Natur & Umwelt

Nachklang zur Gartenehrung in Inzell

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Landrat Siegfried Walch waren in diesen Tagen mit weiteren Vertretern der Landschafts- und Gartenpflege zugegen, als bei der Familie Berger-Stöckl in Inzell die 250. Auszeichnung “Bayern blüht – Naturgarten” in Bayern vorgenommen wurde. Auf Bitten der Samerberger Nachrichten hat Marlene Berger-Stöckl ihre Eindrücke von diesem Tag wie folgt zusammengefasst:

Marlene Berger-Stöckl: Vielleicht ein paar Stichpunkte zu unserem Garten:

  • Unser Garten ist klein, ca. 150 m² Grundfläche (wir haben ein Reihenhausteil).
  • Ziel für uns war es, auch im kleinen Garten vielfältige Funktionen gleichzeitig zu erfüllen – für die Kinder damals zum Spielen (sie sind jetzt erwachsen), für uns als grüne Oase zum Erholen, etwas zum Ernten (Gemüse, Beeren, Kräuter, Wildobst, Obst) und gleichzeitig möglichst viele kleinteilige unterschiedliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere.
  • Beispiele:
  • Als Schutz gegen Hangwasser haben wir beim Zugang eine Steinmauer mit Erde aufgeschichtet, aber nicht vermörtelt, sondern mit gut wurzelnden Wildsträuchern bewachsen lassen (z.B. Essigrosen, Bibernellrosen, Dünenrose, Schlehe). Hält genausogut und bietet Futter und Brutmöglichkeiten für Wildvögel.
  • In einem der zwei kleinen Blumenbeete haben wir eine kleine Grube angelegt, die wir mit ein bissl Kies und Totholz befüllt haben (das sollte eigentlich eine Schlangengrube werden, da hat sich aber wegen zuviel Schatten nie eine Ringelnatter eingefunden, dafür haben aber Hummeln dort ihr Nest gebaut).
  • Um mehr Platz zu gewinnen, haben wir versucht, die Höhen mit einzubeziehen (Hanichlzaun aus Brennholzdurchforstung, bewachsen mit Efeu, Geißblatt, Wildrosen und wildem Wein); Spaliere für Rankrosen, Geißblatt und Jostabeere). Außerdem bin ich ein großer Fan von Rosen aller Art, nehme aber meistens ungefüllte, einfach blühende, insektenfreundliche Wildrosen, mit Hagebutten (Nachteil: Die haben gestern kaum noch geblüht).
  • Das Gemüse ist in vier kleinen Hochbeeten, aber wir sind keine begabten Gemüsegärtner (trotz Kompostdüngung hält sich der Ertrag in Grenzen, viel Schneckenfutter L ). Alles in Mischkultur. Für den Schwalbenschwanz baue ich z.B. Fenchel an.
  • Ein kleiner Weiher ist Refugium für Grasfrösche und Libellen.
  • Der ehemalige Kirschbaum war leider so krank, dass wir ihn zu Totholz machen mussten (schade, dass den keiner fotografiert hat. Da wachsen viele Schwammerl und Flechten drauf). Auch weitere Totholzstämme liegen herum (die sieht man aber kaum, weil sie so überwachsen sind).
  • Im Vogeleck wachsen Weißdorn, Pfaffenhut, Heckenkirsche, Kornelkirsche und Schneeball, ein Faulbaum für die Raupen vom Zitronenfalter ist auch dabei.
  • Auf dem Buckel zwischen Weiher und Vogeleck wachsen schattenverträgliche Waldpflanzen wie z.B. Baldrian, Weidenröschen, Salomonssiegel, Goldmelisse und der wellige Steinbrech.
  • Das ehemalige Rosenbeet ist ein kunterbunter Verhau aus Rosen, Blumen (z.B. Platterbse, Türkenmohn, Akeleien, Herbstanemonen), Heil- und Giftpflanzen (Odermennig, Eisenhut), dazwischen Frühlingsblüher.
  • Unterm Zwetschgenbaum liegt die ehemalige Kräuterschnecke, die inzwischen mehr ein Fledermausbeet mit vielen Nachtblühern für die Nachtfalter ist (Nahrung für die Fledermäuse), z.B. Nachtkerzen, Mondviolen, Seifenkraut, Fingerhut.
  • Auf der durchlässigen Steinterrasse, die auch Arbeitsfläche ist, wachsen Kräuter und Kriechpflanzen zwischen den Fugen (Salbei, Thymian, Gänsefingerkraut).
  • Es gibt drei Komposthaufen, einen Totholzhauen, eine kleine Steinmauer und einen Steinhaufen als Versteckmöglichkeit.
  • Besonderen Wert legen wir drauf, dass Hummeln ein durchgehendes Blühangebot haben (Lippenblütler). Brut- und Versteckmöglichkeiten finden sie, wie hoffentlich noch mehr Wildbienen, genügend.
  • Im ganzen Garten haben wir nur natürliche Materialen verwendet (unbehandeltes Lärchenholz vom Inzeller Händler, Kalkstein aus einem Steinbruch in Ruhpolding, Kies aus unserer Kiesgrube).
  • Ein Regenwasserbecken mit 5-6 m³ ist eingebaut. Der ehemalige „Sandkastenbereich“ unter der Turnstange ist geblieben, als offener Lebensbereich z.B. für Blindschleichen, der teilweise eingewachsen ist.
  • Die Ideen kommen zwar meistens von mir, aber baulich umgesetzt hat sie fast alle mein Mann! J

Die Ministerin hat betont, wie wichtig es ist, dass jeder in seinem eigenen Bereich tätig wird (jeder Gartenbesitzer, jede Kommune kann was für die Artenvielfalt tun). Der Landrat hat darauf verwiesen, dass der Landkreis schon vor dem Volksbegehren die Aktion Blühender Landkreis – mit vielen Aktivitäten – gestartet hat.

Und was ich noch gern persönlich sagen würde: Unser junger Kreisfachberater ist nicht nur fachlich top, sondern auch extrem engagiert. Gemeinsam mit dem Seestaller Florian als Kreisvorsitzendem bewegen die zwei richtig viel!

Nicht vergessen: die Viecher – Der mittlere Weinschwärmer (die Raupen) nutzt gern die Weidenröschen als Futterpflanzen, Schmetterlinge mögen z.B. die Geißblattarten, wir haben auch Starenkästen, die gern angenommen werden, ein Wildbienenhotel und dazu Blumen und Kräuter, es finden sich Blindschleichen ein und die Holzschupfa steht immer offen (keine Tür eingebaut), damit Fledermäuse drin wohnen können (stattdessen ist mal ein Igel eingezogen J ).

Eine Spatzenkolonie hält sich viel bei uns auf, Stare und Meisen ebenso, sodass wir so gut wie nie ein Problem mit Blattläusen haben. Die Schnecken fressen zwar öfters mal einiges weg, sind aber auch kein Riesenproblem.

Fotos: Markus Breier – v.l. Landrat Siegfried Walch, Staatsministerin Michael Kaniber, Landesverbandspräsident Wolfram Vaitl (Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e.V.), Bezirksverbandsvorsitzender Michael Luckas (Bezirksverband Oberbayern für Gartenkultur und Landespflege e.V.), Kreisverbandsvorsitzender Florian Seestaller (Kreisverband Traunstein für Gartenkultur und Landespflege) sowie die Ausgezeichneten Hans Stöckl und Marlene Berger-Stöckl

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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