Land- & Forstwirtschaft

 Neues Frasdorfer Höfebuch fertig gestellt

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Als „außerordentliche Bereicherung für unsere Ortsgeschichte“ bezeichnete Bürgermeister Daniel Mair das kürzlich fertiggestellte und neue Höfebuch für die Gemeinde Frasdorf. „Namens der Gemeinde bedanke ich mich ganz herzlich beim Heimat- und Kulturverein, der das Buch zusammengestellt und herausgegeben hat,“ so Mair weiter. „Meine besondere Anerkennung gilt seinem Vorstand Rupert Wörndl, der gleichzeitig Ortheimatpfleger und Gemeindearchivar ist.“ Wörndl hatte dem Bürgermeister das erste Exemplar des druckfrischen Werkes im Rathaus übergeben.

 Nach seinen Worten sei der 2004 erschienene Vorgängerband mit dem offiziellen Titel „Familien- und Hofgeschichte(n) von Frasdorf, Umrathshausen und Wildenwart“, ebenfalls vom Heimat- und Kulturverein herausgegeben, bereits vergriffen. Er stelle aber nach wie vor das Grundwerk der Frasdorfer Hofgeschichte dar und enthalte auch Abbildungen sowie „Geschichten“.  Rupert Wörndl sagte weiter zum neuen „Höfebuch II“: „Im Unterschied zum Höfebuch I werden hier bei allen Bauern-Generationen auch die jeweiligen Kinder aufgeführt und soweit möglich auf deren weiteren Werdegang hingewiesen. Auch die unzähligen namenlosen Kinder sowie alle, die im Kindsalter verstorben sind, werden erwähnt. Diese sind ja meistens kaum ins Bewusstsein der Nachkommen oder der Dorfgemeinschaft gelangt.“

Wie schon beim Höfebuch I seien auch hier, so Wörndl, Grundlage vor allem die Pfarrmatrikel, also die Tauf-, Heirats- und Sterbebücher, die der jeweilige Ortsgeistliche zu führen hatte. Sie sind in Frasdorf seit ca. 1650 lückenlos vorhanden. Bis zur Einführung der Standesämter 1876 waren dies die einzigen Personenstandsregister. Lediglich bei Hofübergaben und dergleichen wurden auch in sogenannten Briefprotokollen beim Gerichts- oder Grundherrn Aufschreibungen gemacht.  Eine weitere Besonderheit in Frasdorf ist, dass hier während der NS-Zeit im Auftrag des „Reichsnährstandes“ eine „Bauern-Ehrung“ durchgeführt worden ist. Nach Rimsting, Hittenkirchen, Mauerkirchen und Greimharting war auch Frasdorf für diese Aktion ausgewählt worden. Weitere „Bauern-Ehrungen“ sind dann wohl den Kriegsvorbereitungen und dem Krieg selber zum Opfer gefallen. Der Rimstinger Lehrer Max Bartl senior sowie der Historiker Adolf Sandberger haben mit Unterstützung des Pfarrers Josef Linsenmann im Jahr 1937 das Frasdorfer Pfarrarchiv durchforscht und handschriftlich für jede Generation eines Hofes einen „Familienbogen“ erstellt. In Umrathshausen erfolgte dies 20 Jahre später durch das Ehepaar Sandberger im Rahmen der 1000-Jahrfeier im Jahr 1957. Die Ehrung erfolgte hier namens des Bayerischen Bauernverbandes.

Pfarrhaushälterin Oberbauer und Lehrer Hoesch legten wichtigen Grundstein

In den 1980er-Jahren hat dann die Frasdorfer Pfarrhaushälterin Elisabeth Oberbauer handschriftlich nochmals alles zusammengeschrieben und ergänzt. Auch der ehemalige Lehrer Hans Hoesch hat hier wertvolle Vorarbeiten geleistet. „Bei dem zur Pfarrei Prien gehörenden Wildenwarter Teil der Gemeinde Frasdorf war es schwieriger; hier mussten die Angaben aus den Pfarrbüchern vor Ort im Diözesanarchiv in München herausgeschrieben werden. Online verfügbar sind diese Daten leider erst seit Dezember 2019, zu einem Zeitpunkt, als die Hauptarbeit hier schon geschehen war“, so Wörndl, der gerne zugibt: „Eine besondere Freude für einen Heimatforscher ist es, wenn sich bei genaueren Recherchen ganz neue Erkenntnisse ergeben. Zug um Zug entdeckt man neue Quellen und kann Zusammenhänge neu ordnen“. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte des Ortes Frasdorf. Bis vor wenigen Jahren ist man davon ausgegangen, dass die erste urkundliche Nennung aus dem Jahr 1135 stammt. Aufgrund der Forschungen von Wolf-Armin von Reitzenstein wissen wir heute, das Frasdorf bereits in einer Urkundensammlung aus der Zeit von 876 bis 883 erwähnt wird. Ein weiteres Beispiel stellt die Geschichte des Anwesens „Aigner in Zellboden“ dar. Die meisten Autoren haben bisher gemeint, bei „Zellboden“ kann es sich nur um eine klösterliche Zelle, eine Außenstelle eines Klosters handeln. Man vermutete sogar, die ganze Gegend sei von hier aus christianisiert worden. Jetzt weiß man, dass mit „Zellboden“ früher der gesamte Bereich der heutigen Frasdorfer Niederalmen gemeint war und dass das heutige Anwesen in Zellboden erst im 17. Jahrhundert aus einer ehemaligen Maisalm entstanden ist. Der Name Zellboden dürfte, wie auch Zellerhorn oder Zellergraben, mit der ehemaligen Zellermühle in Hohenaschau in Zusammenhang stehen.

Buch beim Heimat- und Kulturverein sowie im Rathaus erhältlich

Ursprünglich war das in mehreren Jahren recherchierte und erstellte Werk für das   30jährige Bestehen des Vereins im Vorjahr vorgesehen. Verzögerungen unter anderem wegen Corona ergaben das Ziel,  den Verkaufsbeginn Ende November zur Jahreshauptversammlung und zum Adventmarkt zu starten. Doch wieder kam die Pandemie dazwischen und so übergab Rupert Wörndl das erste Exemplar Bürgermeister Daniel Mair im Rathaus in aller Stille. Das neue „Höfebuch II“, das 590 Seiten umfasst, ist nicht bebildert. Die zu den einzelnen Anwesen gehörenden Fotos finden sich in der digitalen Bildersammlung der Gemeinde Frasdorf, auf der Webseite https://frasdorf.topothek.de.Das Buch ist beim Heimat- und Kulturverein sowie in der Tourist-Info im Frasdorfer Rathaus zum Selbstkostenpreis von 35 Euro erhältlich.

Foto: Hötzelsperger – Autor und Vorsitzender vom Heimat- und Kulturverein Frasdorf Rupert Wörndl (re.) übergibt das erste Exemplar an Ersten  Bürgermeister Daniel Mair.

 

Repro: Titel des Höfebuches II für die Gemeinde Frasdorf – Bild ist   vom Bauer in der Lederstube, so um 1890.

 

 

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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