Eine Premiere feierte der Kreisjugendring mit Dojobe und vielen Besucherinnen und Besuchern in der Lokwelt: Mit Organisator Maxi Wiesbacher wurde der erste BGL Poetry Slam durchgeführt – ein Wettstreit mit Worten. Er stand unter dem Motto „Poesie für Demokratie“. Schon vor Beginn interviewten die zwei Praktikanten bei Doyobe e.V. Bara Dasha und Ahmed Aisha die Zuschauer und kümmerten sich um den Livestream.
Katharina Brüderl, ehrenamtlich im Vorstand des Kreisjugendrings tätig, begrüßte, nachdem die Band „Prowler Cult“ mit Cedric Schulz, Jesse Hilbig, Jakob Hellmann, Sylvan Haberstroh, Philipp Kusnezow und Luis Lippert allen mit „Seven Nation Army“ kräftig eingeheizthatte. Während des gesamten Abends sorgte die Band auch mit anderen Cover-Songs, wie etwa „Song 2“ von Towa Bird oder TNT von AC/DC für die richtige Stimmung. „Heute feiern wir die Demokratie auf eine besondere Weise – durch Poesie und den Mut, unsere Gedanken zu teilen“, stimmte Brüderl auf das Kommende ein. Sie informierte auch über die Geschichte des Bayerischen Jugendrings, sowie sein Wesen und sein Ziel, sich für die Interessen aller jungen Menschen in Bayern einzusetzen, sie bei ihrer Persönlichkeitsentfaltung zu unterstützen und die aktive Mitgestaltung einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft zu fördern. „Junge Menschen sollen zu verantwortungsvollem, selbständigem Handeln, kritischem Denken, sowie sozialem Verhalten befähigt werden“. Demokratie soll nicht nur in Wahlkabinen, sondern auch auf Bühnen und in unseren Herzen leben, sagte sie. Es gehe um Inspiration, Aufklärung und Hinterfragen. „Und manchmal reimt sich Demokratie sogar“.
Fünf Personen im Publikum hatten Wertungstafeln mit Punkten von eins bis 10 erhalten. Der Sieger darf beim Poetry Slam am 15. Februar 2025 mit Lars Ruppel in der Lokwelt teilnehmen. Die direkte Belohnung nach jedem Vortrag war der stürmische Applaus des zahlreich erschienenen Publikums, den Kathrin Brüderl kräftig anheizte. Der Jury und dem Publikum stellten sich Maxi, Isabella, Flo und Rune, der am Schluss mit einem Punkt mehr als Maxi als Sieger hervorging. Die Jüngste war mit 15 Jahren Isabella, die leider nur einen Text dabei hatte und daher nicht an der Wertung beteiligt wurde. Ihre Gedanken zu „Vergangenheit“ und wie sie daraus etwas gelernt hat, waren jedoch ebenso tiefgreifend und authentisch wie diejenigen ihrer Mitstreiter. „Wenn wir nichts bewirken, haben wir den Sinn des Lebens nicht verstanden“, war ihr Fazit.
In Maxis erstem Text ging es um Anerkennung durch Likes von Internet-Nutzern mit der Botschaft, aus diesem Kreislauf auszubrechen und selbst mit seiner Persönlichkeit und im Vertrauen auf Gott glücklich zu sein. Der zweite Text basierte auf „Programmmusik, die zu gemalten Bildern geschrieben wurde“, erklärte Maxi, ohne jedoch das Werk „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky zu nennen. Dazu gehört nämlich das Bild von Samuel Goldberg von zwei polnischen Juden, einem wohlhabenden Kaufmann und einem armen Schlucker. Den Dialog der beiden hat sich Maxi mit kreativer Brillanz ausgedacht, ebenso wie die Geschichte eines Baumes als Metapher, die Maxi parallel zur deutschen Geschichte in Reime gefasst hat. Flo trug drei Kurzgeschichten vor: „Die Bushaltestelle“ – eine wunderbare Metapher für das Leben und die Erinnerungen, eine poetische Geschichte über die Liebe zu einer jungen Frau – mit lyrischen Anklängen, wie „Das Leben hatte Geschichten in die Rillen ihrer Fingernägel geschrieben“ – und die letzte über den Aspekt der Veränderung in „Es ist nicht vorbei, es ist nur anders“.
Rune beschrieb seinen Hass auf die Menschen in einer überfüllten S-Bahn oder auf solche, die nicht so handeln, wie er es in bestimmten Situationen im Verkehr, in der Politik oder im Supermarkt erwarten würde. Er performte auf der Bühne als Schauspieler und schlüpfte dazu gekonnt in verschiedene Rollen. Er hatte 2023 die bayerischen U-20-Meisterschaften gewonnen und einen queeren Poetry Slam in München als Veranstaltungsreihe gegründet. Gegensätze und unlogische Zusammenhänge in der Sprache machte er augenzwinkernd deutlich und nahm mit seinen Worten wie in einem Theaterstück die Bühne in Beschlag. Die Botschaft: Es ist wichtig, aufeinander zuzugehen, wenn wir die Meinung eines anderen nicht verstehen. Mit philosophischen Gedanken zur Freiheit auf seinem Lebensweg setzte Rune den Schlusspunkt beim Poetry Slam. Den Abend jedoch durfte Prowler Cult mit „Knocking on Heaven’s Door“ und mehreren Zugaben beschließen.
Foto: Viele Besucher lauschten dem Poetry Slam und spendeten viel Beifall
Katharina Brüderl (von rechts) gratuliert den Teilnehmern Rune, Maxi und Flo. Die Band „Prowler Cult“ mit Sylvan Haberstroh (von rechts), Cedric Schulz, Jesse Hilbig, Jakob Hellmann, Philipp Kusnezow und Luis Lippert am Schlagzeug heizte in der Lokwelt kräftig ein. Die beiden Praktikanten von Doyobe e.V. Mara Dasha (von links) und Ahmed Aisha. Die 15-jährige Isabella hat einen tiefgründigen Text über die Vergangenheit verfasst.
Fotos & Text: Brigitte Janoschka