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Kolbermoor: Saarloos-Wolfhundzüchterin Karin Scheller

Elenya ist ein neugieriges Mädchen. Schon im Hauseingang gibt es kein Halten mehr und sie beschnuppert und beschnüffelt uns. Schließlich stellt sie sich auf die Hinterbeine und legt ihre Vorderpfoten auf unsere Brust. Neue Besucher müssen ja schließlich ganz genau inspiziert werden. „Tja, das ist jetzt nicht wirklich typisch für einen Wolfhund“, sagt Karin Scheller entschuldigend. „Die sind normalerweise Menschen gegenüber eher zurückhaltend und abwartend.“

Elenya ist aber entschuldigt, sie ist ja erst ein Jahr alt. Ihre Oma Aira zeigt da schon eher, wie es geht, wenn man ein richtiger Wolfhund sein will: Sie beäugt uns aus der Distanz, nimmt von uns Notiz, doch mehr geschieht zunächst nicht. Der dritte Hund der Kolbermoorerin Wolfhund-Züchterin zieht sich dann besser ganz zurück. Mirien, die Mutter von Elenya, hat sich unter die Eckbank verkrochen und bleibt dort auch die ganze Zeit während unseres Besuchs liegen. Fremde sind ihr nicht ganz geheuer.

Und das ist wiederum bezeichnend für diese Hunderasse. Gegenüber Menschen sind sie nicht aggressiv. Ist ihnen etwas unangenehm, dann ziehen sie sich lieber zurück. Karin Scheller erzählt aber auch: „Gegenüber seinen Bezugspersonen ist ein Wolfhund sehr loyal und anhänglich. Da können es nicht genug Streicheleinheiten sein.“ Und weil die Erzieherin ihre Hunde sehr liebt, gibt es die bei ihr und ihrer Familie ständig.

Seit zwölf Jahren hat sie nun Wolfhunde. „Ich hatte vorher immer Mischlinge, war aber schon lange fasziniert von den Wolfhunden“, erzählt sie. Über diese Rasse hat sie vieles gelesen und sich im Internet informiert. Das hat sie erst einmal zögern lassen. Wolfhunde sollen kompliziert und anstrengend sein, hieß es. „Da war ich zunächst besser vorsichtig und habe die Finger weggelassen“, sagt sie.

Doch dann ist sie einmal mit einem Wolfhund unterwegs gewesen, und da war es um sie geschehen. „Ich habe mein Herz an sie verloren.“ Dass sie sich damals nicht nur ein Tier zugelegt, sondern auch mit dem Züchten angefangen hat, liegt an Alexandra Windl, bei der sie ihren ersten Wolfhund gekauft hat. Der Grund: die Erhaltung der Art. Es gibt bei der Zucht-Weltorganisation FCI zwei anerkannte Wolfhundrassen. Den Tschechoslowakischen Wolfhund und den „Saarlooswolfhund“, die Rasse, die Karin Scheller zuüchtet. Davon gibt es gerade mal 4500 Exemplare in Europa, in Deutschland kommen nur etwa 40 bis 70 Welpen im Jahr auf die Welt. Seit ihrem Start als Züchterin hat Karin Scheller fünf Würfe in ihrem Haus gehabt. Geld verdient sie damit nicht. Obwohl ein Hund etwa 1.500 Euro kostet, sind die Nebenkosten um einiges höher.

Dennoch ist sie seit ihrem Zucht-Start mit Herzblut dabei. Als Mitglied im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) legt Sie Wert darauf, dass man als Züchter in einem Verband oder Verein ist. „Nur so gibt es Kontrolle“, sagt sie. Die Hunde brauchen eine Zuchtzulassung, sie werden geröntgt, auf Erbkrankheiten kontrolliert und sie bekommen eine Augenuntersuchung.

Bei der Zucht achtet Karin Scheller darauf, dass bei dem auserwählten Rüden Stammbaum, Charakter, Erscheinungsbild und Gesundheit passen. Dafür fährt sie dann auch mal mit ihrer Hündin durch ganz Deutschland oder nach Holland, Italien und in die Schweiz. Für sie gilt: Nur ein Wurf vom gleichen Rüden. Diese Philosophie wird belohnt. Ihre Tiere wurden auf Ausstellungen schon mit mehreren Preisen bedacht. Das ist ihr allerdings nicht so wichtig. Vielmehr geht es ihr darum, rassetypische Hunde zu züchten. „Ich möchte gesunde, wesensstarke Hunde, die sich gut ins Familienleben einfügen“, sagt sie. Die gibt sie nicht einfach so an die Käufer ab. „Mit vielen Haltern, die Hunde von mir haben, stehe ich immer noch in Kontakt. Wir tauschen uns aus, schreiben uns und schicken Fotos.“

Neuen Hundehaltern rät sie, mit ihren Tieren das Gleiche zu tun wie sie: Regelmäßig besucht sie mit ihnen die Hundeschule. Ihre Erfahrung: „Saarlooswolfhunde sind vielleicht nicht immer einfach, aber sie sind wissbegierig und man kann ihnen gut was beibringen.“ Mit Elenya geht sie außerdem noch zum „Man-Trailing“. Schließlich muss man ihre Neugier nutzen, und die kann hier optimal befriedigt werden.

Text und Fotos: af

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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