Natur & Umwelt

Nasenbesatz in der Murn

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Fischerei, Naturschutz und Wasserwirtschaft: gemeinsam für mehr Artenvielfalt in der Murn  – Mit dem Rückbau der Wehranlage in der Murn bei Weichselbaum im Jahr 2019 durch das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim ist der kleine Fluss nun über 21 Kilometer freifließend und für Fische und andere Wasserlebewesen durchwanderbar. Zusätzlich wurde ein Altarm geschaffen, in dem Jungfische Nahrung und Schutz bei Hochwasser finden können. Selten gewordene Fischarten wie die Nase haben jetzt wieder einen viel größeren Lebensraum zur Verfügung. In diesem Gewässerabschnitt der Murn konnten bei regelmäßigen Befischungen durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) allerdings nur noch wenige Exemplare dieser Art nachgewiesen werden.

Um das Überleben des Bestands zu sichern, brachten Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Umwelt, unter tatkräftiger Unterstützung des örtlichen Fischereivereins aus Wasserburg, an zwei Terminen bis Ende Mai fast 18.000 junge Nasen aus. Diese Nasen wurden zuvor in der Teichanlage der LfU-Dienststelle Wielenbach gezüchtet. Die dazu verwendeten heimischen Laichtiere stammten aus dem Inn-Einzugsgebiet. Dominik Bernolle vom LfU hofft, dass dadurch der Nasenbestand dauerhaft auf stabilere Beine gestellt und ein Beitrag zum guten Zustand der Murn geleistet werden kann. Die Wasserrahmenrichtlinie fordert europaweit für Flüsse, Bäche und Seen den guten Zustand, der in der Murn für die Fische jedoch noch knapp verfehlt wird. „Diese Maßnahme dient aber nicht nur der Stützung des Nasenbestands in der Murn, sondern stellt auch eine wichtige Maßnahme zum Erhalt der Bachmuschel, einer vom Aussterben bedrohten Flussmuschelart, dar“, so Katharina Amelung, die an der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Rosenheim das BayernNetzNatur-Projekt “Bachmuschel in der Murn” betreut.

Die Nase wanderte früher zum Laichen in heute nicht mehr vorstellbaren Massen aus dem Inn in die Seitengewässer ein, was heute in vielen Fällen wegen Wanderhindernissen im Unterlauf nicht mehr möglich ist – so auch in der Murn. Sie ist ein wichtiger Wirtsfisch für die Bachmuschel. Der Bachmuschelnachwuchs wird als Larve von Jungfischen mit dem Wasser aufgenommen und heftet sich in den Kiemen fest. Dort ernährt sie sich parasitisch und wächst zur Jungmuschel heran, die nach mehreren Wochen abfällt und ihr weiteres Leben im Gewässerbett verbringt. Es ist schon ein glücklicher Zufall, wenn eine Bachmuschellarve einen Wirtsfisch findet, an dem sie sich festklammern kann. Hier wurde dem Zufall auf die Sprünge geholfen. Im Rahmen des Projektes, koordiniert vom Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner aus Wasserburg, gelang es, Bachmuscheln zu vermehren. Mit den Bachmuschellarven wurde ein Teil der von den Teichwirten des LfU vermehrten jungen Nasen infiziert, die die Bachmuscheln jetzt in der Murn verbreiten können.

Der Leiter des Wasserwirtschaftsamts, Dr. Tobias Hafner, freut sich über die gelungene Zusammenarbeit der drei Umweltbehörden und der örtlichen Fischerei: „Hoffentlich gibt es zukünftig häufiger solche vorbildlichen, erfolgversprechenden Projekte, bei denen Wasserwirtschaft, Naturschutz und Fischerei an einem Strang ziehen, um unsere Gewässer als Lebensraum für unsere heimischen Tiere und Pflanzen zu erhalten und zu verbessern.“

Bericht und Foto: Landratsamt Rosenheim / Bayer. Landesamt für Umwelt

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

2 Kommentare

  • Seit wann ist in der Murn KEIN Güllestoss mehr? Ab 1987 fanden Versuche in der Murn bei UNTERMÜHLE statt, weil deutlich wurde, dass der Nasenbestand seit dem Jahrhunderthochwasser dramatisch eingebrochen war. 1989 wurde versucht die Ursachenkette zu ermitteln. Über mehrere Jahre hinweg wurde die Gewässergüte vieler Inn-vernetzter “Nasen”- , INN-HUCHEN – , – Muscheln – relevanter Bäche” beprobt und mit manaullen, schonenden Mitteln (Rechen) in der Murn das Bachbett versucht zu “reinigen” dessen Kies aber viel zu schnell von Algen überwuchert wurde.
    Nicht umsonst gilt der GRUNDSATZ DES EU-VORSORGEPRINZIPS . BEVOR man solche VERSUCHE machen DARF, MUSS man WISSEN was man damit anzurichten vermag. Das heißt in diesem Fall Tiere schädigen. Die Ursachen des Aussterbens ermitteln und nachhaltig beseitigen. Andernfalls ist das Tierquälerei. Hier: Bayerisches Landesamt für Umwelt. Leitfaden Bachmuschelschutz ist ein Bild veröffentlicht, welches von mir stammt und einen entscheidenden Punkt des Gefährdungspotenzials betrifft, sowohl bei Salmoniden, Huchen, Nasen, Mühlkoppen, heimischen Krebsen, Bioindikatoren …. BACHMUSCHELN und als Titel wurde GÜLLESTOSS gewählt. Solche “Güllestöße” sind aber in der Murn eher die Regel, denn die Ausnahme. Auch am LAIMBACH (EU-Vogelfreistätte), wo auch Bachmuscheln vorkommen sollten. Das veröffentliche Bild wurde aus zahlreichen Bildern zum Thema ausgewählt, welche seit mindestens 1989 dokumentiert wurden und weiter dokumentiert werden. WARUM Expertender “Aquatischen Systembiologie” und “Wasserwirtschaft” hier VERSUCHE mit hoch empfindlichen Arten vornehmen und auch BACH-Forellen züchten woll(t)en ist nicht zu kapieren. GAR NICHT! Leidensfähige Tiere in Abwässer, nahezu dauertrübe Sedimentbrühen? Was sagt der §1 des Tierschutzgesetzes aus?

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