Kirche

Kreuzigungsgruppe am Kolmstein eingeweiht

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Im Kreuz ist Heil – Leben – Hoffnung“. Welcher Tag könnte also besser sein für eine Kreuzeinweihung wie der Karfreitag, an dem dieses christliche Hoffnungszeichen im Mittelpunkt der österlichen Liturgie steht? Mit einer beeindruckenden Bittprozession erfuhr die neue Kreuzigungsgruppe am Kolmstein ihre kirchliche Weihe. Seit längerem wurde festgestellt, dass die drei Holzkreuze am Kolmstein, welche sich unmittelbar am Parkplatz und Wanderweg befinden, überaus stark verwittert, angefault bzw. gesplittert und die Bemalung der Blechtafeln stark ausgeblichen ist. Eine Restaurierung schien deswegen unumgänglich.  Bei herrlichem, sonnigen Frühlingswetter fanden sich am Vormittag die Vereinsabordnungen der Gemeinde in ihren Uniformen bzw. Trachten bei der ersten Kreuzwegstation am Forstweg zum Kolmstein ein. Imposant lagen dort die stattlichen drei neuen Holzkreuze bereit. Eine Anzahl weiterer Mitbeter aus der Pfarrgemeinde hatte sich ebenfalls dem Geschehen angeschlossen. Nach einem einführenden Gebet von BGR Pfarrer Franz Weber schulterten mehrere männliche Mitglieder der drei Trachtenvereine die schweren Kreuzeshölzer aus Lärchenholz. Das Christus-Kreuz (5,5 Meter lang) trugen die „Stoarieda“ Ottenzell voran, gefolgt von den „Riedlstoana“ Arrach und „Tannenecker“ Haibühl (je 4,5 Meter). In sich gekehrt nahmen die Gläubigen die 14 Stationen des Leidensweges Jesu Christi steil ansteigend in Angriff. Bei den Stationen „Jesus begegnet seiner Mutter“, „Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz“, „Jesus wird seiner Kleider beraubt“ und „Jesus stirbt am Kreuz“ hielten Priester und Prozession betend inne. „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.“

Oben angekommen legte man die Kreuze an ihrem Bestimmungsort ab. Die Bauhofmitarbeiter um Leiter Stephan Hutter hatten bereits im Vorfeld für passgenaue Halterungen gesorgt. Zusammen mit Bürgermeister Sepp Schmid wurden die für das jeweilige Kreuz vorgesehenen Blechtafeln (Jesus mit den beiden Schächern und Maria) mit Nägeln an den Kanthölzern befestigt. In der Zwischenzeit versammelten sich die Gläubigen zusammen mit Pfarrer Weber im Kircherl, um dort den Schmerzensreichen Rosenkranz zu beten.                                                                                                                                                                                                                                                                   Nachdem sich wieder alle heraußen eingefunden hatten, erfolgte die Aufstellung der drei Kreuze. Viele starke Männerhände waren notwendig, um die massiven Balken in die Vertikale zu bringen. Aber Dank der stimmigen Zusammenarbeit der Helfer war dies in überraschend kurzer Zeit geschehen. Ein paar letzte handwerkliche Tätigkeiten zur Befestigung der Kreuze in den Halterungen und es war vollbracht. Karfreitag sei der passendste Tag, um eine Kreuzigungsgruppe einzuweihen, meinte BGR Pfarrer Weber zum Beginn seiner Ansprache. „Was machen die Kreuze mit uns?“ Manche Menschen gehen daran nur achtlos vorbei, andere schauen sie an. Vielleicht denkt der eine oder andere an die Nöte, die ihm aufgeladen sind, oder an verstorbene Angehörige. „Auf alle Fälle reagieren wir auf diese Kreuze, wenn wir in ihre Nähe kommen.“ Früher war es sogar üblich, dass vor jedem Feldkreuz der Hut gezogen wurde. „Heute dürfen wir froh sein, wenn wir Kreuze ohne Proteste in öffentlichen Räumen wie Klassenzimmern oder Gerichtssälen aufstellen dürfen. Sie verschwinden mehr und mehr.“ Mit dem Kreuz habe es schon etwas Eigenartiges auf sich, so der Geistliche weiter. Er erinnerte an den Fernsehturm der ehemaligen DDR am Berliner Alexanderplatz. Wenn die nachmittägliche Sonne in einer bestimmten Stellung auf die Kuppel schien, sei plötzlich ein Kreuz erschienen. „Wir können das Kreuz aus unserem Leben nicht wegdiskutieren, nicht wegstreiten und wegreden. Es ist immer da, denn es ist das Zeichen, das dem Menschen in seinem Wesen her am nächsten kommt.“                                                                                                                                                                                                                                                                    Der Apostel Paulus schreibt: „Für die einen ist das Kreuz Torheit, für die anderen ein Ärgernis, ein Stein des Anstoßes.“ Schmähungen und Verächtlichmachung des Kreuzes habe es gegeben, seit es das Kreuz als Erkennungszeichen für Christen gibt. „Für uns Christen ist es das Zeichen des Heiles.“ Wer zum Kreuz aufschaue, dem werde immer wieder ein Stück Erleichterung zuteil für sein eigenes Kreuz. Vom Kreuz gehe eine Kraft aus, die für uns Menschen positiv wirken kann, wenn wir offen sind für diese Kraft und uns nicht verschließen. „Jesus lädt uns ein, täglich unser eigenes Kreuz auf uns zu nehmen. Wir dürfen nicht nur mit unseren großen Sorgen und Schicksalsschlägen zum Kreuz aufschauen, sondern auch mit den kleinen Dingen. Vom Kreuz geht die Kraft zur Errettung und Erlösung aus, das will uns diese Kreuzigungsgruppe sagen“, endete der Redner.

