Kirche

Katholische Laien: “Gemeinsam auf dem Weg”

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit Blick auf den Synodalen Weg, aber auch darüber hinaus, fordert das Landeskomitee der Katholiken in Bayern mehr Partizipation für Laien in der Kirche. Entscheidungsfindungen müssten „in den Pfarrgemeinden, Seelsorgegemeinschaften und Dekanaten, aber auch in den Diözesen sowie auf den interdiözesanen Ebenen möglichst breit angebahnt werden“ und neben den hauptamtlich Beschäftigten seien „auch die Gremien des Laienapostolats, Verbände, freie Initiativen und letztlich alle Gläubigen an Planungen, Entscheidungen und Handlungen der Kirche maßgeblich zu beteiligen“, heißt es in einer auf der Frühjahrsvollversammlung der katholischen Laien debattierten Beschlussvorlage mit dem Titel „Gemeinsam auf dem Weg“. Der Entwurf wurde in seinem Kernanliegen einstimmig gutgeheißen, die Verabschiedung der Erklärung jedoch aus Zeitgründen vertagt.

Der Textarbeit waren Impulsreferate von Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für Christliche Gesellschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, und Pater Bernd Hagenkord SJ, Geistlicher Begleiter des Synodalen Weges, vorausgegangen. Nothelle-Wildfeuer gab unter dem Titel „Macht.Partizipation.Kirche?!“ zu bedenken: „Die Forderung nach Partizipation in der Kirche ist kein Resultat des Zeitgeistes oder ein Anpassen an ihn, sondern das Bemühen um die Realisierung der Botschaft des Evangeliums.“ Gleichberechtigte Teilhabe aller Gläubigen könne Ausdruck einer Kirche ein, „die ihrem eigenen Menschenbild folgt und jedem Menschen gerechte Anerkennung zusagt“. Strukturiert werden solle Partizipation nicht nach „Hierarchiestufe oder Weihegrad, sondern nach Kompetenz“. Pater Hagenkord sprach unter dem Titel „Streit, Debatte, Gebet: Räume des Geistlichen“ über den Synodalen Weg als geistlichen Prozess. „Der Synodale Weg ist dazu da, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit das Evangelium wieder neu an die Menschen herankommt und Wurzeln schlagen kann“, so Hagenkord. Dabei könne nicht allein das Gebet ein Ort des Geistlichen sein. „Für mich ist das Geistliche eben nicht etwas Frommes oder gar Frömmelndes, sondern der Streit, die Debatte und das Gebet sind Dinge, die im Kern zum Synodalen Weg dazugehören, wenn er ein kirchlicher, christlicher Weg sein will. Auch eine demokratisch organisierte Debatte kann geistlich sein.“ Wichtig sei aber, nicht zu taktieren, sondern konstruktiv, ehrlich und transparent miteinander umzugehen. In der Diskussion über die Referate wurde breite Zustimmung für den Synodalen Weg deutlich gemacht, wobei zugleich darauf hingewiesen wurde, dass die Diskussionen in den Synodalforen immer wieder transparent gemacht werden müssten und für einen erfolgreichen Verlauf die Mehrheit aller Gläubigen umfassend und ausgewogen informiert und einbezogen werden müsse. (hs)

„Stellenwert von Glauben und Kirche hervorheben“  – Landeskomitee-Vorsitzender Unterländer ruft zum „Eintreten für christliches Menschenbild“ auf – Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, hat dazu aufgefordert, den „Stellenwert von Glauben und Kirche gerade in Zeiten der Corona-Pandemie“ immer wieder hervorzuheben. „Das Eintreten für das christliche Menschenbild in unbedingter Form“ müsse dabei „der dominierende Maßstab sein“. Es gebe „hinsichtlich der Grundwerte und auch der praktischen Umsetzung in Kirche und Politik in diesen Zeiten einen extrem hohen Handlungsbedarf“, sagte Unterländer In seinem Bericht bei der digital per Videokonferenz durchgeführten Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 17. April. Angesichts der zu Ende gehenden Amtsperiode 2017 bis 2021 blickte der Landeskomitee-Vorsitzende in seinem Bericht auf die Arbeit der vergangenen vier Jahre in den Gremien der Laienvereinigung. Angesichts der Herausforderungen, die sich in der Bekämpfung des Missbrauchs in der Kirche ergäben, sei klar, „dass Transparenz, Wiedergutmachung, persönliche Konsequenzen und vor allen Dingen präventive Handlungsstrategien das Gebot der Stunde sind“, so Unterländer. Aus dem 2019 begonnenen Synodalen Weg, „dessen Erfolg wir für die Zukunft der Kirche für unverzichtbar halten, und den wir vorbehaltlos unterstützen“, müssten nun die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden. Das Landeskomitee trete in diesem Zusammenhang unter anderem für eine gerechte Stellung von Frauen in Kirche und Gesellschaft ein.

