Land- & Forstwirtschaft

Mit Umweltminister Glauber auf der Enningalm

Auf die weitläufige Enningalm hat der Almwirtschaftliche Verein Umweltminister Thorsten Glauber geladen, um mit ihm die Problematik Wolf im Alpenraum anschaulich zu diskutieren. Schnell und unbürokratisch war ein Termin vereinbart, so dass am 23. Juli eine überschaubare Gruppe ausrücken konnte. Ungewöhnlich aber bewundernswert, dass sich Glauber ohne fachliche Entourage in die Höhle der Löwen wagte. Lediglich die Parteikollegen Anton Speer, Landrat Garmisch Partenkirchen, und Florian Streibl, Fraktionssprecher der Freien Wähler, sowie Verbandsvertreter des BBV und der Bayerischen Schafhalter ergänzten die Runde neben Peter Strohwasser von der unteren Naturschutzbehörde.

Minister weiß Bescheid

Eines gleich vorneweg: Umweltminister Glauber war bestens mit der Materie vertraut und sich der Problematik Wolf und Weidehaltung bewusst. Dies verdeutlichte sich beim Blick auf die Flächen der Enningalm. Dass eine Zäunung nach Vorgabe des Aktionsplans hier nicht durchführbar ist, wurde einhellig von allen Teilnehmern bestätigt. Eine Einstufung als nicht-schützbares Gebiet ist in der Vergangenheit bereits erfolgt. Unter solchen Gegebenheiten kann – unter Vorgabe der laut Aktionsplan geforderten Maßnahmen- auch einmal eine Entnahme gerechtfertigt sein, wohlwissend, dass seitens mancher Verbände daran Kritik geübt würde.

Das Anliegen des Almwirtschaftlichen Vereins bestand jedoch in erster Linie darin, die Bearbeitung der schützbaren und nicht schützbaren Gebiete zu beschleunigen. Die Vorgehensweise wurde im Jahr 2019 in Zusammenarbeit mit LfL und LfU erarbeitet, die Einstufung der beiden Projektgebiete in Garmisch Partenkirchen sowie Burgberg und Rettenberg im Allgäu ist seit Januar abgeschlossen, eine Zustimmung seitens des LfU steht jedoch immer noch aus. Dementsprechend lässt auch die bayernweit edv-mäßige Flächenersteinstufung über i-balis noch auf sich warten. Unter den aktuellen Gegebenheiten, dass seit Juli nahezu täglich über Wolfsichtungen und Risse in ganz Bayern seitens des LfU berichtet wird, eine untragbare Situation.

Die Gebietseinstufung ist ein wichtiges Kriterium für die weitere Vorgehensweise bei möglichen Entnahmen laut Aktionsplan Wolf. Minister Glauber wurde deshalb eindringlich gebeten, hier für eine rasche Bearbeitung zu sorgen.

Aktionsplan Wolf muss greifen

Der Aktionsplan Wolf wurde über viele Jahre von Behörden- und Verbandsvertretern aller Couleur in mühsamen Sitzungen erarbeitet und letztendlich mit vielen Kompromissen auf allen Seiten verabschiedet. Jetzt wo der Wolf auch in den bayerischen Alpenraum zurückgekehrt ist, wird es Zeit, sich dieses Instrumentes zu bedienen. Solange sich Wölfe unauffällig verhalten und hier gibt es bereits einige, wie Sichtungen auf Wildkameras vermuten lassen, kann man damit leben. Wo aber Übergriffe auf Nutztiere stattfinden oder gar ein atypisches Verhalten des Wolfes dokumentiert wird, da muss letztendlich nach den Vorgaben des bayerischen Aktionsplanes gehandelt werden: im Interesse der betroffenen Landwirte genauso wie im Interesse der Politik. Denn wozu Pläne und Vorgehensweisen ausarbeiten, wenn dann letztendlich der Mut fehlt, diese auch anzuwenden. Nicht zuletzt aber auch zum Wohle des Wolfes, dessen Akzeptanz deutlich verbessert würde, wenn die Sicherheit besteht in begründeten Fällen tätig werden zu können. Bei einem aktuell deutschlandweit gesicherten Wolfsbestand von über 1000 Tieren (geschätzt 1500-2000 Wölfe) ist die geforderte Bestandssicherheit bereits gegeben, so dass einzelne Entnahmen keinen Einfluss darauf haben.

Selten wird Staatsminister Glauber einer so einheitlichen Gesinnung unterschiedlicher Verbände sowie regionaler politischer und fachlicher Vertreter gegenüberstehen. Umso deutlicher aber das Zeichen, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Mit dieser Erkenntnis ging es zurück ins Tal, um anstehende Folgetermine zu absolvieren, die vielleicht thematisch erfreulicher waren, jedoch nicht mit der grandiosen Bergkulisse aufwarten konnten.

Bericht und Fotos: Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern / Susanne Krapfl

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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