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Landkreis Rosenheim: Fortschreibung Nahverkehrsplan

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Im Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis Rosenheim gibt es einige Lücken. Die Gutachter von „plan:mobil Verkehrskonzepte & Mobilitätsplanung“ Anja Witzel und Dr. Timo Barwisch stellten nach einer ersten Bestandsaufnahme fest, dass für eine Grundversorgung über alle Linien jährlich 450.000 Kilometer fehlen. Wie sie im Rosenheimer Kreistag mitteilten, würde das einen finanziellen Mehraufwand von 1,2 Millionen Euro pro Jahr bedeuten.

Der stellvertretende Landrat Josef Huber hatte zuvor schon in seiner Begrüßung festgestellt, dass die Gestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs davon abhängt, wie viel Geld der Landkreis ausgeben will. Nach der Vorstellung der bisher ermittelten Daten durch die Vertreter von „plan:mobil“ nahm sich der Kreistag viel Zeit für die Debatte. Etliche Vorschläge und Anregungen zum Nahverkehrsplan wurden gemacht und das Ziel formuliert, im Öffentlichen Personennahverkehr zu einem Vorzeigelandkreis zu werden. Zudem mahnten die Redner immer wieder an, stärker in den Entwicklungsprozess eingebunden zu werden. Josef Huber lobte die Diskussion und regte an, so konstruktiv weiterzuarbeiten.

In ihrem Vortrag hatte Anja Witzel als Beispiel für eine Lücke die Strecke zwischen Miesbach und Bad Aibling genannt. Ein Stundentakt von Montag bis Freitag sowie ein 120 Minuten-Takt am Samstag bedeuteten dort einen Aufwand von 78.000 Buskilometern im Jahr. Die Kosten würden etwa 200.000 Euro betragen. Eine Verbesserung der Busverbindung von Riedering bzw. Stephanskirchen nach Rosenheim auf einen 30 Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit sowie auf einen 60 Minuten-Takt in der übrigen Zeit wäre möglich, wenn die vorhandenen Linien aufeinander abgestimmt und werktags sechs und am Wochenende zehn zusätzliche Fahrten angeboten würden. Der Mehraufwand von etwa 33.000 Kilometern jährlich würde rund 86.000 Euro kosten.

Im Fall von Stephanskirchen reicht aber die Bestellung von zusätzlichen Busfahrten alleine nicht aus. Im Ortsteil Schloßberg kommt es vor allem in der Hauptverkehrszeit immer wieder zu Stauungen, die sich auch auf die Pünktlichkeit der Busse auswirken. Zur Lösung dieses Problems gibt es einige kreative Ideen. Dazu gehören eine durchgehende Busspur, welche zu einer Verschärfung der Stauproblematik führen würde, eine Verbreiterung der Innbrücke sowie eine Seilbahn mit Verknüpfungspunkten in Stephanskirchen und Rosenheim.

Um im ländlichen Bereich den Öffentlichen Personennahverkehr aufzuwerten, schlugen die Gutachter für sieben Bereiche bedarfsgerechte Angebote beispielsweise in Form von Rufbussen vor. Das bedeutet, in einem regulären Fahrplan würden werktags zwölf, samstags zehn und sonntags acht Fahrten angeboten. Um Leerfahrten zu vermeiden, verkehren die Busse aber nur, wenn es vorab eine telefonische Anmeldung für eine Fahrt gibt. Die Gutachter berechneten bei einem Abrufungsgrad von 50 Prozent, das heißt jede zweite Fahrt würde durchgeführt, jährliche Kosten in Höhe von 250.000 Euro.

Die Vertreter von „plan:mobil“ kündigten an, alle Linien durchzurechnen. Die Entscheidungen, welche Vorschläge in welchen Zeiträumen umgesetzt werden, bleiben den Gremien in Stadt und Landkreis überlassen.

Der Erfolg des Öffentlichen Personennahverkehrs hängt zudem vom Haltestellennetz ab. Auch hier gibt es vereinzelt Bedarf. Bekannt ist, dass Haltestellen im ländlichen Raum innerorts in einem Radius von 400 Metern und darüber hinaus in einem Radius von 600 Metern genutzt werden.

Nicht im Zuständigkeitsbereich von Gemeinden sowie Stadt und Landkreis ist der Schienenpersonennahverkehr. Da er mit etwa 30 Haltestationen als Rückgrat des Öffentlichen Personennahverkehrs gesehen wird, soll der zukünftige Nahverkehrsplan Wünsche bzw. Forderungen an die zuständige Bayerische Eisenbahngesellschaft enthalten. So unterstützt der Landkreis die Forderungen nach einem Halt an der Bahnlinie München – Salzburg in Stephanskirchen. Weiteres Ziel ist eine Taktverdichtung im Nahverkehr zwischen Rosenheim und München. Darüber hinaus könnte ein Verkehrsverbund bzw. ein Tarifverbund zur Einführung eines Wabentarifs entwickelt werden oder der Münchner Verkehrsverbund MVV ausgeweitet werden.

Nach dem Willen der Kreisräte soll der zukünftige Nahverkehrsplan auch Elemente aus dem Bereich Mobilitätsmanagement enthalten. Dazu gehören beispielsweise Echtzeitinformationen für die Fahrgäste, mehr Service oder höhere Attraktivität durch Preisgestaltung, Barrierefreiheit oder Pünktlichkeit.

„plan:mobil“ aus Kassel wurde von Stadt und Landkreis Rosenheim beauftragt, den Nahverkehrsplan für die Region fortzuschreiben. Im Spätherbst 2017 wurden alle Städte und Gemeinden im Landkreis befragt. Inhaltliche Schwerpunkte dieser Bestandaufnahme waren unter anderem die Grundversorgung, Taktangebote, saisonale touristische Angebote, die Bevölkerungsentwicklung, die Einwohnerverteilung, Ziele des Öffentlichen Nahverkehrs wie Krankenhäuser, Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsstätten. Zudem wurden die Pendlerströme sowohl aus als auch in den Landkreis und die Stadt Rosenheim abgefragt. In einem nächsten Schritt sollen sich die Bürgerinnen und Bürger auf einer derzeit noch nicht freigeschalteten Online Plattform an der Debatte beteiligen können. Ende Oktober sind alle Gemeinden zu vier Regionalkonferenzen geladen. Frühestens Ende des Jahres soll dann ein erster Entwurf vorliegen.

Bericht: LRA Rosenheim

Foto: Hötzelsperger – Bildunterschrift: Bürgerbus mit Fahrerteam bei der 10-Jahresfeier in Eggstätt

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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