Kriege, Revolutionen, Umwälzungen – 1825 übernimmt Ludwig I. ein fast bankrottes Königreich. Reformen hatten das Land überfordert. Die Aufhebung der Klöster – ein einziges Desaster! Fürsorge und Bildung liegen am Boden. Das neue Land muss geeint werden – am liebsten durch Kanal und Eisenbahn.
Aber woher soll das Geld kommen? Der junge König nimmt die Zügel in die Hand und wird initiativ. Kaum ein wichtiger Akt, der nicht über seinen Schreibtisch geht. Fabriken werden gebaut, Klöster wiederbegründet. Kapital wird mobilisiert, die Gesundheitsfürsorge angekurbelt. Am Militär wird gespart.
München soll Kunstmetropole werden. Regensburg mit Dom, Walhalla und Befreiungshalle folgen. Ludwig orientiert Bayern nach Norden. Deutsch werden und bayerisch bleiben ist das Ziel. Geht das überhaupt? Der König unter Druck: das Volk fordert mehr politische Mitsprache. Revolution! Am Ende ist es eine junge Liebe, die den alten König zu Fall bringt. Und trotzdem – Bayerns größter König?
Erleben Sie den Wandel Bayerns zu Zeiten Ludwigs I. im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Die Bayerische Landesausstellung erzählt vom 10. Mai bis zum 9. November 2025 über diese Zeit.
Der König und sein Land
Ludwig I. übernimmt 1825 den Thron des jungen Königreichs Bayern. Ein Vierteljahrhundert später wird er diesen Thron seinem Sohn überlassen, denn ein „Unterschreibkönig“ will er nicht sein. Dabei ist er angetreten als Hoffnungsträger der Liberalen, als Herrscher mit Gestaltungswillen und Kunstsinn. Die Industrialisierung wirft ihre Schatten voraus und mancherorts, wie in Augsburg, steht man schon mittendrin. Das Land wird zu einer vorher nie dagewesenen Großbaustelle. Der Ausbau der Residenzstadt München zur Kunstmetropole wird zum Lieblingsprojekt des Königs. Hunderte von Arbeitern bauen aber auch am Ludwig-Donau-Main-Kanal und an den Eisenbahntrassen im Westen. Man richtet den Blick nach Norden, nicht mehr nach Osten zum Habsburger Reich. Niederbayern und die Oberpfalz werden abgehängt. Nur die Umgebung von Regensburg wird mit Walhalla und Befreiungshalle bedacht. Der König phantasiert von einem Denkmalpark an der Donau.
Politische Mit- und Gegenspieler
Dennoch: Ludwig kann nicht mehr alleine regieren. Alle drei Jahre muss der König einen Landtag einberufen. Und dort wird um die großen Fragen der Zeit gestritten: Wer bestimmt über Steuereinnahmen und Staatshaushalt? Wir stellen einige der politischen Mit- und Gegenspieler des Königs vor, z. B. den Minister, Abgeordneten und Reichsrat Joseph Ludwig Graf von Armansperg aus Niederbayern. Er unterstützt Ludwigs Sparkurs und erhält den Beinamen „Sparmansperg“. Seinen Landsmann Karl August von Seinsheim, Jugendfreund des Königs und beheimatet im Schloss Sünching. Den Schweinfurter Industriellen Wilhelm Sattler, den Augsburger Bankier und Industriellen Ferdinand von Schaezler oder den demokratisch gesinnten Pfälzer Juristen Friedrich Schüler.
Eine Kehrtwende vollzieht Ludwig I. ab den 1830er Jahren. Ein paar Jahre zuvor war er noch bei der Einweihung der Verfassungssäule in Gaibach gewesen. Jetzt fühlt er sich zunehmend bedroht, fürchtet in Bayern eine Revolution, wie sie Frankreich in diesen Jahren erlebt. Zensur und Unterdrückung der liberalen Presse sind sein Gegenmittel.
Und das Volk?
Wehrt sich – zum Beispiel mit dem Hambacher Fest in der Pfalz. Dort zeigen schwarz-rot-goldene Fahnen unmissverständlich, dass man einer neuen Richtung zustrebt. Ein parlamentarisch regiertes Deutsches Reich mit einem gewählten Oberhaupt sollte es sein. Zusätzlich zu diesen politischen Forderungen treten existenzielle Nöte der Bevölkerung auf. Lokale Missernten, Arbeitslosigkeit und Unmut über wirtschaftliche Veränderungen führen zu sozialen Unruhen. Eine Bierpreiserhöhung etwa führt zu massiven Protesten.
Der König tritt zurück
Und jetzt kommt noch eine Frau ins Spiel: Lola Montez. Der Ruf des Königs ist dahin. Karikaturen und Spottfiguren sind beinahe allgegenwärtig. Um einen Aufstand zu verhindern, muss Ludwig seine Lola aufgeben. Die Lage beruhigt sich nur scheinbar. Die Rufe nach Pressefreiheit und Mitbestimmung verstummen nicht. Auch wenn nur wenige ein Ende der Monarchie fordern, Ludwigs Selbstverständnis ist ein anderes. Der König tritt am 20. März 1848 zurück. Obwohl Ludwig I. noch fast 20 Jahre lebt und seine Bauprojekte zu Ende geführt werden, politischen Einfluss kann er nicht mehr geltend machen.
Die Ausstellung zum Nachlesen
Ludwig I. – war er Bayerns größter König? Der Katalog zur Bayerischen Landesausstellung liefert nicht eine, sondern verschiedene Antworten und Perspektiven. Er zeichnet den Regenten facettenreich, vielschichtig, voller Widersprüche nach. Vom eher liberal geprägten Kronprinzen bis zum immer stärker autokratisch regierenden Herrscher – in über 20 Regierungsjahren veränderten sich Ludwig und sein Land. HdBG-Direktor Richard Loibl führt aus landes- und wirtschaftsgeschichtlicher Perspektive ins Thema ein, die Ludwig- und Lola-Biografin Marita Krauss steuert einen ausführlichen Essay bei. Zusammen mit zahlreichen Objekttexten und attraktiven Abbildungen sorgen sie für eine kurzweiliges und informatives Lesevergnügen, das die Ausstellung zusammenfasst.
Der Katalog ist im Laden im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg für 24 Euro, im Webshop unter www.hdbg.de (zzgl. Versandkosten) und im Buchhandel (Verlag Pustet, 29,95 Euro) erhältlich.
Jetzt geht´s ans Erleben
Kunstminister Markus Blume betont: „Jetzt geht’s ans Erleben, jetzt geht’s ans Feiern – mit der neuen Bayerischen Landesausstellung ‚Ludwig I. – Bayerns größter König?‘. Unsere Landesausstellungen sind per se ein besonderes Ereignis – eine Landesausstellung, die sich mit den bayerischen Königen auseinandersetzt, ist ein echtes Glanzstück. König Ludwig I. hat Bayern gestaltet, geprägt und unserem Freistaat das ‚y‘ geschenkt: Er hat die Grundlagen für das moderne Bayern gelegt – eine einzigartige Kombination von Tradition und Fortschritt. Das zeigt die Bayerische Landesausstellung auf beeindruckende Weise mit einer 3-D-Animation von Ludwig I., großartigen Exponaten und spannenden Mitmach-Stationen. Eine Ausstellung auf der Höhe der Zeit, die die Erfolgsgeschichte für das Haus der Bayerischen Geschichte fortschreiben wird. Klare Besuchsempfehlung!“
Bericht und Bildmaterial: Haus der Bayerischen Geschichte