Gastronomie

Maibaum beim Insel-Wirtshaus Zur Linde

Am 1. Mai gegen 11 Uhr setzte sich die Lastenfähre “Frauenwörth II” von Gstadt in Richtung Fraueninsel in Bewegung – an Bord eine Gruppe von gutgelaunten Männer und Frauen, die einen Maibaum im Gepäck hatten. Selbst die ältesten Insulaner können sich an kein Maibaumaufstellen auf dem kleinen Eiland erinnern. Nur einmal, und zwar zur 600-Jahre-Feier des „Hotel zur Linde“ vor knapp zehn Jahren, hatte der damalige Wirt einen neun Meter hohen Jubiläumsbaum aufstellen lassen. Deshalb hatte man schon mal ein Fundament, auf dem man das jetzt zehn Meter hohe Gewächs ohne großen bürokratischen Aufwand positionieren konnte.

Die Idee dafür war immer schon mal da, hatte sich aber im letzten Winter endgültig konkretisiert, wie vom Insulaner Armin Krämer zu erfahren war. Er und Florian Ebner vom „Gasthaus & Hotel Zur Linde“ sind als Initiatoren zu nennen. Kurzentschlossen hatte man zum Jahresende nach einem Baumspender gesucht und mit Zimmerer Franz Huber aus Breitbrunn einen gefunden, der den Baum sogar gefällt und eingelagert hat. Es war auch Eile geboten, so Krämmer im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung, da das gute Stück erst noch komplett austrocknen musste.

Im Anschluss wurde der Rohling geschäpst – also von der Rinde befreit – geschliffen und weiß-blau bemalt. Damit Letzteres auf die gesamte Länge ordentlich ausschaut, erizählt Krämmer, hat man sich mit Richard Langl aus Breitbrunn einen lang gedienten Maler geholt.

Nach getaner Arbeit passierte das, was passieren musste: „Die Bauwagen-Truppe aus Breitbrunn-Kitzing riss sich den fast fertigen Maibaum unter den Nagel“, so der Initiator bereits ahnend, „ und wollte ihn nur gegen eine wohlwollende Auslöse wieder hergeben“. Relativ zügig hatte man sich mit Armin Krämmer auf einige Kästen „Flüssignahrung“ geeinigt und somit wechselte das Corpus Delicti – nach einer Inselumrundung – wieder den Besitzer. Etwas teurer wurde das Ganze für den „Lindenwirt“, der um die 170 Liter Bier und einen gebratenen Ochsen zur Verfügung stellte.

Die meist alten Motive für die Schilder am Baum wurden von Peter Jell in Mühlen entsprechend aus Metall herausgearbeitet, die anfallende Kosten übernahm jede Handwerkszunft selbst.

Die 14 Motive waren: Bootsbauer, Töpfer, Ofensetzer, Zimmerer, Gastronomie, Elektriker, das Kloster, die Schlösser- und Seenverwaltung, Brauer, Gemeinde, Hotel zur Linde, Fischerei, Schifffahrt und der Wassersportverein (WSV)

Auf der Insel angekommen, brachte man den aufwendig hergerichteten Maibaum zum Vorplatz vom Hotel zur Linde und machte sich daran, den zehn Meter hohen Baum mittels „Schwaiberl“ – verschieden lange Holzstangen, die an einem Ende mit Schüren verbunden sind – in die Vertikale zu bringen. Das sich der Vorgang stundenlang hinziehen kann, ist nicht verwunderlich, müssen ja ständig die teils meterlangen schweren Stangenpaare gewechselt werden, erklären die Protagonisten.

Nachdem der Maibaum endlich im Fundament verankert und die 14 Motivtafeln montiert waren, machten sich die Akteure und ungezählte Zuschauer daran, das kühl gesellte Bier und den wohlgelungenen Ochsen zu verzehren.

Bericht: Karl Wastl

Fotos: Karl Wastl / Peter Birkenbeul

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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