Brauchtum

Lederhosenwascher Herbert Greiner verstorben

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kurz nach seinem 74. Geburtstag ist der aus Rosenheim stammende Lederhosenwascher Herbert Greiner verstorben. Herbert Greiner verstand es, alte Lederhosen wieder aufzufrischen und den Besitzer damit eine Freude zu machen. Auch die alte Lederhose des bekannten Münchner Humoristen und Sänger Weiß Ferdl gewann unter seinen Händen wieder neue Frische.

Zur Erinnerung an den Lederhosenwascher nachfolgend zwei Beiträge, die über seine Tätigkeit berichten und erinnern sollen.

Fotos/Repros: Hötzelsperger

Lederhosen-Waschen – eine eher etwas seltene Aufgabe

2012 – Rosenheim (hö) – Ob Kurze oder Bundhose, Lederhosen haben allemal eine lange Lebensdauer. Dennoch können sie in die Zeit kommen oder gute Gründe finden, dass man sie reinigt. Schließlich soll eine „Lederne“ nicht von selbst stehen können, sondern den Träger was gleichschauen lassen. Doch wie soll man eine alt-ehrwürdige, oft viele Jahrzehnte alte Lederhose reinigen, ohne das handwerkliche Kunstwerk zu beschädigen? Darüber hat sich besonders Herbert Greiner aus Rosenheim Gedanken gemacht. Anhand günstig erworbener Lederhosen durch ebay-Versteigerungen machte sich Herbert Greiner daran, das Waschen und Reinigen von Lederhosen zu erproben. Schließlich fand er einen Weg und Mittel, so dass er inzwischen beste Arbeit verrichten kann. „Ich war schon skeptisch, als ich ein gutes Stück abgab, aber als ich es wieder zurück bekam, da war ich sehr angenehm überrascht“, so die ersten Erfahrungen von Hans Auer vom gleichnamigen Trachtengeschäft in Törwang auf dem Samerberg. Welche genauen Methoden und Mittel Herbert Greiner anwendet, will er nicht verraten, nur so viel: „Wenn die Luftfeuchtigkeit nicht mitmacht, dann haben Reinigung und Trocknung keine Chance!“.

Herbert Greiner hat Weiß-Ferdl-Lederhose gewaschen

2015 – Rosenheim/Bayern  (hö) – Gerade jetzt im Frühling werden die Lederhosen wieder aus ihrem Winterquartier hervorgeholt, denn nach alter Gepflogenheit wird bei Trachtlern und Trachtenliebhabern ab Ostermontag wieder die „Kurze“ getragen (der Gamsbart wird im übrigen nach der Fastenzeit auch wieder auf den Hut genommen). Lederhosen können auch gewaschen werden – so wie zum Beispiel die Original-Lederhose vom Volkssänger Weiß Ferdl . Manchmal ist die gute, alte Lederne auch schon in die Jahre gekommen, so dass eine „Verjüngungskur“ angeraten ist. Gut, dass es da seit sechs Jahren in Rosenheim den Lederhosenwascher Herbert Greiner gibt. Rund eintausend Lederhosen hat er inzwischen gewaschen. „Biologische Handwäsche“ nennt er sein Rezept, das er gar nicht mehr geheim hält, denn seine ausführliche, zweiseitige Waschanleitung bietet er für 2,50 Euro auf seiner Internetseite www.lederhosenwaschen.de an. Flüssige Schmierseife, sauberes Regenwasser und viel Arbeit und Geduld – mehr braucht eine Hirschlederhose (bzw. Gams- oder Elchlederhose) nicht, um wieder gereinigt unter die Leute gehen zu können. Unter den vielen und verschiedenen Lederhosen bekam Greiner jüngst ein ganz besonderes Stück. Ein Münchner Nachfahre des berühmten bayerischen Volksschauspielers Weiß Ferdl (geboren am 28. Juni 1883 in Altötting – gestorben am 19. Juni 1949 in München) bat um Prüfung des Zustandes von der Original-Lederhose vom Weiß Ferdl. Nach kurzem Dialog waren die Besitzer mit dem Waschen einverstanden und nunmehr sind die namentlich nicht genannt werden wollenden Inhaber wieder glücklich. Herbert Greiner seinerseits war wieder ein Stück mehr über seine Waschergebnisse stolz und dank heutiger Computer-Technik hat er dem Weiß-Ferdl-Denkmal vom Münchner Viktualienmarkt die frisch gewaschene Lederhose gleich angezogen. Von den Besitzern hat der Lederhosenwascher zum Dank auch noch eine historische Aufnahme mit dem Lederhosen tragenden Weiß Ferdl bekommen.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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