Im Sinne eines „politischen Katholizismus“ wurde laut Unterländer während der zurückliegenden Amtszeit die „Verantwortung für die Schöpfung“ betont, unter anderem „mit der Ausrufung der ökosozialen Transformation, dem Bayernplan und der Landtagspetition, die in einer Gemeinschaftsaktion viele unterschiedliche Kräfte der Gesellschaft zusammengeführt hat“.  Man werde sich „in dieser, für die Zukunft unseres Planeten so wichtigen Frage“ in Bayern stark einbringen, so Unterländer. Angesichts der negativen Seiten der Globalisierung setze man sich zudem, einhergehend mit den päpstlichen Enzykliken der jüngeren Zeit, für die „politische Umsetzung der katholischen Soziallehre“ ein, um „den menschlichen Weg zur sozialen Gerechtigkeit“ zu gehen. Als weitere wichtige Themen der Amtszeit nannte der Vorsitzende „den Schutz des Lebens von Anfang bis zum Ende“ sowie die Frage, „wie die Gesellschaft, aber auch die Kirche insgesamt mit Kindern, Jugendlichen, Familien, Menschen mit Behinderung oder Älteren und Pflegebedürftigen umgeht“. Hier brauche es „weiterhin einen umfassenden Dialog“, der in Gesprächen mit der bayerischen Politik, der Wissenschaft sowie den Bischöfen bereits begonnen worden sei. Mit Vorfreude blickte Unterländer auf den bevorstehenden Ökumenischen Kirchentag, der im Mai virtuell durchgeführt wird. „Unsere gute Zusammenarbeit mit dem Landessynodalausschuss, die sich auch in gemeinsamen Initiativen zum ÖKT, aber auch darüber hinaus zeigt, verdeutlicht unsere Einschätzung, wie wichtig Ökumene – nicht nur als Lippenbekenntnis – ist“, so Unterländer. Sie sei „in Zeiten zunehmender Säkularisation unverzichtbarer denn je“. Neben Unterländer berichteten weitere Präsidiumsmitglieder des Landeskomitees. Michael Eibl dankte zum Abschluss seiner Amtszeit als stellvertretender Vorsitzender für das erfolgreiche Einbringen christlicher Positionierungen in die politische Debatte, etwa „bei der Forderung, Menschen auf der Flucht eine klare Perspektive zu geben, die Entwicklungshilfe zu stärken“, oder bei der Forderung nach einem Lieferkettengesetz. Dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Recht auf Selbsttötung habe man klar „den Appell für Lebenshilfe statt Sterbehilfe“ entgegengesetzt. Künftig sei wünschenswert, „dass die Bayerische Bischofskonferenz das höchste Laiengremium noch intensiver zu Gesprächen einlädt. Der Weg hierzu ist gut bereitet. Veränderung, Weiterentwicklung geschieht über Dialog. Diesen Dialog nach innen und außen benötigt unsere Kirche mehr denn je“, so Eibl. Monika Meier-Pojda stellte Ergebnisse aus der Arbeit der Sachausschüsse und Arbeitsgruppen des Landeskomitees der Katholiken vor, die auch in dem seit März laufenden Videoprojekt: „Miteinander.Füreinander.Da.Sein“ abgebildet würden, in dem es „um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Solidarität untereinander gerade in den heutigen Zeiten“ gehe. In der Arbeitsgruppe zu ethischen Fragestellungen sei unter anderem deutlich gemacht worden, dass mit Blick auf die Zulassung von invasiven Bluttests zu Beginn der Schwangerschaft „in jeder Gesellschaft jedes Kind willkommen sein muss“. Angesichts der vom Bundestag beschlossenen Aufhebung des Verbots der „geschäftsmäßigen“ Suizidbeihilfe sei zudem deutlich vor einer Ausweitung der Suizidbeihilfe gewarnt worden. Elfriede Schießleder wies auf die drängenden Fragen nach klerikaler Macht, einer zeitgemäßen Sexualmoral, oder die Weihezulassung von „personae probatae“ hin, die geklärt werden müssten. Unaufgebbar sei „das stete Bemühen des Landeskomitees, die unterschiedlichen Gruppen der Kirche im Dialog zu halten“, so Schließleder. (hs).

