Kirche

Kardinal Marx für Öffnung des Diakonats für Frauen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Ich glaube, dass die Zeit reif ist, dass es für Männer und Frauen offenstehen muss und soll“  – Kardinal Reinhard Marx hat sich für die Öffnung des Diakonats für Frauen ausgesprochen. „Ich glaube, dass die Zeit reif ist, dass es für Männer und Frauen offenstehen muss und soll“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag, 2. Juli, bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. „Wir brauchen einen neuen Ansatz“, so Kardinal Marx; generell sei das Diakonat „ein Amt, das in besonderer Weise die Verbindung von Gebet und Einsatz für die Armen sichtbar machen soll, und da hoffe ich sehr, dass wir einen Weg gehen können, dieses Amt noch mehr zu profilieren“. Es werde „theologisch und praktisch“ noch viel gearbeitet: „Ich bin der Überzeugung, dass diese Erneuerung ein großes Geschenk für die Kirche sein kann.“

Der Erzbischof äußerte sich bei einem Gottesdienst anlässlich des 150. Geburtstag von Ellen Ammann, einer prägenden Gestalt der katholischen Frauenbewegung. Bereits 1917 habe Ellen Ammann den Kontakt zum damaligen Erzbischof Michael Faulhaber gesucht und ihn gebeten, eine Gruppe von Frauen zu Diakoninnen zu weihen. „Möge die große Frau Ellen Ammann uns begleiten auf diesem Weg“, sagte Kardinal Marx: „Nicht nur die Frauenthemen zu behandeln – die Frauenthemen sind immer Menschheitsthemen: Was können wir tun für die Menschen, dass sie Hoffnung haben? Und wir werden dafür beten, und ich werde mich mit bemühen, dass wir das dann auch tun können mit einer Seligen Ellen Ammann.“ Die zahlreichen Institutionen, die auf Ellen Ammann zurückgehen, unter anderem der Landesverband Bayern des Katholischen Deutschen Frauenbundes, setzen sich dafür ein, eine mögliche Seligsprechung ihrer Gründerin zu prüfen.

Kardinal Marx sagte, Ellen Ammann habe sich stets gefragt, wie sie konkrete Probleme im Licht des Evangeliums lösen könne: „Gebet und Leben, da war für sie nie eine Trennung. Damit ist Ellen Ammann auch eine wichtige Gestalt, die uns hilft, das biblische Gottesbild zu erkennen.“ Dieses sei „ganz entscheidend für den Weg in die Zukunft. Denn dieser Gott hat immer mit den Menschen zu tun, er lässt sich nicht trennen von den Nöten der Menschen, von der Armut, der Krankheit, von der Sünde, von der Verlorenheit.“ Das biblische Gottesbild solle „im realen Leben der Kirche sichtbar werden im Engagement für die Armen, für die Kranken und für die Leidenden“. Ellen Ammann habe „diese Spur aufgenommen“, betonte der Erzbischof: „Spiritualität kann nicht losgelöst werden vom Auftrag, die Welt zu verändern, die Welt auf einen Weg zu bringen, der dem Reich Gottes entspricht.“ Sie sei „wirklich eine Inspiration in der Linie des biblischen Gottesbildes, eben Gebet, Anbetung, tiefe Spiritualität mit dem Blick auf die Wunden der Welt zu verbinden“.

Die schwedisch-deutsche Politikerin Ellen Ammann (1870-1932) gilt als prägende Gestalt der katholischen Frauenbewegung. 1919 wurde sie für die Bayerische Volkspartei als eine der ersten Frauen in den Bayerischen Landtag gewählt, dessen Mitglied sie bis zu ihrem Tod war. Sie gründete und prägte unter anderem den Landesverband Bayern des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), die Katholische Bahnhofsmission, die „Soziale und caritative Frauenschule“, aus der die Katholische Stiftungshochschule (KSH) München hervorging, den katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit „IN VIA“, damals Marianischer Mädchenschutzverein, das Säkularinstitut Ancillae Sanctae Ecclesiae und die Bayerische Polizeiseelsorge. Pandemiebedingt wurde die Feier zu ihrem 150. Geburtstag mit zwei Jahren Verspätung nachgeholt. Unter www.erzbistum-muenchen.de/spiritualitaet/ellen-ammann stehen nähere Informationen zu Ellen Ammann zur Verfügung. (bs)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger – Blick mit vielen Siloballen auf die Kirche Wildenwart

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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