Kirche

Kardinal Marx: „Eine neue Epoche des Christentums?“

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Erzbischof thematisiert in Hirtenbrief zu Beginn der Fastenzeit „Weg der Erneuerung und Veränderung“  – Zu Beginn der Fastenzeit stellt Kardinal Reinhard Marx mit Blick auf die Situation der Kirche die Frage, „ob wir in eine neue Epoche des Christentums gehen“. Es drängten sich Fragen auf, was los sei in und mit der Kirche. Ob sie „einen unaufhaltsamen Niedergang“ erlebe und „in unserem Land und in Europa“ gar verschwinde. Oder ob eine Entwicklung im Gange sei und es „durch Krisen hindurch Erneuerung geben“ könne, schreibt der Erzbischof von München und Freising in einem Hirtenbrief, der am ersten Fastensonntag in den Gottesdiensten im Erzbistum verlesen wird.

Zu einer Erneuerung gehöre vor allem auch „der ehrliche und schmerzende Blick auf die Gewalt und den Missbrauch, den insbesondere Kinder und Jugendliche sowie Schutzbefohlene in der Kirche erlitten haben“. Diese Erfahrungen sollten laut Marx nicht „aus unserem Gedächtnis als Erzbistum“ getilgt werden, sondern es gelte, daraus zu lernen und sich „als Gemeinschaft gerade auch in der Begegnung mit betroffenen, verletzten und zweifelnden Menschen“ weiterzuentwickeln. Auf dem „Weg der Erneuerung und Veränderung“ könne es nie ein Ende geben, so Marx. Wichtig sei aber, „dass wir uns darüber klar sind, um welchen Kern es wirklich geht, was wir bewahren und was wir neu entdecken möchten: Und das ist die Botschaft und Wirklichkeit des Reiches Gottes mitten unter uns.“

Als Grundvoraussetzung für ein „mutiges und beherztes Weitergehen in und mit der Kirche“ nennt der Kardinal die Auseinandersetzung mit der Frage, „ob wir glauben und vertrauen, dass die Gemeinschaft der Kirche notwendig und unverzichtbar ist, dass sie Zukunft hat – nicht um ihrer Selbsterhaltung willen, sondern um der Menschen willen, als Zeichen für alle Menschen“. Dabei gelte, so Marx, dass eine Kirche, die sich zurückziehe hinter Mauern, „die sich selbst als eine ‚Festung‘ sieht umgeben von Feinden, nicht in die Zukunft gehen“ könne. Stattdessen müsse sie sich als „lernende Organisation“ verstehen, „die neue Erfahrungen aufnimmt, Fehler korrigiert, sich ändert und sich in jeder Zeit neu auf den Weg macht, das Evangelium zu leben und zu bezeugen“. Diskussionen der vergangenen Jahre und Wochen könnten laut Marx darin bestärken, „auch den Weg der geistlichen Vergewisserung zu gehen“. Die Fastenzeit und Vorbereitungszeit auf Ostern gäben dazu Gelegenheit. Gleiches gelte für den Synodalen Weg, den die katholische Kirche in Deutschland geht, und auch der weltweite synodale Prozess könne fruchtbar sein, „wenn das ganze Volk Gottes vom Evangelium her neu die Spur Jesu aufnimmt und Schritt für Schritt den Weg in die Zukunft unter die Füße nimmt“.

In seinem Hirtenbrief ruft Marx zudem zum Einsatz für den Frieden auf. Er betont angesichts von Krieg und Krisen in der Ukraine und in der Welt, die Botschaft Jesu von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden richte „sich nicht exklusiv an eine ausgewählte Gemeinschaft, sondern an alle Menschen“.  Das Gebet um Frieden in der Welt sowie „um Frieden zwischen den Menschen und unsere tatkräftige Hilfe für Menschen, die durch den Krieg bedroht sind, soll uns in der Zeit bis Ostern leiten“, so Marx.

Der Hirtenbrief steht ab Freitag, 4. März unter www.erzbistum-muenchen.de/kardinal-marx/im-wortlaut#Hirtenworte zur Verfügung. An gleicher Stelle finden sich Vorschläge für Fürbitten. Außerdem ist dort sowie auf den Social-Media-Kanälen des Erzbistums eine ergänzende Videobotschaft des Kardinals verfügbar. (hs)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Egon Lippert – Kardinal Marx beim Aschermittwoch-Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom

 

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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