Kurios, außergewöhnlich, rekordverdächtig – Oberbayern neu entdecken
Wer denkt, Oberbayern habe nur Oktoberfestfolkore und Almromantik zu bieten, täuscht sich. Die Region birgt Besonderheiten, Geschichten und außergewöhnliche Gesichter, die die wenigsten kennen. Drei oberbayerische Persönlichkeiten stellen wir vor. Und klar, auf den ein oder anderen Rekord darf man in der Region auch stolz sein.
Oberbayern, das ist Bier und… was noch? In jedem Stereotyp steckt ein Fünkchen Wahrheit, und natürlich ist das erfrischende Getränk aus Hopfen, Malz, Wasser und Hefe sehr präsent. Kein Wunder, dass das größte Hopfenanbaugebiet der Welt hier zu finden ist, genauer gesagt in der Hallertau nördlich von München. Wer verstehen und erleben möchte, wie Bier entsteht, sollte sich einen Besuch des Deutschen Hopfenmuseums nicht entgehen lassen. Oder man kombiniert Genuss, Kultur und Radfahren auf der mehrtägigen Hopfenschleife der Wasser-Radlwege.
Wo seit Jahrhunderten Hopfen kultiviert und verfeinert wird, kann auch sehr gutes Bier gebraut werden. Bei den „World’s Best Beer Awards“ 2024 belegten das Weihenstephaner Hefeweißbier Dunkel aus Freising, das Herrnbräu Hefeweißbier aus Ingolstadt sowie das Ayinger Celebrator Doppelbock jeweils den ersten Platz in ihrer Kategorie. Wie wäre es mit einer kleinen Radrunde zum Ayinger Bräustüberl – einfach mit der S-Bahn ab München nach Aying fahren, losradeln und zur Belohnung zünftig einkehren. Wer nach einem richtigen „Hoch“-Genuss sucht, sollte dem Karwendelbräu, Deutschlands höchster Brauerei auf 2.244 Metern über dem Meeresspiegel einen Besuch abstatten.
Dass in Oberbayern nicht nur hervorragendes Bier, sondern auch ausgezeichneter Whisky entsteht, stellt die SLYRS Distillerie in Schliersee unter Beweis – seit 1999. Inspiration und Experten-Knowhow erhielt Gründer Florian Stetter auf Reisen nach Schottland. Eine besondere Edition des Whiskys reift fünf Jahre lang in der klaren Bergluft des Stümpflings auf 1501 Metern zu besonderer Finesse. Nicht nur in der Höhe, sondern auch unter der Erde entsteht hervorragend Hochprozentiges, genauer gesagt 650 Meter tief im Salzbergwerk Berchtesgaden: Hier, im feuchten und salzigen Bergwerksklima, erhält der 1517 Miner’s Gin sein ganz besonderes Aroma. Kostprobe gefällig? Wie wäre es mit einem ganz speziellen Dinner, inklusive Führung im Bergwerk, Rutschenspaß und eine Verkostung des Gins als krönender Abschluss?
Übrigens: Auch Kids finden in Oberbayern ihr Lieblingsgetränk, so wie die „Spezi-Suchtis“. Auf ihrem Instagram-Account stellen sie unzählige Methoden vor, eine Spezi-Flasche zu öffnen – natürlich vom Flötzinger Bräu in Rosenheim. Fans von außergewöhnlichen Events dürfen sich Sonntag, den 24. August 2025 im Kalender einkreisen: Nach acht Jahren Pause ist es nämlich wieder so weit: Das legendäre Haunshofer Ochsenrennen feiert sein Comeback! Die Ochsen rasen über die Wiese – die Reiter:innen versuchen, sich so lange wie möglich auf dem Rücken zu halten.
Pionierarbeit wird in Schliersee in der Kultur geleistet: 1892 wurde hier das erste Bauerntheater Bayerns gegründet, wo bis heute zahlreiche Vorstellungen gegeben werden. Auf Kultur und Aufführungen versteht man sich auch im Tölzer Land, wo der Tölzer Knabenchor seit 1956 ein internationales Publikum begeistert. Und das nicht nur mit klassischen Werken, sondern auch mit einem gelegentlichen Ausflug in zeitgenössischere Genres: Zum Beispiel Beatbox auf Bayerisch. Alte Künste treffen auf neue Einflüsse – das findet man in Oberbayern auch an anderer Stelle. Der Münchner Komponist Carl Orff fühlte sich durch die im Kloster Benediktbeuern entdeckte mittelalterlichen Liedersammlung „Carmina Burana“ so inspiriert, dass er sie vertonte – heute weltberühmt ist das Stück „O Fortuna“. Die „Lüftlmalerei“ könnte man als Vorstufe zur Street Art und Graffiti-Kunst verstehen. Besonders eindrucksvolle Lüftlmalerei findet man in Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald.
