Gastronomie

Nachgesang und Vorfreuden beim Vornberger in Altenbeuren

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Zum Jahreswechsel endet ein Stück Altenbeurer Dorfgeschichte – Fritz und Bärbel Vornberger haben aufgehört – es kommen neue Wirtsleute.

Den „Dorfwirt“ mit Fritz und Bärbel Vornberger wird es so nicht mehr geben. Nach einem langen Entscheidungsprozess im familiären Kreis, mit Freunden  und Weggefährten, haben sich Fritz und Bärbel nun entschlossen aufzuhören und in den Ruhestand zu wechseln. „Ein Schritt der nicht leicht fällt und schmerzt, aber unumgänglich war“, wie Fritz Vornberger bekundete.  Der Wirt von Altenbeuern war eine Institution, ein fester Bestandteil, Treffpunkt und Arbeitsplatz. Nicht nur in Alten- und Neubeuern war das Traditionsgasthaus bekannt. Über Jahrzehnte ist das Haus eine Wirtschaft gewesen und hat sich  in den zurückliegenden 45 Jahren unter der Führung von Fritz und Bärbel weit hinaus einen  Namen gemacht. Aber der Bestand der Gastwirtschaft für die Zukunft ist gesichert.

Ein Trägerkreis aus 8 Neubeurern hat sich gefunden, eine Firma gegründet, die Ellmeier + Co. GbR, die das Objekt im Ganzen gekauft hat. Es wurde ein Konzept entwickelt, Vorstellungen erarbeitet, Finanzen gesichert und ein Pächter und Betreiber mit ins Boot genommen. Andi Ellmeier bekannt als Koch, selbständig als Caterer tätig mit „Andi´s Kochkünstlerei, Kochkursen und Schulungen, pachtet mit seiner Frau Regina die Gaststätte mit Saal und Biergarten, im April soll neu eröffnet werden. Die Metzgerei läuft seit einem Jahr mit dem Pächterehepaar Rupert und Alexandra Schneebichler sehr gut und bleibt so bestehen.   So will man in eine ereignisreiche Zukunft starten, wenn die verschieden Veränderungen und Umbauten abgeschlossen sein werden.

Vater Fritz Vornberger und Mutter Katharina legten  in den Nachkriegsjahren, der Zeit des Wirtschaftswachstums und in der Veränderung der Gemeinde die Grundlage für die erfolgreiche Geschäftsentwicklung mit Metzgerei und Gasthaus. Erweiterungen, Umbauten, Saalbau, auch äußerlich hat das Haus  sein Gesicht verändert – der alte Metzgerladen, direkt an der Straße gelegen, erreichbar über eine Treppe, der spätere Anbau mit Vergrößerung des Ladens an der Südseite des Hauses, dann die komplette Neugestaltung des Verkaufsladens so wie man ihn heute kennt. Durch Hochwasserschäden war dieser Bereich zweimal stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Veränderungen im Gaststubenbereich wurden mehrfach den zeitlichen Gegebenheiten angeglichen. Wobei der Schankbereich immer im  Zentrum gestanden hat.