Anschließend erteilte BGR Pfarrer Weber bei einer kurzen Andacht der frisch restaurierten Kreuzigungsgruppe die kirchliche Weihe. Für eine würdevolle musikalische Umrahmung sorgte der Gemeinschaftskirchenchor Haibühl-Hohenwarth unter der Leitung von Ewald Pirtzl. Die folgenden Fürbitten galten den Menschen auf dem ganzen Erdkreis, der Kirche in allen Ländern, den Verzweifelten und Bedrückten und allen, die an diesem Kreuz vorübergehen. Ein gemeinsam gesprochenes Vaterunser bekräftigte diese Bittrufe. Der Priester dankte allen Prozessionsteilnehmern und besonders all jenen, die die Kreuzigungsgruppe finanziert haben.  Bürgermeister Sepp Schmid sprach von hervorragendem Tag, einem gelungenen Gemeinschaftsprojekt Kirche und Gemeinde. „Heute haben wir unseren Glauben ein bisschen erneuert, denn das Kreuz gehört bei uns im Wald herinnen einfach dazu.“ Er erinnerte an den desolaten Zustand der Kreuze, die eine Gefahr für die vorbeigehenden Wanderer darstellten. Seine Dankesworte richteten sich an die Kreuzträger und vor allem an die großzügigen Spender der Kreuze, Hermann und Anneliese Zapf. Hergestellt wurden die massiven 18-er-Kanthölzer von der Zimmerei Max Aschenbrenner („Gol“) aus Schrenkenthal, wobei das erforderliche Holz von Holz Falter aus Drachselsried stammt. Die Blechtafeln mit Jesus und den beiden Schächern erfuhren durch die begabte Haibühler Hobbymalerin Gerlinde Traurig eine kunstvolle Auffrischung. Nach Rücksprache mit Fachleuten wurden die Bildnisse erst gereinigt, grundiert und dann mit Lackfarbe (die Goldfarbe des Christus stammt vom Steinmetzbetrieb Stocker in Lam) aufgefrischt. Ein weiterer Dank ging an Josef und Marianne Huber aus Haibühl, die sich seit Jahren um den Erhalt der Kreuzwegstationen sorgen. Das vom „Kolmsteiner Hof“ angebotene Fisch- und Bratherings-Essen für die hungrigen Bittgeher wurde gut angenommen. (krp)

