Brauchtum

Maria Höhne, neue Vorständin vom GTEV Amerang – ein Interview

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der Trachtenverein „Chiemgauviertler“ Amerang als Mitglied des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte hat mit Maria Höhne erstmals in seiner 100jährigen Vereinsgeschichte eine Frau an der Spitze. Die Trachtlerin ist Nachfolgerin von Georg Westner, der inzwischen als stellvertretender Landeskassier der Vorstandschaft des Bayerischen Trachtenverbandes angehört. Wir sprachen mit Maria Höhne über ihre bisherigen Tätigkeiten und Ziele:

Liebe Maria, zu allervorderst herzlichen Glückwunsch zur Wahl der 1. Vorständin beim Trachtenverein „Chiemgauviertler“. Wir wünschen nicht nur allgemeinen Erfolg, sondern vor allem auch persönliche Freude bei der Amtsausübung. Gerne stellen wir Dir folgende Fragen:

  1. Wie war Dein bisheriger trachtlerischer Weg im Heimatverein Amerang?

I hob mid ca. 5 Jahren im Trachtenverein zum tanzn ogfanga. Scho am Anfang meiner Aktivenzeit hob i ghoifn, de Jugendleiter bei de Probn zu unterstützn. 18 Jahre war i dann selber zuerst als 2., dann aa ois 1. Jugendleiterin im Amt. Im Ausschuß war i scho Beisitzer und Trachtenwartin. 9 Jahr war i aa beim Chiemgau-Alpenverband als stellv. Gaujugendleiterin und 3 Jahr ois Trachtenwartin dabei. Vor 3 Jahr hob i dann des Amt ois stellvertretende Vorständin übernomma, bevor i Anfang April zur 1. Vorständin gwählt wordn bin.

  1. Welche Frauen waren schon vor Dir als Vorständin bei Gauen oder Chiemgauer Vereinen aktiv?

Aktuell san mid da Lisi Hilger aus Rottau und Marianne Jauernig aus Feldwies  de ersten beidn Frauen ois 1. Vorständinnen bei Chiemgauer Vereinen im Amt, neierdings kimt a no de Doris Noichl als Vorständin vom Grassauer Trachtenverein dazua. Marianne Hinterbrandner vom Altbayrisch-Schwäbischen Verband war die 1. Gauvorständin. Es gibt oiso no ned sovui Vereine und Gaue, de in weiblicher Hand liegn.

  1. Ist das Amt einer Vorständin anders oder schwieriger als eines Vorstandes?

Bei uns im Verein war des zumindest in de letztn 40 Jahr no nia a Problem, dass a Frau a Amt übernomma hod. Deswegen denk i, werd des aa jetzt koa Problem sei. I glaub, vui Vereinsmitglieder san froh, daß sich jemand gfundn hod, der des jetzt weitermacht. Natürlich werd i des oa oder andere anders macha, ois meine Vorgänger – des liegt einfach scho an de unterschiedlichen Persönlichkeitn. Wichtig is doch des Mitanander im Ausschuß und im Verein. Alloa konn i koan Verein führn – ich brauch de Unterstützung oller meiner Mitglieder. Und do is (hoffentlich) egal, ob i Manderl oder Weiberl bin.

  1. Wie hat sich Corona in den beiden letzten Jahren  für das Vereinsleben ausgewirkt?

Es warn schwierige Zeitn. Wobei es grundsätzlich scho moi guad war, den ganzn Stress und de Hektik vom Alltag wieder runter zumfahrn und zur Ruah zum kemma. Im Verein habn mia de Zeit gnutzt und unseren Probenraum hergericht, wos bei normalem Vereinsbetrieb wahrscheinlich ned so guad funktioniert hätt. De Jugendleiter habn jede Möglichkeit gnutzt, in irgendoana Form a Trachtenprob abzumhaltn. Vo daher kinnan mia uns momentan ned beklagn, über de vuin Kinder, de jetzt bei de Probn do san. Und wia owei brauchad ma mehra Buam. Mia habn aa immer versuacht, bei kloane Veranstaltungn mid de Vereinsmitglieder zum zamkemma. Des is owei guad ognomma wordn. Unser 100jähriges Jubiläum 2021 ham ma leider nur mid 2 Veranstaltungen würdig feiern kinna. De warn dafür umso schena und ma hod festgstellt, daß uns des Zsammkemma doch arg gfehlt hod.

  1. Was ist Dir für Deinen Verein am wichtigsten?

I wünsch mir für meinen Verein a gsundes Vereinsleben und no langes Bestehn. Oid und Jung mitanand hod bei uns immer guad funktioniert. Es macht einfach nix mehr Freud, ois wenn olle beinanad san und a guade Zeit habn.

  1. Was sind Deine aktuell vorrangigsten Themen für die Chiemgauer Heimat- und Brauchtumspflege?

Mia miassn unbedingt unsere Bräuche wieder so pflegen (dürfn), wia es vor da Pandemie möglich war. Manche Feste warn ja gar nimmer möglich (z.B. Gaufest, Gauball), andere nur stark eingschränkt (wie Wallfahrt oder Fronleichnam). De gehörn aber untrennbar mid in unser Trachtenjahr. Und wos ist aa Maibaum, der nur schnei mit am Kran aufgstellt werd? Do ghert doch vom Stehln bis zum gemeinsamen Aufstelln und feiern ois dazua. Grod des mitanander Pflegn von unseren Bräuchn macht doch aa uns Trachtler aus.

  1. Freust Du Dich auf das Gautrachtenfest in Schleching –  und Warum?

Endlich wieder a frische Maß mit Leit trinken, de ich teilweis dann scho 3 Jahr nimmer troffn hob. Es freut mi für de Schlechinger, daß se jetzt de ganze Arbeit und aa Durchhaltevermögen glohnt hod und sie sicher mid am schena Festl belohnt werdn.

Interview und Foto: Hötzelsperger  – Maria Höhne, Vorständin vom Trachtenverein Chiemgauviertler Amerang (bei der Gaufrühjahrsversammlung des Chiemgau-Alpenverbandes in Hohenaschau).

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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