Land- & Forstwirtschaft

Landfrauen richten den Blick auf die Kinder und Enkelkinder

Sie sind die erste Generation, die mit dem Smartphone aufwächst. Zu ihrem Alltag gehören Instagram, WhatsApp, Snapchat & Co. Sie streamen viel, googlen alles und jeden und verbringen etwa fünf bis sieben Stunden am Tag im Netz. Die „Generation Z“ stand heute im Mittelpunkt des Landesausschusses der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband.

„Die jungen Menschen sind die Zukunft auf dem Land und in der Land- und Forstwirtschaft“, sagt Landesbäuerin Anneliese Göller. Deshalb hat die Landfrauengruppe Experten zum Thema eingeladen. Aufgrund der Corona-Pandemie fand der Landesausschuss digital statt.
Die Generation Z – auch „Gen Z“ genannt – bezeichnet junge Menschen, die 2000 und später geboren sind. Sie folgt auf die „Generation X“ (1965 – 1980) und die „Generation Y“ (1981 – 1999). „Ich selbst gehöre zur Babyboomer-Generation und sehe wie selbstverständlich meine Enkelkinder sich in digitalen Welten bewegen. Diese jungen Menschen sind unsere Zukunft. Und weil wir Bäuerinnen und Bauern seit jeher in Generationen denken und bestrebt sind, den landwirtschaftlichen Betrieb weiterzugeben, müssen wir unsere Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft und im Bayerischen Bauernverband weiterentwickeln. Deshalb ist es uns ein Anliegen, junge Menschen zu verstehen, ihre Wünsche und Werte zu kennen“, sagt Göller. „Besonders freut mich die Tatsache, dass Familie einen hohen Stellenwert bei der Generation Z hat. Die Erkenntnisse von heute werden wir in unsere Landfrauenarbeit einfließen lassen – beispielsweise bei den Projektwochen ‚Schule fürs Leben‘ und bei ‘Landfrauen machen Schule‘.“

Die Hauptreferentin Professor Gudrun Quenzel vom Institut für Bildungssoziologie der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg stellte ausgewählte Ergebnisse der aktuellen 18. Shell-Jugendstudie aus 2019 vor: Die Generation Z lege großen Wert auf die optimale Gestaltung des eigenen Lebens, auf gute Freunde, eine vertrauensvolle Partnerschaft und ein gutes Familienleben mit familiärer Arbeitsteilung.

Es herrsche eine hohe Zufriedenheit bei der „Gen Z“ mit der Demokratie in Deutschland, und das politische Engagement gewinne an Bedeutung. Nicht zu übersehen sei allerdings die Affinität einiger Jugendlicher zu populistischen Positionen. Vom Klimawandel und von Umweltproblemen zeigten sich Jugendliche betroffen. Sie sehen, dass es Zeit sei zu handeln. Ihre Botschaft an die älteren Generationen ist: „Wir bleiben zuversichtlich, aber hört auf uns und achtet jetzt auf unsere Zukunft!“

Die Generation Z habe hohe Bildungsambitionen, Bildungschancen hängen erheblich von der sozialen Herkunft ab. Der angestrebte Beruf sollte sicher und möglichst sinnvoll sein. Ihr Blick in die persönliche und gesellschaftliche Zukunft sei optimistisch.
Das Smartphone sei bei der Generation Z nicht mehr wegzudenken. Messenger-Dienste hätten das Telefonieren ersetzt. Sie dienten praktisch allen sozialen Kontakten, dem Informationsaustausch und der Organisation des Alltags. Mehr zur Shell-Jugenstudie 2019 gibt es hier: https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie.html

Der 17-jährige Samuel Pemsel aus Düsseldorf ist Inhaber einer Agentur, die Lösungen anbietet, um Generationskonflikte anzugehen, Unternehmen und Organisationen die Generation Z näher bringt und passende Marketingkampagnen konzipiert. Außerdem leitet er ein Marktforschungs-Startup. Seine Botschaften an die Landfrauen waren: Die Generation kaufe lieber Erlebnisse als Produkte und lasse sich in ihren Kaufentscheidungen sehr von Freunden, Bekannten (auch Influencern) und der Familie beeinflussen. Der Trend bei den unter 20-Jährigen gehe klar zu nachhaltiger bzw. bewusster Ernährung. Großes Potential, um die Generation Z mit Themen rund um Landwirtschaft und Ernährung zu erreichen, sieht Pemsel in den Plattformen TikTok, Instagram und YouTube.

Anne Rossbach von der IHK München und Oberbayern stellte ihre Erfahrungen mit den Fachkräften von morgen vor. Ihr Fazit: Die Generation Z ist bestens gewappnet, um mit den digitalen, globalen und gesellschaftlichen Anforderungen der künftigen Arbeitswelt umzugehen. Der Fachkräftemangel zwinge die Unternehmen jedoch zum Umdenken. Dem Wunsch nach Mitbestimmung und individueller Behandlung müsse Rechnung getragen werden.

Impulse der Studie „Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt“ von der Katholischen Landjugendbewegung Bayern präsentierte die Bildungsreferentin der KLJB-Landesstelle Theresa Schäfer den Landfrauen. Eine Landflucht im Sinne eines Ausweichens vor einer repressiven Stimmung am Land wird in der Studie nicht bestätigt. Für die jungen Menschen liegt der zentrale Schlüssel für ein attraktives Leben auf dem Land in der professionellen Jugendbeteiligung: Nur wenn Jugendliche und junge Erwachsene aktiv an den Gestaltungsprozessen der ländlichen Räume beteiligt werden, entstehen Lebensräume, die sie selbst für lebenswert halten. Weitere Infos unter www.kljb-bayern.de/themen/stadt-land-wo/

Der Landesausschuss ist das höchste Gremium der Landfrauengruppe im Bayerischen Bauernverband. Hier ziehen die Landesbäuerin und ihre Stellvertreterinnen Bilanz über das abgelaufene Jahr, indem sie den Rechenschaftsbericht ablegen. Sie würdigten die engagierte Arbeit der Kreis- und Bezirksverbände und wiesen auf die Erfolge in der politischen Interessenvertretung hin. Landesbäuerin Anneliese Göller und ihre Stellvertreterinnen Christine Singer und Christine Reitelshöfer gaben einen Überblick der geleisteten Arbeit in den Gremien, der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, der Erwachsenenbildung, im Erzeuger-Verbraucher-Dialog, in der Öffentlichkeitsarbeit und gingen auf weitere Aktivitäten ein. Aufgrund der Corona-Auflagen fand der Landesausschuss als reine Onlineveranstaltung mit 75 Teilnehmer/innen statt.

Bericht und Foto: Bayerischer Bauernverband

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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