Kirche

Konzert-Freuden in Laufen

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Der Laufener Stifts-Chor unter der Leitung von Thomas Netter und die SCHOLA Heidelberg unter der Leitung von Ekkehard Windrich widmeten ihr gemeinsames Konzert dem Vermächtnis, das der Komponist und Hofkapellmeister in Salzburg, Peter Guetfreund (bzw. mit italienischem Namen Pietro Bonamico, 1570-1625) der Stadt Laufen in seinem Chorbuch hinterlassen hat.

Dieses Laufener Chorbuch befindet sich im Stiftsarchiv und konnte in der Pause vor dem rechten Seitenaltar betrachtet werden. Aufgeschlagen war es auf der Seite mit den Noten von „Protexisti me“. Diese Introitus-Komposition, die beide Chor-Ensembles miteinander sangen, mit dem Teil „Exaudi, Deus“ („Erhöre, Gott“) wurde im Konzert der Motette „Erhör mein Stimm“ von Heinrich Schütz (1585-1672), gesungen vom Stifts-Chor und einer Sopranistin aus dem Chor mit Begleitung auf der Truhenorgel, gegenüber gestellt.

Das Konzert begann mit der harmonisch hoch anspruchsvollen Komposition von Wolfgang Rihm (1952-2024) „Sieben Passionstexte für sechs Stimmen aus den Tenebrae-Responsorien“ von Carlo Gesualdo (1566–1613), die damals von Gründonnerstag bis Karsamstag gebetet und gesungen wurden. In der SCHOLA Heidelberg beeindruckten die Solisten Sarah Newman, Sopran, Julie Catherine, Mezzosopran, Johannes Mayer, Tenor, Jörg Deutschewitz, Tenor, Ansgar Theis, Bariton und Florian Drexel, Bass, die sich ihre Töne in den sechs-stimmigen Sätzen jeweils von der Stimmgabel holten.

SCHOLA-Leiter Windrich erklärte, dass Rihm sich an historischen Vorbildern, wie der Gregorianik, orientiert und ihnen ein harmonisch-modernes Gewand gegeben hatte, wodurch sich musikwissenschaftlich die Verbindung zum zweiten Konzertteil mit Kompositionen aus dem Laufener Chorbuch ergab, dessen Melodien auch auf dem Cantus firmus der Gregorianik  beruhen.Dieser liegt  bei Bonamico als feststehende Melodie im Bass und wird von den Stimmen der übrigen Sänger umspielt.

Windrich las die sieben Passionstexte auf Lateinisch und Deutsch vor und ließ den Klang des Lateinischen wie in einem Sprachbad auf die Zuhörer wirken. Rihms Komposition weist einen deutlichen Bezug zwischen Wort und Musik auf. In „Tristis est anima mea“ („Meine Seele ist betrübt bis in den Tod“) erhält „immolare“ („opfern“) durch wiederholtes Ansingen eine besondere Bedeutung. „Ecce vidimus eum“ („Seht, so haben wir ihn geschaut“) drückt den Schmerz mit mikrotonalen Klangclustern aus. „Velum Tempi scissum est“ vertont mit abgehackten Akkorden das Erdbeben und den zerrissenen Vorhang im Tempel. Auch die Fugati in „Tenebrae factae sunt“ („Finsternis entstand“) und „Caligaverunt oculi mei“ („Meine Augen sind trüb“) drücken den Inhalt mit der Sprache der Musik aus, ebenso wie in „Recessit pastor noster“ („Weggegangen ist unser Hirte“) und „Aestimatus sum“ („Ich werde zu denen gezählt“).

Im  weiteren Programm wurde jeweils ein Werk von Pietro Bonamico demjenigen eines anderen Komponisten mit demselben Thema gegenübergestellt. So erfreute der Stifts-Chor mit einem strahlend-klaren Chorklang bei Anton Bruckners (1824-1896) berühmtem „Locus iste“, dem „Terribilis est locus iste“ von Bonamico mit den professionellen Stimmen der SCHOLA Heidelberg folgte.

„Nunc scio vere“, jeweils von Bonamico und William Byrd (1540-1623) und „Os iusti“ im Vergleich der Komponisten Bonamico und Anton Bruckner mit der SCHOLA Heidelberg und Bruckners Motette mit beiden Chören zusammen beschlossen ein musikwissenschaftlich höchst bedeutsames Konzert, das es ermöglichte, Musik nicht nur zu genießen und zu hören, sondern auch einzuordnen und zu verstehen.

Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka

2071: Kompositionen von Pietro Bonamico aus dem Laufener Chorbuch waren im Konzert “Vermächtnis” zu hören.

2094: Viel Applaus gab es für die beiden Chorleiter Thomas Netter (rechts) und Ekkehard Windrich und ihre Sängerinnen und Sänger.

2084: Einen schönen Chorklang bot der Stifts-Chor Laufen unter der Leitung von Thomas Netter.

2078: Ekkehard Windrich leitet die SCHOLA Heidelberg bei der beeindruckenden Aufführung von Wolfgang Rihms “Sieben Passionstexten“.

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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