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 1:                                                                                           Zu Beginn der Bittprozession sprach BGR Pfarrer Franz Weber einleitende Worte.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 2:                                                                                           Die Männer aus den Reihen der drei Trachtenvereine schulterten die Kreuzesbalken.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 3:                                                                                           Der Anstieg zum Kolmstein war steil und forderte die Kreuzträger körperlich.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 4:                                                                                           Viermal wurde innegehalten und dem Leidensweg Jesu nachgespürt.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 5:                                                                                           Erst oben am Bestimmungsort wurden die Kreuzestafeln am Gebälk befestigt.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 6-7:                                                                                           Die Aufstellung der Kreuze geschah mit vereinten Kräften.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 8:                                                                                           Ein wahres Schmuckstück auf Bergeshöhe: die frisch restaurierte Kreuzigungsgruppe kann Ort des Gebetes und der stillen Einkehr sein.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 9:                                                                                           BGR Pfarrer Franz Weber nahm die kirchliche Weihe vor.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 10:                                                                                           Der feierlichen Weihe der Kreuzigungsgruppe wohnten viele Gläubige aus den Vereinen und der Pfarrgemeinde bei.

Bildunterschrift zu ko-krp-Kreuzeinweihung Kolmstein 11:                                                                                           Sie zeichnen für die gelungene Restaurierung und Instandsetzung der Anlage verantwortlich: Gerlinde Traurig (mit Gatten Klaus) und Hermann Zapf.

Geschichtlicher Hintergrund:                                                                                                                                                        – Ursprünglich standen die drei Holzkreuze an der Eingangsseite des Gotteshauses, wurden dann im Zuge des Erweiterungsbaues jedoch umgesiedelt.                                                                                                          – Im Jahr 1906 ließ man erstmals auf der Höhe eine Kreuzigungsgruppe aufstellen, unmittelbar neben der Flurkapelle. Im Herbst 1925 fiel diese Gruppe einem Sturm zum Opfer.                                                      – Klara Wartner ließ am 30. April 1926 neben der Flurkapelle eine neue errichten. Sie bestand wiederum aus drei hohen Holzkreuzen, versehen mit formgerecht zugeschnittenen Blechen, die vom Stoiber-Maler in Haibühl bemalt worden waren. Sie stellen Jesus dar und darunter seine Mutter, sowie die beiden Schächer.                                                                                                                                          – Die feierliche Einweihung der Kreuzigungsgruppe unter Anteilnahme von vielen Hunderten von Gläubigen erfolgte am 27. Juni 1926.                                                                                                                                 – Nach Fertigstellung der neuen Kapelle und nach Übertragung des Gnadenbildes in dieselbe wurde die alte Flurkapelle am Waldsteig abgebrochen, die Kreuzigungsgruppe verlagert.                                                                   – Nach Umfallen dieser wurde 1975/76 eine neue errichtet. Die alten Blechtafeln wurden teilweise wiederverwendet. Bemalt hat diese der Kötztinger Restaurator Robert Voithenleitner.                                         – Am 1. August 1975 wurde die drei Kreuze wieder aufgestellt, davor eine Grünanlage angelegt und zwei Ruhebänke verankert. Am 1. Mai 1976 weihte der Haibühler Pfarrer Max Heitzer diese Kreuzigungsgruppe.                                                                                                                                                              – Die Kolmsteiner Kreuzigungsgruppe besteht aus vier Figuren. Die zentrale Person in der Mitte des Monuments ist der ans Kreuz geschlagene, gestorbene Christus. Sein mit Dornen gekröntes Haupt ist leicht nach rechts gebeugt. Blut rinnt aus der Wunde an seiner Seite.                                                                                               – Neben Jesus am Kreuze sieht man die beiden ebenfalls durch Kreuzigung hingerichteten Schächer Dismas (der gute) und Gesmas (der schlechte).                                                                                                            – Unter dem gekreuzigten Christus steht seine Mutter Maria. Das Herz Mariens ist von einem Schwert durchbohrt. Biblische Grundlage für die „Mater Dolorosa“ (lateinisch für „schmerzensreiche Mutter“) ist vor allem das Seherwort Simeons an Maria bei der Darstellung des Herrn im Tempel (Mariä Lichtmess): „Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (LK 2,35).

Bericht und Bilder: Regina Pfeffer

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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