Pas de deux: Überwältigend virtuos gespieltes Konzert in der Sawallisch Villa – Weltklasse Flötistin Andrea Lieberknecht und Madoka – Ueno am Klavier
Da es bei relativ starkem Schneefall den ganzen Abend hindurch für viele wohl nicht ganz so problemlos war auf den diesmal weißen Hügel in Grassau zu kommen, lauschten nur einige Dutzend Musik begeisterter Besucher dem fulminanten Konzert, das die weltweit bekannte Flötistin Andrea Lieberknecht im großen Kammermusiksaal der Sawallisch Villa gab. Am Klavier wurde sie kongenial begleitet von der aus Tokio stammenden Madoka Ueno.
Mit dem Zitat einer Zuhörerin „die Musik ist ein wesentlicher Bestandteil, um in Zeiten wie diesen zu überleben“, begrüßte der Leiter der Sawallisch Villa Andreas Hérm Baumgartner die Gäste, unter denen sich auch mehrere japanische Flötenstudenten aus dem Meisterkurs von Andrea Leberknecht befanden. Zu Beginn – gleichsam zur harmonischen Einstimmung – spielten die Beiden die Sonate D-Dur opus 50 von Johann Nepomuk Hummel (1778 bis 1837), der im Haushalt von Wolfgang Amadeus Mozart aufgewachsen war und dessen Musik teilweise von ihm beeinflusst war. Vor der Pause folgte noch die zweite Violinsonate G-Dur opus 13 von Edward Grieg (1843 bis 1907), die Lieberknecht für Flöte arrangiert hatte. Diese sehr fröhliche Sonate – manchmal durchzogen von dunklen Momenten – hatte der Norweger in jungen Jahren geschrieben. Sie ist eine Hommage an die ausgelassenen norwegischen Hochzeitsfeste. So beschwingt ging es in die Pause.
Japan spielte wiederum im zweiten Teil des Konzerts eine große Rolle, da Andrea Lieberknecht bei dem weltberühmten Flötenwettbewerb im japanischen Kobe im August 2025 Mitglied der Jury ist und Madoka Ueno dort die aus 358 Bewerbern 40 ausgewählten junge Flötisten am Klavier begleiten wird. Bei Drucklegung der Konzertvorschau in der Villa waren die in Kobe verlangten Stücke noch nicht bekannt , so dass dieser Abend in Grassau als „Überraschungskonzert“ überschrieben war. Es kamen Stücke von drei, weniger bekannten Komponisten zur Aufführung, die alle eine unglaubliche Virtuosität und technische Fähigkeiten für den Flötisten wie auch ihre Begleitung am Klavier verlangten. Schon beim Zuhören schienen viele vor Spannung kaum mehr zu atmen: Keine leichte Kost, aber ein wunderbares Konzerterlebnis. Den fulminanten musikalischen Auftakt machte das Concertstück opus 3 von dem 1847 in Kopenhagen geborenen Joachim Andersen (gestorben 1909), ein hoch begabter Flötist, der in 1882 die Berliner Philharmoniker mit gegründet hatte. Das gespielte Frühwerk Andersens ist hörbar von der Musik Richard Wagners und anderer bekannter Komponisten aus der Romantik beeinflusst. Die neoklassischen „Moments“ opus 47 des aus Chicago stammenden Robert Mucynski (1929 bis 2010) folgten, dessen Musik als Sohn polnisch kroatischer Einwanderer stark von amerikanischen Einflüssen durchdrungen ist.
Beide Musikerinnen zogen sämtliche Register ihres Könnens von zart feinsinnig über spannungsreich mit stupender Ausdruckskraft. So auch beim letzten Stück, dem des Franzosen Henri Busser, der 1973 mit 101 Jahren gestoben war. Er beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit der Musik Andalusiens. So erklangen seine „Andalucia sur des thèmes andalous“ inspiriert vom Gesang dieser Volksmusik und durchzogen von ihrer Sinnlichkeit und Rauhheit andererseits.
Kein Wunder, dass das Publikum hoch begeistert und erschöpft war. Zum Dank für den lang anhaltenden Applaus spielten die Beiden als Zugabe „La Danse d´Anitra“ aus Edward Griegs berühmter Oper „Peer Gynt“. Die Sawallisch Villa hatte den Zuhörern mal wieder einen unvergesslichen Abend beschert.
Bericht und Bilder: Christiane Giesen – In der Sawallisch-Villa spielte die weltweit bekannte Flötistin Andrea Lieberknecht, am Klavier begleitet von Madoka Ueno.
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