Kirche

Neu in Aschau: Figurengruppe Darstellung des Herrn

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Jeder der in Aschau über den Kirchplatz geht, erhält aus lichter Höhe jetzt den Gruß der neuen Figurengruppe „Darstellung des Herrn“. Mit einer Hebebühne wurde die Madonna zu ihrer Nische emporgehoben und mit Gewindestangen ganz fest mit der Kirchenwand verbunden. Im Vorfeld gab es dabei noch einige Aufregung, erzählt der Schöpfer der Plastik der akademische Bildhauer und Bildhauermeister Christian Huba, da es nicht sicher war, ob die Bohrlöcher der Madonna mit den herausragenden Gewindestangen von der Nischenkircheninnenseite zusammenpassten. Vor etwa einem Monat stellte sich zudem heraus, dass das Mauerwerk der Nischeninnenseite recht desolat war und überhaupt nicht mit den planerischen Angaben der Architekten übereinstimmte. Eine weitere Konstruktion für die Innenseite musste eiligst von Christian Huba, in Absprache mit einem Statiker, erdacht, berechnet und in Auftrag gegeben werden.

Aber wie heißt es zum Schluss so schön: alles gut gegangen und beim Aufstellen der Madonna mit Kind schaute wieder die Sonne durch die Gewitterwolken. So sitzen die beiden nun da oben, als ob das schon immer ihr Platz gewesen wäre.

„Die Madonna steht ganz in der Tradition der christlichen Madonnen“, so Christian Huba, „eingehüllt in den Schleier und Mantel frommer jüdischer Frauen bietet sie mit ausgebreiteten Händen als Mantelmadonna der ganzen Welt Schutz und Hilfe. Bescheiden tritt sie jedoch hinter den strahlenden Jesusknaben zurück, der hier – 40 Tage nach seiner Geburt – den Priestern im Jerusalemer Tempel gezeigt wird. Der Jesusknabe erhebt die rechte Hand zum Segen für die ganze Welt und deutet mit der linken auf das Gewand mit dem Kreuz auf der Brust“.

Die Kosten für das Werk sind in den Bau- und Renovierungskosten der Aschauer Pfarrkirche enthalten, die Baumaßnahmen sind damit weitestgehend abgeschlossen. Zehn Prozent der Summe übernimmt die Aschauer Pfarrgemeinde.

Christian Huba erzählt zur Durchführung seiner Aufgabe, die „Darstellung des Herrn“ in eine Skulptur zu binden: „Meine Aufgabe bestand darin, den beiden kirchlichen Ereignissen vom 2. Februar Maria Lichtmess mit dem jüdischen Reinigungsritual und der Darstellung des Erstgeborenen plastisch Gestalt zu geben. Nun gibt es in der christlichen Kunstgeschichte eigentlich keine Ikonographie zu diesem Thema, sondern eben nur die bekannten malerische Bilderzählungen der Maler, wie sie als meisterhaftes Beispiel auch auf dem Aschauer Altarblatt zu finden ist. Der Bildhauer muss aber – ganz anders als der Maler – nach den eigentümlichen Möglichkeiten seiner Disziplin, eine biblische Erzählung in ein komprimiertes und prägnantes Bildwerk verdichten. Anders gesagt, wenn der Maler ein Erzähler ist, dann ist der Bildhauer ein Dichter. Er sucht das Wesentliche, die Essenz, den Punkt der Aussage und gibt dem den größtmöglichen Ausdruck. In der Lichtmessfeier ist Maria die Protagonistin, in der Darstellung des Herrn steht Jesus im Mittelpunkt. Daraus ergibt sich eine Maria und Jesus Konstellation, eine Mutter-Kind Komposition, die sich von der tradierten Madonnendarstellung darin unterscheidet, dass seit dem zweiten vatikanischen Konzil die Darstellung des Herrn am 2. Februar als eigentlicher Festanlass gilt und nicht mehr der Reinheitskult um Maria; das Fest und das Ereignis zielt auf eine deutlichere Betonung der Person Jesu. Ins Bildnerische umgesetzt bewirkt das eine stärkere Akzentuierung der Gestalt Christi. So habe ich Jesus nicht als 40-tägigen Säugling sondern als „kleinen Erwachsenen“, der sich seiner Mission aber auch der bevorstehenden Passion bewusst ist, in die Mitte gerückt. Umgekehrt habe ich die Mutter reliefartig reduziert, sie als eine Mantelfigur interpretiert, die sich öffnet und aus ihrem mütterlichen Raum den vollplastischen und in den Vordergrund gerückten Jesusknaben freigibt. „Christus ist das Licht der Welt“ sagt der greise Simeon im Tempel bei der Darstellung des Herrn, auf den Begriff „Licht“ habe ich als Bildhauer nach alter Tradition mit Gold „geantwortet“ um so die Figur im „sakralen Licht“ erscheinen zu lassen. In der Nische oberhalb des Haupteingangs soll das teilvergoldete Aluminiumbildwerk den Eindruck erwecken, als würde der Herr aus dieser Öffnung, aus der Tiefe des Kirchenbaus herausgereicht werden, um ihn der Welt darzustellen“.

Die Aschauer Pfarrkirche hat mit dem Festtag „Darstellung des Herrn“ ein deutschlandweit ganz seltenes Patrozinium. Es hat seinen Ursprung in der jüdischen Tradition: alle Erstgeburten gehörten Gott. So brachten Maria und Josef das Jesuskind 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel, um ihn als Erstgeborenen Gott zu weihen und gegen ein entsprechendes Opfer wieder auszulösen. Maria hatte 40 Tage nach der Geburt ein Reinigungsopfer zu bringen. Auf diese Begebenheit geht der Name des Festes zurück, der sich seit dem zweiten Vatikanischen Konzil 1969 im katholischen Kalender findet: „Darstellung des Herrn“. Seither gilt Mariä Lichtmess auch nicht mehr als das Ende der Weihnachtszeit. Die Liturgiereform des Konzils verschob es auf die Taufe des Herrn am Sonntag nach dem Dreikönigstag.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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