Kirche

Kardinal Marx im Dialog mit Lektoren/Lektorinnen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kardinal Reinhard Marx hat sich dafür ausgesprochen, die Weiterbildung von Lektorinnen und Lektoren im Erzbistum auszubauen. „Das Wort Gottes vorzutragen gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir in der Kirche tun“, sagte der Erzbischof von München und Freising beim diözesanen Tag der Lektorinnen und Lektoren in München am Samstag, 20. Juli. Lektorin oder Lektor sei „eine  besondere Berufung“, für die gewisse Qualifikationen nötig seien. Daher sei es wichtig, die Ehrenamtlichen für ihren Dienst zu schulen und ihnen bei Bedarf Unterstützung anzubieten, erklärte Marx in einem Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Den anwesenden Frauen und Männern dankte der Kardinal für ihren Dienst.

Schulungen könnten den Ehrenamtlichen helfen, spezielle Fertigkeiten wie den Umgang mit dem Mikrofon, die richtige Betonung oder einen geeigneten Sprechstil einzuüben. Während man früher eher zurückhaltend und ohne Emotionen gelesen habe, wollten die Menschen heute „mehr mitgenommen werden“, so Marx. Bei der theologischen Auseinandersetzung mit den Schriftstellen könnten die hauptamtlichen Seelsorger Hilfestellungen geben, etwa bei regelmäßigen Vorbereitungstreffen mit den Lektorinnen und Lektoren in den Gemeinden. Marx schlug zudem vor, eine theologische Einführung zu allen biblischen Texten für den jeweils kommenden Sonntag auf der Homepage des Erzbistums zu veröffentlichen. Von den Lektorinnen und Lektoren erwarte er, erklärte der Erzbischof, dass sie sich mit den vorzutragenden Texten beschäftigten. Vor dem Gottesdienst sollten sie die Schriftstellen laut gelesen haben und bestenfalls auch die anderen Texte für den jeweiligen Tag kennen.

Veränderungen forderte der Kardinal bezüglich der Auslegung der biblischen Texte in der Predigt. Von einigen Predigten, die er in Pfarreien höre, sei er „etwas enttäuscht“. Teilweise vermisse er eine exegetische Auseinandersetzung mit den Texten: „Was wirklich gemeint ist, wird nicht hinterfragt.“ Da die „Begabungen unterschiedlich“ seien, stelle sich die Frage der Predigt durch Laien: „Wollen wir nicht sagen, wer eine Begabung hat, der soll sprechen?“, sagte Marx. „Wie sieht die Predigt der Zukunft aus? Darf nur der Priester predigen? Es muss sich weiterentwickeln.“ Auch „Zeugnisse von Menschen“ oder Visualisierungen könnten in Predigten einbezogen werden. Generell wünsche er sich „eine größere Vielfalt dessen, was Predigt ist“.

Gegen eine andere mögliche Veränderung wandte sich Kardinal Marx deutlich. Es stand die Frage im Raum, ob im Gottesdienst statt liturgischer Bücher auch Tablets zum Einsatz kommen könnten. „Ich lese mein Brevier nur noch auf dem iPad, das gebe ich zu“, erklärte Marx. In der Liturgie solle man jedoch bei gedruckten Büchern bleiben.

Etwa ein Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer meldeten sich mit ihren Fragen und Anliegen an den Kardinal zu Wort. Thematisiert wurden auch die Erfahrungen mit dem im Dezember vergangenen Jahres eingeführten neuen Lektionar, dem liturgischen Buch, in dem alle biblischen Texte zum Vortrag im Gottesdienst gemäß ihrer Reihenfolge im Kirchenjahr enthalten sind. In den Gemeinden, so die Beobachtung von Kardinal Marx, sei das neue Buch, das auf der neuen Einheitsübersetzung der Bibel beruht, recht gut angenommen worden.

Etwa 120 Ehrenamtliche bildeten sich bei der Veranstaltung im Exerzitienhaus Schloss Fürstenried bei Vorträgen und in Workshops fort. Veranstaltet wurde der Tag von der Abteilung Liturgie des Erzbischöflichen Ordinariats sowie der Diözesankommission für Liturgie und Kirchenmusik. (ct)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger – Seitenaltar der Kirche St. Florian bei Frasdorf

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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