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Kriegsgräberreise der IG Rosenheim

„Wir stehen hier in Cheb/Eger nachdenklich an den Soldaten- und Kriegergräbern, wir haben die Kraft auch noch fast 80 Jahre nach dem Krieg an diesen Gräbern für diese vielen Toten zu beten und gedenken auch derer, die heute in der Ukraine bei diesem vom Zaun gebrochenen Krieg sterben müssen“, so der erste Obmann der Interessengemeinschaft der Krieger- und Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim Pius Graf bei der Gedenkstunde auf der Gedenkstätte Cheb/Eger in Westböhmen. „Die Toten mahnen auch noch nach so langen Jahren. Wir dürfen und wollen Terror, Gewalt und Unrecht in der Welt nicht einfach so hinnehmen, wir wollen uns weiter für Frieden in der Welt einsetzen“.

„Wir heißen alle Gäste aus Bayern hier bei uns ganz herzlich willkommen“, so der zweite Bürgermeister der Stadt Cheb Michael Pospischil. „Wir freuen uns, dass sie die Toten aus dem letzten großen Kriege, die aus der Region, von den Lazarettfriedhöfen der nahen Kur- und Badeorte und von allen umliegenden Bergen hierher überführt wurden sowie die vielen Zivilisten, die in den Wirren nach dem Kriege verstarben, bei uns besuchen; gemeinsam wollen wir dieser Toten in Eintracht und Frieden gedenken. Was uns allen bleibt ist die Trauer und das Gedenken an die vielen Opfer der großen Kriege, gedenken wollen wir aber auch der Opfer des unseligen Krieges, der seit über einem Jahr in Europa tobt“.

Die Blaskapelle Niklasreuth und die Fahnenabordnungen einiger Vereine der IG Rosenheim gaben der Gedenkstunde eine ganz besondere Note. Prälat Günther Lipok zelebrierte gemeinsam mit Pfarrer Libor Bucek aus Eger einen Wortgottesdienst für alle Kriegsopfer.

Obmann Pius Graf mahnte: „Wenn die Generation der Kriegsteilnehmer und aller die unmittelbar betroffen waren in den nächsten Jahren abtritt, dann ist es die Aufgabe unseres Verbandes das Gedenken zu bewahren“. Zu den Klängen des Liedes vom Guten Kameraden und der beiden Nationalhymnen legten Bürgermeister Pospischil, der Ehrenvorsitzende des Volksbundes Bezirk Oberbayern Heinrich Rehberg sowie Obmann Pius Graf einen Kranz am Hochkreuz der Gedenkstätte nieder. Auf der Kriegsgräberstätte Cheb/Eger sind 6004 deutsche Tote aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge seit 2008 im gesamten Gebiet der Tschechischen Republik bergen konnte. Zusätzlich ruhen auf der Friedhofsanlage auch die Gebeine vieler ziviler Kriegstoter, die nach Kriegsende durch Flucht und Vertreibung ihr Leben verloren. Die ersten Toten wurden 2008 auf dem Areal der heutigen Kriegsgräberstätte bestattet. Am 11. September 2010 wurde die Anlage der Öffentlichkeit übergeben. Die Stadt Cheb liegt an der tschechisch-deutschen Grenze, etwa 170 Kilometer westlich der Hauptstadt Prag. Die Kriegsgräberstätte befindet sich auf dem städtischen Friedhof.

Die Namen und Lebensdaten der vom Volksbund identifizierten Toten sind auf Grabkreuzen verzeichnet. Sie erinnern auf der Vorder- und Rückseite an jeweils vier Tote. Zusätzlich liegen im Ausstellungsraum in der Friedhofsverwaltung Namenbücher aus, die die Namen und Lebensdaten aller deutschen Kriegsopfer auflisten, die im Gebiet der Tschechischen Republik ihr Leben verloren oder nach wie vor dort als vermisst gelten.

Tief beeindruckt sammelten die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung spontan für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Pius Graf gab den Betrag unmittelbar an den Ehrenvorsitzenden des Volksbundes Oberbayern Heinrich Rehberg weiter.

Mit einer Flotte von zwölf Bussen fuhren die Veteranen aus dem ganzen Landkreis Rosenheim mit knapp 600 Männern und Frauen in die Tschechische Republik, weit über 90 Jahre war die Älteste, knapp 22 der Jüngste. Bestens versorgt ging die Reise von Rosenheim ins Quartier nach Prag und in die böhmischen Kur- und Badeorte Karlsbad und Marienbad: die Unterbringung in großen Hotels ließen bei keinem der Teilnehmer einen Wunsch offen. Spaziergänge in den Kuranlagen von Marienbad und Karlsbad, eine Stadtbesichtigung von Prag und eine Fahrt quer durch Westböhmen gab den Teilnehmern der Fahrt einen Eindruck von der Schönheit Tschechiens und den dortigen Beginn des Frühlings. Der Besuch der Kriegsgräberstätte in Cheb/Eger war, wie bei jeder Fahrt der IG Rosenheim, der Höhepunkt der Reise.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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