Weit über die Region hinaus ist der „Chiemsee Reggae Summer“ und der „Chiemsee Summer“ ein Begriff für viele und lockte während seines Bestehens Tausende von Besuchern in die Region. Nun soll es ein Comeback des Reggae Sommers geben, wie der Gemeinderat mit nur zwei Gegenstimmen in seiner jüngsten Sitzung entschied (wir berichteten kurz). Nach langer Diskussion stimmte der Rat damit dem Antrag der Aloha Promotion GmbH & Co. KG in Teilen zu. Von 26. Juni bis 28. Juni 2026 wird der „Chiemsee Reggae Summer“ mit einer Besucherzahl von höchstens 10 000 stattfinden. Auch in den folgenden Jahren 2027 bis 2030 kann es das Festival geben, wenn auf Grundlage eines Sicherheits- und Verkehrskonzeptes jährlich erneut ein Antrag an die Gemeinde ergeht und er genehmigt wird.
Wie Bürgermeister Herbert Strauch berichtete, hatte der Gemeinderat bereits in einer nicht öffentlichen Sitzung Mitte Juli den Antrag im vorhinein beraten und beschlossen, dass vor einer Entscheidung mit den Behörden, Organisationen und Sicherheitskräften die Aufgaben abzustimmen sind, zum Beispiel zur Wasserversorgung und Müllentsorgung. Grundsätzlich gilt: bevor die Gemeindeverwaltung dem Antragsteller die Genehmigung gibt, muss für die Anlieger und Anwohner der Straßen Almfischer, Almau, Am Entenfeld, Osterbuchberger Weg, Osterbuchberg (Gemeinde Grabenstätt), Obermoosen und Stegen ein Informations- und Besprechungstermin stattfinden, zu dem auch per Post eingeladen wird.
Die Zufahrt zu den Gewerbebetrieben Am Entenfeld, Stegen, Osterbuchberger Weg und Almfischer 11 darf während des Festivalbetriebs und der Auf- und Abbauphase nicht behindert werden. Zu den im Sicherheits- und Verkehrskonzept enthaltenen öffentlichen Verkehrs- und Parkplatzflächen sowie zu den Flächen von weiteren Privatpersonen müssen gesonderte Vereinbarungen geschlossen werden, die vor dem Genehmigungsbescheid der Gemeindeverwaltung vorliegen müssen.
Bürgermeister Herbert Strauch (Freie Bürgerliste, FBL) erklärte, weshalb er darauf gedrungen habe den Reggae Summer nicht heuer, sondern erst im nächsten Jahr zu veranstalten: in 2025 gibt es bereits zwei große Feste, von 3. bis 14. Juli findet das Bezirksmusikfest in Übersee statt, von 24. Juli bis 3. August die Gaufestwoche in der Feldwies. Gegenüber dem früheren Konzept des Reggaefests habe sich viel geändert. Es werde nur noch von Freitag mit Sonntag und maximal 10 000 Besuchern und auf kleinerem Gelände stattfinden. Nur noch Besucher ab 18 Jahren fänden Einlass. Auch wegen des Gewerbegebiets könne nicht einfach die Staatsstraße gesperrt werden. Die Parkplätze seien für Leute mit einem Drei-Tage-Ticket, aber es werde ein Shuttle-Service eingerichtet. Insgesamt sei das Konzept der Win
Event Consulting GmbH 90 Seiten lang, so dass er nur einen Bruchteil davon wiedergeben könne.
Endlich wieder was los
„Gut, dass wieder was los ist bei uns“, eröffnete Christian Maier (FBL) die Diskussion. Oliver Parker (CSU) fand es schade, dass der Besuch erst ab 18 Jahren möglich sei, denn früher sei es schön gewesen, wenn auch Familien mit Kindern hätten hingehen können. Der anwesende Geschäftsführer der Win Event Consulting GmbH, Herbert Greiner, erklärte, dass das auch juristische Gründe habe, er werde den Vorschlag aber weitergeben. Stefan Haneberg (Gemeinsam für Übersee, GfÜ) erinnerte, dass es früher auch schon ein Konzept für den Reggae Summer gegeben habe, das aber nicht geklappt hätte. Anfangs habe es auch geheißen 10 000 Besucher, die sich aber sukzessive erhöht hätten. Es habe sehr viele Beschwerden wegen des Lärms und vor allem des zurückbleibenden Mülls gegeben. Auf jeden Fall solle man es jetzt ausprobieren und dann Jahr für Jahr neu entscheiden.
Herbert Greiner erklärte, dass es wenig wirtschaftlich sei, immer nur für ein Jahr zu planen. Die Event Firma brauche auch Planungssicherheit. Anton Stefanutti (Grüne), der seit Jahrzehnten im Gemeinderat sitzt, sagte, er verstehe die jungen Gemeinderäte, aber wenn er sich erinnere, hätten zum Teil unerträgliche Zustände geherrscht – in Hinsicht auf Lautstärke, Müll, Verkehr etc. die für einen Ort wie Übersee fast nicht mehr tragbar gewesen seien. Stefanutti und Hans Schöneberger (FBL) wunderten sich, weil in der letzten Zeit drei vergleichbare Festivals rund um München abgesagt worden seien, weil sie nicht mehr finanzierbar waren. Die Frage sei, wie sich das Reggae Fest in Übersee finanziell tragen könnte. Das sei eine Frage der richtigen Kalkulation, antwortete Herbert Greiner. Es gebe auch Festivals, die mit 50 000 Besuchern nicht wirtschaftlich seien.
Der Bürgermeister erklärte, man dürfe das jetzige Konzept nicht immer mit dem von vor fünf bis 20 Jahren vergleichen. Jetzt handle es sich um ein von Grund auf neues Konzept. Das Reggae Fest sei ihm „nicht abgegangen“, sagte Schöneberger, aber jetzt sei einiges sicher verbessert worden. Wichtig war ihm die Zusage des Veranstalters, auch die örtlichen Vereine wie den Sportverein oder die Feuerwehr in einem eigenen Zelt mit einzubeziehen.
„Großer Mehrwert für Übersee“
„Für eine ganz tolle Sache“ hielt es Stefan Berres (CSU), wenn das Reggae Fest wieder stattfinden könnte. Natürlich gebe es auch negative Seiten für den Ort, aber bei der Gesamtabwägung sei es „ein großer Mehrwert für Übersee“, denn für Handwerker, Vereine und auch viele Überseer Bürger könne es auch finanziell eine tolle Sache werden. Auch zweite Bürgermeisterin Margret Winnichner (Grüne) sagte, sie habe ihre Meinung geändert und sei nun für die Wiederbelebung. Allerdings müsste die versprochene Besucherzahl wirklich eingehalten werden und vor allem auch das Müllkonzept müsse klappen, denn früher konnte man es nicht mehr verantworten, mit einem Kind das Gelände zu betreten. Bei der Abstimmung waren mit Ausnahme von Anton Stefanutti und Erika Stefanutti (GfÜ) alle für ein Aufleben des Festivals.
Bericht: Christiane Giesen – Foto: Hötzelsperger