Gastronomie

Marquartstein bekommt wieder ein Cafe

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wenn sich das Leben komplett verändert, spielt oft der Zufall eine große Rolle. So auch im Fall der Familie Possamai. Als sich Mauro und Alexandra Ende 2023 mit ihren Kindern Luciana (11) und William (7) von Berlin auf dem Weg nach Italien zu den Großeltern zum Weihnachtsurlaub befanden, sind sie durch Zufall und unbeabsichtigt durch einen Stau auf der Autobahn durch Marquartstein gefahren. Am Ortseingang haben sie auf der digitalen Tafel gelesen „Café zu verpachten“. Fast automatisch fiel ihr Blick beim Weiterfahren auf das Café Marquart in der Ortsmitte, das geschlossen war. Es musste sich also um das Café handeln, das zu verpachten war.

Telefonisch bekundete die Familie ihr Interesse im Rathaus und auf dem Rückweg von Italien nach Berlin wurden die Räume besichtigt. „Es war Liebe auf den ersten Blick“ erzählt Alexandra über ihre Gefühle von damals. In Berlin betrieben Mauro und Alexandra im Bezirk Siemensstadt zwölf Jahre erfolgreich eine Eisdiele. Der Wunsch etwas Neues zu machen und Berlin den Rücken zu kehren, schwelte schon länger bei den Beiden – dann kam der berühmte oben beschriebene Zufall. Alexandra ist gelernte Hotelfachfrau, sie hat beruflich schon einiges von der Welt gesehen, bevor es sie nach sechs Jahren in London mit ihrem italienischen Partner Mauro nach Berlin geführt hat. Mauro Possamai ist in Conegliano an der Strada del Prosecco geboren, ein Städtchen, aus dem viele gute Eismacher kommen, erzählt er. Auch er hat das Handwerk dort gelernt und ist ebenfalls auf vielen beruflichen Stationen durch die Welt gereist.

Im Februar 2024 wurde dann der Entschluss, Berlin zu verlassen in die Tat umgesetzt und die eingeführte Eisdiele an einen Freund verkauft. Im September wurde der Pachtvertrag in Marquartstein unterschrieben und wie durch eine glückliche Fügung fand sich auch eine Wohnung für die Familie in der gleichen Straße. Im Moment läuft der Umbau im Geschäft, der traditionelle Name Café Marquart soll erhalten bleiben. Ideen für die Gestaltung und das Angebot im Laden haben Mauro und Alexandra eine Menge. Auf jeden Fall wird es hausgemachtes italienisches Eis geben und weitere selbst hergestellte Produkte wie Kuchen und ein spezielles Tiramisu. Es wird einen Frühstücksservice geben und Bistro-Gerichte. Mauro will sich flexibel auf seine Gäste einstellen und sich an ihren Wünschen und Bedürfnissen orientieren. Natürlich wird es authentischen italienischen Espresso und Cappuccino geben und weitere echte Spezialitäten.

Alexandra hat ganz genaue Vorstellungen, wie die Gäste ihren Eisbecher oder Cappuccino serviert bekommen. Für jedes bestellte Gericht oder Getränk gibt es genaue Vorgaben. Dafür will Alexandra ihre Mitarbeiter genau schulen, damit perfekte Ergebnisse serviert werden, die die Gäste begeistern.  Aber dafür gibt es noch ein kleines Problem, nämlich die richtigen Mitarbeiter zu finden. Besonders in den Sommermonaten, wenn die schöne Terrasse zur Verfügung steht. Es können sich gern auch Schüler oder Rentnerinnen melden, die als Aushilfen einspringen, aber nur nach vorheriger Schulung. Auch ein Konditor -vielleicht in Teilzeit- wäre eine gute Option. Zukunftspläne und Ideen haben die zwei neuen Cafébetreiber noch eine ganze Menge und die Räumlichkeiten bergen viel Potential für verschiedene Veranstaltungen.

Jetzt wird erstmal mit Hochdruck bis zum Eröffnungstermin gearbeitet, Mitte Februar kommen die Maschinen aus Italien und Ende Februar/Anfang März ist die Eröffnung geplant. Und dann hat Marquartstein endlich wieder ein Café, wo sich, laut Vorstellung von Alexandra und Mauro, die Einheimischen und die Feriengäste wohlfühlen werden.  wun

Die Historie

Der Platz des heutigen Café Marquart war schon vor über 100 Jahren bebaut und in der Mitte des Ortes Marquartstein. Anfang der 30er Jahre wurde er als Gustapfelbau bekannt. Zahlreiche Gewerbebetriebe wie ein Feinkostgeschäft, ein Modesalon, ein Fotogeschäft, eine Drogerie, die Post und ein Friseurgeschäft siedelten sich in der Staudacher Straße an. 1951 wurde die Konditorei und Café Marquart von Richard Gustapfel gewerblich angemeldet. 1954 übernahm Alois Hirschbeck als Pächter die Räume bis 1965 Konditor Günter Richter das Café übernahm. Der neue Pächter engagierte sich nicht nur in seinem Café, Günter Richter spielte auch im Ortsleben eine große Rolle. Fast ein halbes Jahrhundert wirkte er an vielen Stellen im menschlichen und sozialen Bereich, bis er unerwartet 2014 verstarb. 2014/15 wurde das Lokal grundsaniert und dann unter dem Namen Café Marquart by D74 von Markus Derjung übernommen, bis es im April 2021 gewerblich abgemeldet wurde. Seitdem hingen die Schilder „Zu vermieten“ im Schaufenster – bis der glückliche Zufall seine Hände im Spiel hatte.   wun

Text und Foto: Sybilla Wunderlich –  Mauro und Alexandra Possamai in ihrem neuen Café Marquart

 

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!