachrichten

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!