Sport

Obing: 100 Jahre Motorrad-Tradition

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Obing – eine Bastion des deutschen Rennsportes

Großes Fest zu Ehren der Motorrad-Rennfahrer-Tradition im Mai 2025

Seit 1925 brachte das idyllische 4000 Seelen Dorf im nördlichen Landkreis Traunstein immer wieder international erfolgreiche Motorradrennfahrer hervor.

Bereits in den Zwanziger Jahren wurde in geringer Stückzahl die „AGO“ – Anton Guggenberger Obing gebaut. In jetzigen Betrieb von Landmaschinen Freiligen in der Ameranger Straße, befand sich damals die Werkstätte. Das einzige noch existierende Exemplar steht im privaten Motorradmuseum von Erich Rosenberger in Linden 1 , in der Gemeinde Jandelsbrunn – Landkreis Freyung Grafenau, und kann nach telefonischer Vereinbarung dort (für Obinger Bürgern kostenlos) besichtigt werden.

Den Anfang der Rennsportgeschichte setzte 1925 der damals 20-jährige Karl Freilinger, als er in Berchtesgaden das Salzbergrennen gewann. Karl Freilinger, am 13. August 1905 geboren war der Pionier des heimischen Motorsportes und zählte während seiner aktiven Zeit zu den besten Sandbahnfahrern Deutschland. 52 Siege in fünf Jahren gegen die gesamte damalige Spitzenklasse sind das Ergebnis seiner erfolgreichen Laufbahn. Der Weg an die Spitze erforderte auch zu dieser Zeit viel Idealismus und Energie.

Pionier Karl Freilinger fuhr ohne Führerschein

Um sich seinen Traum vom eigenen Motorrad – einer 500er Fafnier – zu erfüllen, musste der damals junge Werkzeugmacher erst einmal kräftig sparen. Aus Erzählungen ist bekannt, dass es sich dabei um „einen alten Schinken“ gehandelt habe. Doch in seiner Freizeit machte der motorsportbegeisterte Obinger die Maschine schließlich flott und 1924 startete der gerade 21-jährige beim „wilden“ Straßenrennen „Rund um Trostberg“ und fegte mit 70 bis 80 Sachen durch die Gegend. Am Ende belegte er Platz drei und handelte sich dabei noch eine Ordnungsstrafe ein. Bei einer Kontrolle war aufgefallen, dass er ohne Führerschein unterwegs war.

Vom Rennsport konnte den Obinger dieser kleine Zwischenfall nicht abhalten. 1925 gewann er das Salzbergrennen in Berchtesgaden und ein Jahr später startete er mit einer 350ger Jap und später dann mit einer 350ger AJS auf allen Sandbahnen Süddeutschlands und ließ die Konkurrenz aufhorchen. Sein erster Sieg auf der 500 Meter Bahn in Bad Aibling im Herbst 1926 war der Beginn einer regelrechten Erfolgsserie. Ausgebremst wurde Freilinger meist nur von Kupplungsschäden.

Als schönstes Rennen beschrieb Freilinger später Altheim in Österreich, wo er in drei Klassen (350, 500 und über 500) an den Start ging, insgesamt 90 Runden drehte und jedes Mal den zweiten Platz belegte. In seinem erfolgreichsten Jahr 1929 fuhr der Obinger 24 Siege ein und schaffte in München Daglfing mit einem Schnitt von 94,7 Stundenkilometern Bahnrekord. Wie zu dieser Zeit üblich, nahm er dabei nie die Füße vom Motorrad.

Von seinem Start in Straubing hatte Freilinger in späteren Jahren eine kleine Anekdote zu berichten. Nach einem Sturz sei er schon zum Abtransport im Krankenwagen bereit gewesen, als er die Sanitäter darum gebeten habe, noch schnell etwas holen zu dürfen. Dann habe er seine Maschine geholt und sei damit einfach nach Hause gefahren.

1930 beendete Karl Freilinger seine Motorsportkarriere und eröffnete sechs Jahre Später eine Autowerkstatt. Noch heute erinnert eine AJS-Maschine im Autohaus Freilinger in Obing an den ersten Motorradrennfahrer des Ortes. Am 27. August 1977 ist Karl Freilinger verstorben.