Unterländer als Vorsitzender des Landeskomitees bestätigt – Katholische Laien in Bayern bestimmen Präsidium für neue Amtsperiode –  Joachim Unterländer ist als Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern bestätigt worden. Die Mitgliederversammlung wählte den ehemaligen CSU-Landtagsabgeordneten am Samstag, 17. April, im Rahmen der online durchgeführten Frühjahrsvollversammlung mit 59 von 61 abgegebenen Stimmen für eine weitere Amtszeit bis 2025 an die Spitze der katholischen Laien im Freistaat. Unterländer steht dem Landeskomitee bereits seit 2017 vor, eine Gegenkandidatur gab es bei dieser Wahl nicht. „Das katholische Laienapostolat hat einen wichtigen Stellenwert bei allen innerkirchlichen Entwicklungen und Diskussionsprozessen sowie bei politischen Fragestellungen auf allen Ebenen“, sagte Unterländer. Um diesen Anspruch beizubehalten, wolle er sich als Vorsitzender des Landeskomitees weiterhin einbringen, „immer in Kooperation mit allen Mitgliedern, vor allem auch den Diözesanräten, Verbänden und allen, die in Kirche und dem politischen Leben Verantwortung tragen“, auch mit Blick auf „unbequeme Positionen“. Wichtig sei ihm, so Unterländer, „dass wir in all diesen Bereichen ein Partner auf Augenhöhe sind und bleiben“, und dass in der Kirche „Lebenswirklichkeit und Praxis“ der Menschen repräsentiert würden. Das „Erfüllen der katholischen Soziallehre, insbesondere was soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit anbelangt“, müsse bei Initiativen der katholischen Laien weiter im Vordergrund stehen. Unterländer, 64, ist Mitglied im Vorstand des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Von 1994 bis 2018 war er Mitglied des Bayerischen Landtags, zuletzt als Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration sowie sozialpolitischer Sprecher und Beauftragter für Fragen der katholischen Kirche der CSU-Landtagsfraktion. Der gebürtige Münchner ist verheiratet und hat eine Tochter. Bei der Präsidiumswahl wurden auch die drei stellvertretenden Vorsitzenden neu bestimmt. Gewählt wurden: Christian Gärtner, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt (60 Stimmen); Monika Meier-Pojda, ehemalige Geschäftsführerin des Sozialdiensts katholischer Frauen im Landesverband Bayern (52 Stimmen); Elfriede Schießleder, ehemalige Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes (53 Stimmen). Meier-Pojda und Schießleder hatten den Stellvertreterposten bereits in der ablaufenden Amtsperiode inne.

Neben dem Präsidium wurden die zehn Verbändevertreterinnen und -vertreter im Geschäftsführenden Ausschuss des Landeskomitees gewählt: Willi Breher, Geschäftsführer des Kolpingwerks Bayern; Achim Budde, Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung in Bayern; Martin Choroba, Vorsitzender des Bunds Katholischer Unternehmer, Diözesangruppe München und Freising; Stephan Hager, Vorsitzender der Katholischen Elternschaft Deutschlands, Landesverband Bayern;  Daniel Köberle, Hauptamtlicher Landesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Bayern; Wilfried Mück, Verwaltungsdirektor des Deutschen Caritasverbandes, Landesverband Bayern; Alexandra Oguntke, Vorsitzende des Verbands der Katholischen Religionslehrer und Religionslehrerinnen an den Gymnasien in Bayern, Erzdiözese München und Freising; Astrid Paudtke, Landesvorsitzende des Sozialdienst katholischer Frauen, Landesverband Bayern; Brigitte Tarras, stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbands katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft; Peter Ziegler, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Bayern der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung. (hs)

Berichte: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger – Blick in die Josefs-Kapelle bei Riedering-Wurmstorf

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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