Die Lehrzeit als Metzger im Frankenland, der Heimat seiner Mutter, prägte Fritz Vornberger. Beim Fellner in Raubling übernahm er Verantwortung im Schlachthaus, entwickelte sich in Vorbereitung auf die anstehenden Aufgaben zu Hause. „Da Fritz“ übernahm immer mehr Verantwortung, war dann nach dem frühen Tod des Vaters der Wirt von Altenbeuern.  Die ersten Kontakte zum Wirt wird mancher Mitbürger gehabt haben wenn man sich rund um das Haus traf, zum gemeinsamen Aufzug zum Waldfest ins Bürgl oder wenn es nach der Fronleichnamsprozession mit dem Opa oder Vater zu  „de Antlaßwürst“ ging. Der Wirt war Zentrum für den Trachtenverein „Immergrün“ Altenbeuern –   Vereinssitzungen, Plattler- und Theaterproben, Faschingsbälle, Jahrtagfeiern, Ehrungen. Der Saal beim Wirt begleitete auch die Entwicklung des Trachtenvereins. Und mit immer dabei der „Fritz“,  der „Wirtei“ – auch nach seiner Hochzeit  mit seiner Bärbl. Ungezählte Hochzeitsfeiern, kein Verein im Dorf , der den Saal beim „Wirtei“ nicht schon genutzt hätte. Gesellige Treffen aller Altersgruppen konnten in den verschiedenen Räumen stattfinden.  Mit der Anpachtung  der Gastronomie am Neubeurer See konnten Fritz und Bärbel Vornberger zusammen mit Sohn Christoph auch die Bewirtung außerhalb des Hauses erfolgreich gestalten. Sie taten dies sehr erfolgreich bei einer Vielzahl von Veranstaltungen und Festzelten im Ort und in den Nachbargemeinden.  Dies immer in der Gewissheit, auf ein zuverlässiges Team vertrauen zu können. „De Boana-Maria“, Maria Oberauer, war dort und im häuslichen Betrieb die zuverlässige Stütze.  Dies nicht nur als Arbeitskraft, sondern als Bezugsperson, darüber hinaus, eingebunden in den familiären Ablauf. Umtriebigkeit bestimmten das Leben vom „Wirtei“,  wie Fritz Vornberger eigentlich nur genannt wird. Dies waren auch die begleitenden Worte von Bürgermeister Schmidl, gerichtet an die Braut Bärbel bei der Hochzeit. “Der is oaner für`s Dorf”, meinte Schmidl.  Die Bedürfnisse des Betriebes galt es zu vereinbaren mit der Familie, mit  Sohn Christoph und Tochter Stephanie sowie Mutter Katharina,  die lange Jahre noch mitgestaltende Kraft war. Musikspiel, Chorgesang beim Guttei, Fußball, früher auch noch Sportkegeln, Skifahrn  und wenn man ihn brauchte auch beim Theaterspiel, auf den Fritz war Verlass.

Und was wäre in Altenbeuern eine Beerdigung ohne Musik. Seit vielen Jahren ist dies ein persönliches Anliegen vom Fritz, über Jahrzehnte organisierte er die Musikanten.  Der Dorfwirt war aber nicht nur Ort der Gastlichkeit sondern auch Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb in den verschieden Zweigen, als Metzger oder zur Fachverkäuferin. Schöne Gepflogenheiten hatten sich eingespielt, wenn sich am Schlachttag  in den Vormittagsstunden, der Viehhändler, Zimmerer, Maurer, Spengler und der Postbote zum frischen Kesselfleisch trafen. Untrennbar verbunden bleiben die geselligen Stunden, die sich beim Kartenspiel, wobei der Fritz oft Mitspieler war, bis in die frühen Morgenstunden hinzogen, die Erinnerungen an die vielen Bedienungen, welche uns bewirteten. Gertraud, Martina, Edeltraud, Bärwe, Lenka, Sylvia, Erika und viele andere Vertraute und vor allem „Amei Lisbeth“, werden mit dem Dorfwirt verbunden bleiben. Sie, “de Amin“ war es dann oft, die das bestimmende Wort führte, „jetzt is a Ruh`, geht`s hoam“. Dies galt auch für den Wirt.

So eingebunden war der Dorfwirt auch Nachbar und auf eine gute Nachbarshaft angewiesen. Jeder freie Raum wurde genutzt um möglichst nahe mit dem Auto zum Wirt zu fahren. Vor allem der Gastbetrieb  im weitläufigen Biergarten mit Musik war sicher oft Gesprächspunkt. Aber Fritz und Bärbel verstanden es, dies zu lösen. Und mancher Sitzungsabend oder  geselliger Treff, fand ja erst später auf dem Weg nach Hause und vor dem Wirtshaus  sein endgültiges Ende, weil es ja noch wichtige Dinge zu besprechen  waren.  Erst dann trat man den Heimweg in alle Himmelsrichtungen an, mancher nahm den kurzen Abstecher über den Friedhof in Anspruch, in Richtung Haimgarten,  Pinswang und Saxenkam.

Die oft gestellte Frage „geh` ma heit no zum Fritz, zum Wirtei?“ wird es so nicht mehr geben. Gleichzeitig freuen wir uns, dass durch die Nachfolger ein Wirtshaus im Ort für Vereine, Hochzeiten und Beerdigungen, für Feiern jeglicher Art, aber auch für den spontanen Biergartenbesuch, für Stammtisch und Kartenspiel erhalten werden kann und wenn dann Fritz und Bärbel Vornberger zu den Stammgästen gehören.

Dankeschön Wirtsleut, und „schee war`s scho“!

Bericht und Bilderrückblick: Thomas Schwitteck

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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