Von Karl Stankiewitz – Kurz vor der Wirte-Serie in der AZ endete auch die gut organisierte Wirte-Wiesn, entsprechend der wirklichen Wiesn. Diese 16 Ersatz-Tage waren durchaus erfolgreich, vor allem dank der letzten warmen Abende. Also schnell noch ein Biergartenbesuch. Denn auch ein solcher wird bald nicht mehr möglich sein. Im Hofbräukeller, seit 1946 eines meiner Stammlokale, ist es geradezu feierlich, wenn auch nicht ganz so rauschend wie früher. Kein bisschen Endzeitstimmung. Alle Lichter an im großen Garten. Alle Tische besetzt, so locker, wie es das Corona-Regime befiehlt. Von einem fernen Eckerl her wehen mir Musikfetzen zu.
„Mir hom ois do, dass’ wenigstens a bisserl a Wiesnstimmung aufkommt,“ versichert der Wirt. Günter Steinberg ist in Tracht gekleidet, wie viele seiner Gäste. Er kellnert auch mal selbst, wie einst sein Vater und sein Schwiegervater, der Hendlkönig Friedrich Jahn. Natürlich habe man mit der abgelaufenen Aktion auch versucht, die wirtschaftliche Krise zu mildern. Nunmehr aber gehe es ums nackte Überleben. Nicht alle Münchner Gastwirte würden das nächste Jahr überstehen. Ich verabschiede mich mit einem kleinen Scherz: „I kauf ma jetza no a Hoibe – damit’s ihr überlebt’s.“
Auf dem Schanktisch stehen, griffbereit, nur ordentlich gefüllte Maßkrüge. Trotzdem zapft mir ein Schankbursch eine Halbe ab. „Ausnahm für Du,“ sagt er auf Migrantisch. Das Brotzeit-Fräulein bietet mir, dem alten Mann mit Gehstekerl, mit fremdem Zungenschlag sogar an, den O’batzn samt Brez’n zum Tisch zu tragen. Freundlichkeit ist angesagt im Münchner Wirtsgewerbe . Ausnahm oder auf Dauer?
Bericht und Foto: Karl Stankiewitz – Blick in den Biergarten vom Hofbräukeller und der Autor mit Breze und Bier