Fans von bewegten Bildern hingegen sei der Rundgang „Auf den Spuren der Rosenheim-Cops“ ans Herz gelegt: In Rosenheim gibt es dank der ZDF-Krimiserie „Rosenheim-Cops“ mehr Morde als in Chicago. So zumindest formulierte es Regisseur Gunter Krää anlässlich der 200. Folge. Und wer sich auch das landschaftliche Kino nicht entgehen lassen möchte, sollte dem bekanntesten Gipfel des Chiemsee-Alpenlands einen Besuch abstatten: Der Kampenwand. Mit Bergbahn-Unterstützung oder zu Fuß, die „Krone“ über dem Chiemsee ist ein Erlebnis. Übrigens findet sich auf ihrem Gipfel das größte Gipelkreuz Bayerns – mit zwölf Metern eine stattliche Konstruktion!
A propos Seilbahn: Von denen gibt es im Bundesland knapp 700 Stück und sie zählen zu den sichersten Massenverkehrsmitteln. Und für die Hochfellnbahn ließ man sich 1971 etwas ganz Besonderes einfallen, um ihre Stabilität zu beweisen: Bei der Jungfernfahrt wurde der Elefant Radschah vom Zirkus Brumbach als erster Gast zur Bergstation befördert. 2024 wurde die Seilbahn erneut Schauplatz eines Spektakels: Die Extremsportlerin Stefanie Millinger schoss für „Die Hirschhausen Show“ aus dem Handstand vom Dach der Gondel einen Ballon mit Pfeil und Bogen ab – erfolgreich. Eine weitere kuriose Sportart kann man in Inzell bestaunen – wer weiß schon, dass man mit Motorrädern auf Eispisten fahren kann und hier sogar die Weltmeisterschaft im Eisspeedway ausgetragen wird? Eisspeedway entwickelte sich aus dem Wintertraining klassischer Motorradrennen und hat einen eigenen Typ von Spike-bewehrten Motorrädern hervorgebracht.
Für alle, die sich eher als Wasser- statt Eisratte bezeichnen, ist die 2024 eröffnete O2-Surftown bei Freising ein Highlight: Hier – im ersten Surfpark Deutschlands – findet jede:r die perfekte Welle – ob Anfänger:in oder Profi. Wer es etwas gemütlicher angehen möchte, ist in der größten Therme der Welt, der Therme Erding, gut aufgehoben. Ganz gleich, ob eher Erlebnis und Rutschenspaß oder Wellness und Sauna im Vordergrund stehen – der Besuch lohnt sich allemal.
Kaltes Wasser tut bekanntlich besonders nach einer sportlichen Aktivität gut. Im Achental geht beides, etwa auf dem 3,5 Kilometer langen Kneipp-Rundweg am und im Wössner Bach – quasi Deutschlands längster Kneippanlage. Erfrischung pur! Und noch ein Superlativ: Die längste Burg der Welt steht bekanntlich in Burghausen und feiert 2025 ein unglaubliches Jubiläum: 1.000 Jahre. Zu diesem Anlass finden besondere Themenführungen statt, die die Geschichte der Stadt und Burg beleuchten. Mit „Helmbrecht 2025“ wird in Burghausen außerdem ein beeindruckendes Freilicht-Festspiel präsentiert: Das Heldenepos um den jungen Meier Helmbrecht, der auszog, um edler Ritter zu werden, aber als brandschatzender Räuber in sein Heimatdorf zurückkommt, wird auf der grandiosen Open-Air-Bühne mit der weltlängsten Burg als Teil des Spektakels eindrucksvoll zum Leben erweckt.
Vermutlich noch älter als 1.000 Jahre ist die Flößerei, besonders im Tölzer Land. 18 Meter lang, 20 Tonnen schwer: Früher transportierten die Flößer Waren, heute buntes Treiben, Blasmusik und Bier: zum Beispiel beim Saisonstart um den 1. Mai in Wolfratshausen. Übrigens: Die Loisach tauscht etwa alle 4-6 Wochen das Wasser des Kochelsees vollständig aus. Tradition, die bis heute lebendig ist und bestaunt werden kann, sind die vielen unterschiedlichen Trachten der oberbayerischen Trachtenvereine – 398 an der Zahl, zusammengeschlossen in zehn Trachtenverbänden. Einer der Vereine, die „Waxnstoana“, probte und plante ein Jahr lang am Weltrekordversuch für die meisten simultanen Schuhplattler. Am 30. Mai 2019 gelang der Versuch mit 1312 Schuhplattlern, die fünf Minuten lang auf der Antdorfer Hauptstraße schuhplattelten.
Käse schließt bekanntlich den Magen – deshalb hier noch ein Tipp zum Schluss: Der Bad Reichenhaller Gerhard Hochgräber macht einen der besten Käse der Welt. Zuletzt wurde er bei den World Cheese Awards für seinen Kallbrunner Felsbrocken ausgezeichnet Im Sommer käst er auf der Kallbrunnalm, einer bayerischen Enklave im Salzburger Land. Treffen kann man Gerhard Hochgräber auf dem Wochenmarkt, immer am Freitagvormittag in der Alpenstadt.
Bericht: Tourismus Oberbayern München e.V.