Kultur

Musikfrühling in der Klosterkirche TS

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Eröffnungskonzert des „Chiemgauer Musikfrühling“ im Kulturforum Klosterkirche: Kammermusik – geheimnisvoll, leidenschaftlich, virtuos –  Ernest Bloch, Gustav Mahler und Felix Mendelssohn-Bartholdy

Von freudiger Erwartung erfüllt waren die vielen Besucher – sehr viele über zwei Jahrzehnte treue Stammgäste – beim Eröffnungskonzert des „22. Chiemgauer Musikfrühling“. Trotz schleppender Vorverkaufszahlen war der große Saal des Traunsteiner Kulturforum Klosterkirche voll besetzt, als Razvan Popovici, Initiator und Leiter des Musikfrühlings, das Programm der kommenden Woche vorstellte und seine Frau, Diana Ketler, die schönen, teils selten gespielten Kompositionen des Abends kurz erläuterte. Die Bühne war voll verkabelt, weil das Konzert, ebenso wie das Konzert am kommenden Donnerstag („Fantasie“) in der Klosterkirche wieder vom Bayrischen Rundfunk aufgezeichnet wurde und am 1. Juli um 18.03 in BR-Klassik, Festspielzeit ausgestrahlt wird.

Den Anfang machte die Sonate Nr. 2, B 58 „Poème mystique“ für Violine und Klavier des 1880 in der Schweiz geborenen jüdischen Komponisten Ernest Bloch, der als „Vater der jüdischen Musik“ gilt und dessen Werke heute weitgehend vergessen sind. Zu Lebzeiten feierte er große Erfolge in Frankreich und den USA, wo er 1959 starb. „Poème mystique“ ist seine zweite, 1924 komponierte Violinsonate, die – durchgehend meditativ gehalten – auch heitere, sogar ekstatische Elemente enthält. Synagogengesänge und andere jüdische Melodien werden teils mit gregorianischen Chorälen vermischt – Bloch war ein Freigeist, in keiner Hinsicht orthodox. Diana Ketler am Klavier und Boris Brovtsyn an der Geige verstanden es unvergleichlich gut in dem nur 20 Minuten dauernden, technisch hoch anspruchsvoll zu spielenden Stück seinen besonderen Charakter einzufangen.

So eingestimmt war das folgende Klaviertrio in d-moll, opus 49, Nr.1 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847) mit seinen lyrischen Themen und klanglich tänzerischer Leichtigkeit eine willkommene Entspannung. Am Klavier diesmal der aus Teheran stammende Arash Rokni brillierte zusammen mit der fabelhaften moldawischen Violinistin Alexandra Conunova und dem in München geborenen Valentin Radutiu am Violoncello und langjähriges Mitglied beim Musikfrühling. Er ist derzeit Solocellist des Deutschen Sinfonieorchesters Berlin und hat wie die übrigen Interpreten schon zahlreiche Preise und Musikwettbewerbe gewonnen.

Nach der Pause erklang das kurze Adagietto aus der fünften Symphonie von Gustav Mahler (1860 bis 1911), bearbeitet von Otto Wittenbecher für Violine und Klavier. Bekannt Klänge, wunderbar zart, sensibel und einfühlsam gespielt von Diana Ketler am Flügel und Alexandra Conunova auf der Geige.

Den rauschenden Abschluss des Konzerts bildete das wunderschöne Streichquintett Nr. 1 in A-Dur, opus 18 von Felix Mendelssohn Bartholdy, geschrieben 1826, bei dem sich in einer Mischung von klassischen mit barocken Elementen schon die ganze Gestaltungsbreite des Komponisten ausleben kann. Wundervoll, federleicht schienen die Streichinstrumente mit Boris Bovtsyn und Alexandra Conunova, Violinen, Natascha Tchich,  und Razvan Popovici, Bratschen, sowie Justus Grimm am Cello, in einem andauernden, mal fröhlichen, mal ernster werdenden Diskurs miteinander zu stehen, oft angeführt von der ersten, den Ton angebenden Geige.

Alle Musiker des Abends überzeugten restlos durch ihr virtuoses, mit Hingabe und Konzentration aufeinander abgestimmtes Spiel, aber auch durch Temperament und reine Spielfreude. Nach dem letzten Ton waren Glücksgefühle und Entspannung sowohl bei den Musikern als auch beim Publikum in den Mienen und natürlich beim nicht enden wollenden Beifall offensichtlich. Man darf sich auf die kommenden Konzerte in dieser Woche freuen.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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