Macht und Vergänglichkeit – Andreas Kuhnlein stellt 30 Menschenbilder auf der Burganlage Burghausen aus
Zum Anlass des 1000jährigen Jubiläums der Stadt Burghausen stellt der international bekannte Bildhauer Andreas Kuhnlein 30 seiner Holzskulpturen auf der 1051 Meter langen Burganlage aus. Titel der Ausstellung ist „Macht und Vergänglichkeit“. Die Menschenbilder aus Hartholz gefertigt, sind ruppig, zerklüftet und stellen dennoch unverwechselbare, einmalige menschliche Charaktere dar. Bis zum 31. Oktober 2025 sind die Figuren im zweiten, dritten und vierten Vorhof der Burganlage zu sehen. Lediglich in der Zeit zwischen 7. und 17. Juli müssen die Skulpturen wegen des großen Burgfests zum Stadtjubiläum abgebaut werden. Vernissage zur Ausstellung ist am kommenden Sonntag, 27. April, um 11 Uhr im dritten Vorhof der Burg. Neben Florian Schneider, erster Bürgermeister von Burghausen, sprechen Andreas Kuhnlein im Dialog mit Kuratorin Ines Auerbach.
Der Künstler aus Unterwössen gehört zu den bekanntesten Bildhauern in Deutschland und ist auch in Asien und Amerika schon lange kein Unbekannter mehr.
Besonderer künstlerischer Werdegang
Seine künstlerische Entwicklung ist bei Andreas Kuhnlein außergewöhnlich: Er absolvierte erst eine Schreinerlehre, arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf, danach neun Jahre lang beim Bundesgrenzschutz und übernahm schließlich den elterlichen Bauernhof im Ortsteil Kruchenhausen in Unterwössen. Wegen seiner schon immer kritischen Sicht auf Politik und Gesellschaft gab er die Landwirtschaft auf, als er die EU-subventionierten Stierkälberverbrennungen erlebte, und versuchte ab da, von seinen figürlich realistischen Schnitzarbeiten zu leben. Das war nicht immer einfach. Es folgten viele Jahre harter Arbeit um die eigene künstlerische Entwicklung. Anfangs waren sie, besonders in finanzieller Hinsicht, nicht gerade vielversprechend, was nur durchgehalten werden konnte, weil die Familie in allen schwierigen Zeiten – besonders seine Frau, seine Mutter und die vier Töchter stets hinter ihm standen.
Kuhnleins inzwischen berühmte zerklüftete Figuren begannen mit dem „Großinquisitor“, einer Figur, zu der ein Fernsehinterview zwischen dem damaligen Intendanten der Münchner Staatsoper August Everding und Georg Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., der Anlass war. Es folgte eine Reihe von kirchlichen „Stellvertretern“. Niemals wollte Kuhnlein irgendwelche Karikaturen fertigen – immer meinte er es ernst. Er zeigt einerseits die Verletzbarkeit und Zerbrechlichkeit, andererseits die Brutalität und Gewalttätigkeit des Menschen gegeneinander und gegenüber der Natur.
Vor fast 40 Jahren fanden in Unterwössen und in Schleching Kuhnleins erste Ausstellungen statt und seither unzählige Einzelausstellungen in vielen Ländern. Es gab viele Auszeichnungen, darunter eine Gastprofessur in China oder den Oberbayerischen Kulturpreis 2009. In 2022 erhielt Kuhnlein den Bundesverdienstorden am Bande für sein kulturelles Engagement.
Bericht und Repro: Christiane Giesen – „Einzug der Bischöfe“, 30 Menschenbilder von Bildhauer Andreas Kuhnlein auf der Burganlage in Burghausen.