Kirche

Kardinal Reinhard Marx im Gespräch über neue Papst-Enzyklika „Fratelli tutti“

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Bei einem aktuellen Podiumsgespräch zur Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus hat Kardinal Reinhard Marx dazu aufgerufen, im Anschluss an das päpstliche Schreiben „eine Vision zu entfalten, die alle Menschen miteinschließt, über alle Grenzen hinweg“. Das Evangelium habe „die Kraft, immer wieder utopisches Potential freizusetzen“, so der Erzbischof von München und Freising, „und die Kirche muss dieses Potential immer wieder aufrufen“. Marx diskutierte in München am Montagabend, 5. Oktober, bei der Veranstaltung der Katholischen Akademie in Bayern mit Anna Noweck, Professorin für Theologie in der Sozialen Arbeit an der Katholischen Stiftungshochschule München. Moderiert wurde das Gespräch unter dem Titel „Fratelli tutti! – Was steht drin?“ von Markus Vogt, Professor für Christliche Sozialethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Mit seiner Enzyklika lenke der Papst den Blick auf das, was alle Menschen bewegt: „Kirche ist nicht für sich selbst da, sie ist dafür da, allen Menschen Hoffnung zu geben – vom Evangelium her“, so der Kardinal. Die Kirche sei „ein Werkzeug der Einheit aller Menschen“ und stehe dafür, „dass die Menschen eine Familie sind“. Dafür müsse man sich entsprechend den Ausführungen in der Enzyklika „auf den Weg der Begegnung, des Dialogs“ begeben, und dabei schließe Franziskus auch alle Religionen mit ein: „Die eine Menschheitsfamilie kann nur gemeinsam den Weg gehen.“

In seiner Enzyklika macht der Papst mit dem Begriff der Liebe laut Marx deutlich: „Wir können einander nur verstehen mit einem Grundwohlwollen.“ Wenn die Menschen in einer Gesellschaft nur in Rechtsbeziehungen zueinander lebten, „dann wäre unsere Gesellschaft am Ende.“ Vielmehr brauche es ein grundsätzliches Annehmen des Nächsten: „Solidarität hat Voraussetzungen: dass ich wirklich weiß, dass wir alle verbunden sind. Es braucht einen emotionalen Impuls: Wir gehören zusammen und gehen wohlwollend aufeinander zu.“

Mit Blick auf die Frage der Migration, die die Enzyklika thematisiert, kritisierte der Kardinal, die Situation an den Grenzen Europas sei  „unerträglich: Was hier passiert, ist inakzeptabel.“ Erneut forderte Marx eine Migrationspolitik, die die Menschenwürde in den Mittelpunkt stellt. Im Anschluss an die Friedensethik der Enzyklika „Fratelli tutti“ bemängelte Marx in der Gesellschaft zudem ein fehlendes „kritisches Nachdenken darüber, ob ,humanitäre Interventionen‘ tatsächlich zu etwas geführt haben“ oder ob nicht Dialog wirksamer gewesen wäre als Gewalt. (ck)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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