Mit Franz Wimmer (1922 – 1992) wurde in den 1950er-Jahren die Rennsportbegeisterung in Obing fortgesetzt, er gewann Sandbahn und Straßenrennen und war von 1946 bis 1954 einer der bekanntesten Rennfahrer. Mit seinen Beifahrern Hans Wimberger aus Tacherting und Franz Oberleitner aus Obing fuhr er auf den Sandbahnen im Bayerischen Raum viele Siege heraus und stelle, sowohl als Ausweis-, als auch als Lizenzfahrer, zahlreiche Bahnrekorde ein. Der Gesamtsieg beim Rennen in La Reole bei Bordeaux brachte ihm sogar internationale Ehre. Als Kfz-Mechaniker in der Autoreparaturwerkstatt von Karl Freilinger war er gut aufgehoben. Freilinger, der Pionier des heimischen Motorsportes, war sein sportliches Vorbild und verständnisvoller Arbeitgeber zugleich. Eine besondere Vorliebe hatte der junge Obinger für die Motorräder mit Beiwagen und 1946 erfolgte sich dieser Traum mit einer 750-iger BMW. Mit Georg Schlagberger als Beifahrer startete er 1947 beim Herbst-Sandbahnrennen in Mühldorf, in zweiter Position liegend ging aber dann wenige Runde vor dem Ziel der Sprit aus.  Mit Hans Wimberger, einen kongenialen Partner, der seine kühne Fahrweise perfekt ausbalancierte, klappte es 1948 in Eggenfelden mit dem ersten Sieg. Nachdem Wimberger den Rennsport an den Nagel gehängt hatte, fand Wimmer mit Franz Oberleitner einen neuen Co-Piloten. Die Beiden harmonierten bestens und der Sieg beim  Deutschen Meisterschaftslauf in Dingolfing, wo die beiden auch zugleich den neuen Bahnrekord aufstellten, blieb für die Obinger stets etwas Besonderes. Als Mitte der 1950-Jahre Franz Wimmer seine Karriere beendet, ist in der Heimatzeitung zu lesen: „Ein wahrer Könner nimmt Abschied vom Motorsport und dass es nicht versäumt werden soll, ihm zu den bisherigen Erfolgen zu gratulieren und ihm alles Gute für seinen weiteren Lebensweg zu wünschen“.

Die Dynastie der Obinger Rennfahrer erreichte durch die Brüder Alfred und Josef Huber einen neuen Höhepunkt. Die «Huaba Buam» Fred und Sepp begannen ihre Karriere 1958.  Die Brüder haben mit einem Gespann-Grasbahnrennen in Übersee begonnen, zusammen haben die beiden an 46 Sandbahnrennen teilgenommen, von denen sie 19 gewonnen haben. „Wir waren Vize-Europameister auf der Sandbahn in der 750-cm³-Klasse. 1962 waren wir Zweiter der Deutschen

Meisterschaft auf der Straße“ so erzählte es einst Fred Huber.

Am Wochenende, 10. und 11. Mai 2025 Mai feiern die Obinger ihre Pioniere und „100 Jahre Obinger Motorrad-Rennfahrer-Tradition“.

Los geht’s am Samstag, ab 14.00 Uhr im ehemaligen Gebäude des Milchprüfringes in der Obüzstraße 2 in Obing mit der Ausstellung der Renn-Motorräder aus jeder Epoche, von Karl Freilinger (1925) bis Markus Reiterberger (heute) , für das leibliche Wohl ist gesorgt mit Gegrilltem vom Ottmar, Bier und Getränken von Camba Bavaria.

Für Sonntag ist ab 9.00 Uhr ein Weißwurstfrühstück angesagt und die elf Musiker von den „Barhocker“  werden mit einem bunten Mix aus Stimmungsmusik und Dixiestyle das Publikum unterhalten.

Mit von der Partie ist auch der Honda Test-Ride.Truck und die ADAC Road Racing Academy mit Schnuppertrainingsangeboten mit dem Minibike. Die Firma Huber aus Bierwang präsentiert die schönsten BMW-Motorräder und bietet die Möglichkeit zu Probefahrten.

Ein Kinderspielbereich mit Hüpfburg garantiert, dass auch bei den Jüngsten keine Langeweile aufkommt. Ein Fest für die ganze Familie.

Veranstalter Gemeinde Obing und Organisation MFG Obing, der Eintritt ist frei.

Text: Emmy Künzner-Hingerl – (Quelle Chronik und Unterlagen des MFG)  / Fotos Archiv und MFG


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Toni Hötzelsperger

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