Kirche

Kardinal Marx: Konferenz mit Beratungsdiensten

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kardinal Reinhard Marx hat sich in einem Gespräch einen Eindruck von der Arbeit der vier Beratungsdienste im Erzbischöflichen Ordinariat verschafft und den Mitarbeitenden für ihre Arbeit gedankt. Traditionell stattet der Erzbischof von München und Freising im Advent einer sozialen Einrichtung einen Besuch ab. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde diese Begegnung heuer in den virtuellen Raum verlagert.

„Gerade in der Corona-Zeit ist es wichtig, ein Auge auf die Peripherien zu werfen, wie der Papst sagt, da wo Menschen Hilfe und Nähe brauchen“, unterstrich der Kardinal bei der Videoschalte mit Vertreterinnen und Vertretern der Katholischen Telefonseelsorge, der Lebens- und Krisenberatungsstelle Münchner Insel, der Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie der Bäuerlichen Familienberatung. „Ich bin dankbar, dass Sie alle da sind“, sagte Marx stellvertretend an alle 106 in der Hauptabteilung Beratung im Erzbischöflichen Ordinariat angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die vielen Ehrenamtlichen gerichtet. „Wir sind für die Menschen da, das ist ein Leitmotiv – von den Beratungsdiensten wie der Kirche insgesamt.“ Denn, so betonte Marx: „Erreichbarkeit, das ist für mich ein Schlüssel in der Seelsorge. Als Kirche müssen wir vermitteln: Wir sind für Sie da, besonders wenn Sie in Not sind.“

Monsignore Siegfried Kneißl, Leiter der Hauptabteilung Beratung im Erzbischöflichen Ordinariat, sprach denn auch von einem „Verorten mit unserem Tun im Schnittfeld zwischen Kirche und Welt: Wir bezeugen mit unserem Tun, dass es einen Bezug zu Gottes Wirken gibt. Der Dienst am Menschen ist ein Gottes-Dienst.“ Im Fall der zu 95 Prozent aus Kirchensteuermitteln finanzierten Telefonseelsorge mit ihren Standorten in München, Bad Reichenhall und Mühldorf am Inn schenken die 111 Ehrenamtlichen, 14 Hauptamtlichen und 15 Auszubildenden jährlich mehr als 33.000 Anrufern ihr Ohr. Dazu kommen 2500 Mail- und 1500 bis 2000 Chatberatungen im Jahr. Während der Lockdown-Phasen in der Corona-Pandemie nahm die Zahl der Kontakte um fast ein Drittel zu, wie der Leiter der Telefonseelsorge, Alexander Fischhold, berichtete. „Corona wirkt wie ein Katalysator: Wer vorher schon depressiv war, wird noch depressiver, wer vorher schon getrunken hat, trinkt jetzt noch mehr.“ Suizidalität sei bei jungen Menschen ein „Riesenthema“, gerade im Chat. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach Gebeten und liturgischen Angeboten gestiegen.

Auch in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, die zu 90 Prozent vom Erzbistum finanziert wird, ist das Thema Corona dominierend. Neben völlig überlasteten Alleinerziehenden, zu Hause vereinsamenden Alleinstehenden und in beengten Verhältnissen lebenden Familien spalten nun unterschiedliche Haltungen zum Impfen Paare und Familien, wie Brigitte Hauner-Münch von der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Rosenheim beobachtet. Doch auch eine positive Begleiterscheinung hat die Pandemie, so die Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Margit Schlierf: „Die Beratungsformen sind vielfältiger geworden.“ Neben Telefon- und Videoberatungen wurde den 5700 Klientinnen und Klienten im vergangenen Jahr auch via Mail und Chat geholfen. Und auch zum gemeinsamen Spaziergang traf man sich, um persönliche Begegnungen zu ermöglichen.

Trotz all dieser Ausweichmöglichkeiten: „Face to face ist noch einmal eine andere Wucht dahinter“, ist Norbert Ellinger von der Münchner Insel überzeugt. Die von katholischer und evangelischer Kirche getragene Beratungseinrichtung im Marienplatz-Untergeschoss mit ihren zwölf Hauptamtlichen und zehn Honorarkräften wurde durch ihre sonst für die Beratung als besondere Rückzugsorte geschätzten fensterlosen Räume vor besondere Herausforderungen in der Pandemie gestellt. Die 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bäuerlichen Lebensberatung hatten es da schon leichter: „Die Bauern haben große Stuben und einen Freisitz im Sommer“, berichtet Micha Heiner-Weber. Aber auch hier wird ein neues Format eingeführt: 2022 sollen auch Videoberatungen für die jährlich 650 Beratungsstunden möglich sein. (uq)

Bericht und Foto: Erzbischöfliches Ordinariat

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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