Als Initiative der 4 bayerischen Bergsteigerdörfer Ramsau, Schleching, Sachrang und Kreuth im Rahmen des Jahresthemas Almen war am Samstag, 04.10. eine gemeinsame Schwendtaktion von Sachrang und Schleching auf beiden Seiten des Geigelsteines angesagt. Auf Sachranger Seite koordinierte der Almbauer Wast Pertl von der Sulzingalm und Mitglied des Arbeitskreises Bergsteigerdorf Sachrang die Aktion.
Eine beeindruckende Gruppe von 26 Interessierten, Mitgliedern des Arbeitskreises Bergsteigerdorf Sachrang und Freunden des Schwendtens traf sich am frühen Morgen am Sachranger Dorfladen und gemeinsam ging es zur Oberkaseralm am Beginn der Gipfelmulde des Geigelsteins. Unter den Teilnehmern von 8 – 80 Jahren waren 2 Teilnehmer mit dem Wohnmobil aus Reichertshofen bei Ingolstadt dabei und auch Jep aus Kalifornien, ein Schwendt-Profi, quasi als gelernter Feuerbekämpfer in seiner Heimat.
Nach kurzer Einweisung durch den Almbauern der Oberkaseralm, Sebastian Steinbeißer ging es zu Fuß bepackt mit 5 Motorsägen, 3 Akkusägen und diversen Astzwicken hinauf zum Sattel der Gipfelmulde. Beim fast 1-stündige Aufstieg gab es Gelegenheit für ein erstes Kennenlernen der neuen Mitstreiter mit den schon erfahreneren Teilnehmern und beim Anmarsch konnten schon erste Fragen an die Almbauern zur Schwendtaktion beantwortet werden.
An der Einsatzstelle wurde ein Basislager eingerichtet und bevor die Aktion startete, führte Wast Pertl die Gruppe in die Aufgaben und Ziele der Aktion und mit Hinweisen auf die Sicherheit ein. Anhand der bereits früher erfolgten Schwendtmaßnahmen unterhalb der jetzt ausgesuchten Stelle mit den vorhandenen Latschengruppen, kleinen Fichten und Laubbäumen konnte aufgezeigt werden, dass einige Latschenfelder entfernt, bestehende Landschaftselemente teilweise zurückgeschnitten und Gänge für die Rinder freigeschnitten werden müssen. Dies soll die mosaikartigen Strukturen der vorhandenen Latschen- und Fichtengruppen erhalten, ebenso wie die Weideflächen in der Gipfelmulde mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt von Flora und Fauna in dieser Kulturlandschaft. Endlich konnten die fleißigen Helfer an verschiedenen Stellen mit den vorher besprochenen Maßnahmen loslegen. Das Schwendtgut wurde von den Helfern zusammengesammelt, und auf den freien Flächen an Ort und Stelle verbrannt. Ansonsten würden die dürren Äste von Schnee und Rindern mit der Zeit auf der gesamten Mulde verteilt werden.
Wichtig für die Schneider ist unbedingt der Erhalt der Vogelbeer-Stauden und Bäume. Diese sind mit ihren roten Beeren ein wichtiger Faktor zum Erhalt der Auer- und Birkwildbestände am Geigelstein. Bei den Landschaftselementen dagegen können Äste und kleine Fichten in geeigneten Ecken auf große Haufen gelegt werden, die dann von selbst verrotten. Diese Haufen bilden zugleich einen beliebten Lebensraum für alle möglichen Kleingetiere wie Eidechsen, Blindschleichen, Schlangen und Käfer. Das Wetter spielte gut mit und so war es am Vormittag bedeckt, es tröpfelte und regnete kurz, was die Helfer aber nicht einschränkte. Nur unter den zahlreichen Kindern waren einige dabei, denen es an den Fingern schnell kalt wurde. Dafür hatten die Almbauern ausreichend Getränke, frische Brezen und auch Süßigkeiten für die Kleinen dabei.
Bei den Pausen konnte über die geleistete Arbeit geratscht werden und es entspann sich so manches gute Gespräch unter den Teilnehmern.
Kurz nach Mittag wurden die Motorsägen wieder abgestellt und das restliche Schwendtgut in die letzte Feuerstelle geworfen. Durch den lebhaften Wind verbrannten die Äste relativ schnell und es blieben am Ende nur noch 3 Aschehaufen über. Beeindruckt von der geleisteten Arbeit und der wiederhergestellten Freifläche in der Gipfelmulde machten sich dann die meisten Helfer auf den Weg hinunter zur Oberkaseralm. Nur zwei Almbauern blieben länger an den Feuerstellen und warfen die restlichen Äste und Stumpen in das Feuer, bis alles sauber verbrannt war und keine Gefahr mehr für die Vegetation bestand. Um die Aktion ausklingen zu lassen, trafen sich alle Beteiligten dann auf dem Sulzingkaser vom Almbauer Wast Pertl zu einer gemeinsamen köstlichen regionalen Brotzeit mit bereitgestellten Kaltgetränken, die dankenswerterweise von der Gemeinde Aschau und der Tourist-Info gespendet wurde und hervorragend geschmeckt hat.
Das Wetter meinte es besonders gut mit den Akteuren und pünktlich zur Brotzeit kam dann auch die Sonne heraus und so konnten alle noch die letzten Sonnenstrahlen des Almherbstes auf der Terrasse des Sulzingkasers genießen. Die Stimmung war bestens, es ist nichts passiert beim Schwendten – keine Verletzungen und nichts ist kaputt gegangen. Alle Akteure und auch diejenigen, die zum ersten Mal dabei waren, möchten unbedingt wieder mit dabei sein, wenn es im nächsten Jahr wieder heißt: „Auf geht’s zum Schwendten auf den Geigelstein“!
Bericht von Sebastian Pertl
Fotos: Brigitte Baretzky – Sebastian Baumgartner – Simone Kister-Betz – Veronika Steinbeißer













