Mit einer liebevollen Inszenierung von William Shakespeares „Der Sturm“ begeisterten die Schülerinnen und Schüler der 8b der Freien Waldorfschule Chiemgau die Zuschauer im Priener Chiemsee Saal. Große Gefühle und die immer gültigen Themen von Macht und Liebe zeigte die Klasse in ihrer Aufführung.
Prospero, einst Herzog von Mailand und den Zauberkünsten zugeneigt, wird von seinem eigenen Bruder Antonio hintergangen und strandet auf der Flucht zusammen mit seiner Tochter Miranda und deren Amme Rosalia auf einer einsamen Insel. Dort herrscht der wilde, übelriechende Caliban, Sohn der mittlerweile verstorbenen Hexe Sykorax. Diese hat noch zu ihren Lebzeiten Ariel, den Luftgeist, in eine Baumritze verbannt. Mit seinen Zauberkünsten befreit Prosperus Ariel, der als Dank verspricht, ihm zwölf Jahre lang zu dienen. Prosperus bändigt auch Caliban, der ihm von nun an – wenn auch sehr widerwillig – untertan sein muss.
Das großartige Bühnenbild lässt erahnen, wie viel Gedanken und Zeit die Achtklässler zusammen mit ihren Lehrern einfließen haben lassen, in den schnell wechselnden Szenen wird es scheinbar mühelos umgebaut. Die bunten, herrlichen Kostüme holen die Zuschauer mit in die Erzählung, Miranda wächst heran und beginnt Fragen über das Leben zu stellen. Doch unerwartet, zwölf Jahre, später taucht am Horizont ein Schiff mit den alten Feinden von Prosperos auf. Immer noch von Rachegefühlen getrieben, entfacht dieser einen gewaltigen Sturm mit der Absicht, das Schiff samt Besatzung in den Wellen zu versenken. Seine Tochter und die Amme halten ihn davon ab und erbeten Gnade für die unbekannten Reisenden. Der Luftgeist Ariel springt zur Hilfe und bewirkt, dass das Schiff strandet und die Menschen überleben. Doch sollen sie getrennt voneinander auf der Insel umherirren, so der Plan von Prosperos.
Was er nicht bedacht hat, ist die Liebe, die alles verändert. Ferdinand, der Sohn des Königs von Neapel, und Miranda verlieben sich unsterblich ineinander. Zwischen den beiden entfaltet sich die Liebe – andernorts ist die Gier der Macht zu spüren: Stephano, der immer betrunkene Schiffskoch, sieht sich bereits als Kaiser der beinahe unbewohnten Insel, an seiner Seite Trincolo, der Matrose, als Staatssekretär. Angestachelt von dem missmutigen Caliban trachten sie Prosperos nach dem Leben. Doch nicht nur er muss um sein Leben fürchten, auch Alonso, König von Neapel, ist in Gefahr. Geschwächt von der Trauer um seinen vermeintlich toten Sohn Ferdinand ist er ein leichtes Opfer für die nach seinem Königstitel trachtenden Sebastian und Antonio.
Durch Ariel erfährt Prospero von all den düsteren Plänen und kann diese durchkreuzen. Seine Stärke ist die Vergebung. Nur der beinahe schon geläuterte Caliban hadert noch mit der um sich greifenden Harmonie und Liebe. Die spürbare Freude am Spiel der Achtklässler gepaart mit dem richtigen Quäntchen Humor machten die Aufführung zu einem Genuss.
Bericht und Foto: Waldorfschule Chiemgau / Posavec – Prosperos (Nepomuk Kabilka) beschwört einen schweren Sturm herauf, noch ist der Rachegedanke in ihm stark.