Kultur

JAKOBUS in Endorf mit Lebendigen Bildern

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Kunst wird Szene – „Jakobus-Spiel“ beeindruckt mit lebenden Bildern

Mit „Jakobus – Zweifler, Pilger, Donnersohn“ hat das Volkstheater Bad Endorf eine eindrucksvolle Uraufführung auf die Bühne gebracht. Besonders bemerkenswert ist der künstlerische Zugang der Autoren und Spielleiter Julia und Werner Hofmann: Die Handlung des Stücks ist in sechs lebende Bilder eingebettet – eine Formensprache, die der Inszenierung visuelle Tiefe und symbolische Kraft verleiht.

Als Vorlage für die Inszenierungen der lebenden Bilder dienen bekannte Kunstwerke: Die Grundlage für eine der zentralen Szenen des Stücks bildet „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Das Regieteam stellte sich nicht nur die Aufgabe, Haltung, Mimik und Gestik der Apostel nachzustellen. „Uns hat vor allem die Dynamik und Energie dieser Szene fasziniert“, so Werner Hofmann. „Was ruft, denkt, schreit jeder Einzelne in diesem Moment, als Jesus sagt: Einer von euch wird mich verraten?“ Aus diesen Überlegungen heraus entwickelte sich eine Szene, in der das Gemälde gleichsam zum Leben erwacht – ein eindrücklicher Moment für das Publikum.

Ein weiteres starkes Bild ist die Begegnung zwischen Jesus und Jakobus. Hier diente eine barocke Skulptur aus der Augsburger Kirche St. Moritz als Inspiration: der sogenannte „Auferstandene Christus“ aus dem Jahr 1630. Die Figur zeigt Christus im Gehen, mit ausgebreiteten Armen, ein Mensch, der anderen entgegenkommt. Diese Haltung, dieser Schritt auf den Menschen zu ist nicht nur ein kraftvoller Ausdruck des Gedankens der Zuwendung, sie bildet gleichzeitig einen Bezug zur Gegenwart. „Die Skulptur entstand in einer Zeit des Krieges – und wir leben heute erneut in einer Welt voller Konflikte, etwa in Israel, Gaza oder der Ukraine. Unser Jesus kommt auf die Leidenden aller Zeiten zu“, erklärt Julia Hofmann.

Für die Bergpredigt diente die Figur des „Lehrenden Christus“ von Ernst Barlach als Vorlage. Geplant war Christus wie  Barlachs Figur in der Menge sitzen zu lassen, diese Pose musste aber aus Sichtgründen verändert werden. Jesus steht auf der Bühne, behält aber die Haltung des Gebenden und zugleich Hörenden bei. Auch hier wird deutlich, dass die lebenden Bilder nicht nur als visuelle Zitate, sondern als Ausdruck innerer Haltungen und geistiger Bewegungen dienen.

Diese Verbindung von bildender Kunst und Theater zeigt, mit welchem hohen künstlerischen Anspruch das Ensemble in Bad Endorf arbeitet. Dass es sich bei der Figur des Jakobus zudem um den Kirchenpatron der Marktgemeinde handelt, verleiht dem Projekt zusätzliche Bedeutung.

Karten für „Jakobus – Zweifler, Pilger, Donnersohn“ sind an der Theaterkasse, geöffnet Montag und Freitag (außer Feiertag) von 9 Uhr bis 13 Uhr, sowie online unter www.theater-endorf.de erhältlich. Reservierungen sind auch telefonisch unter 08053-3743 oder per E-Mail an karten@theater-endorf.de möglich.

Ein besonderes Angebot hält die Tourist-Info Bad Endorf mit dem Paket „Bad Endorfer Zuckerl plus“ bereit – es kombiniert eine Freikarte für das Theater mit vergünstigten Gutscheinen für Chiemsee-Schifffahrt, Kampenwand-Bahn und Chiemgau-Thermen.

Foto: Theatergesellschaft Bad Endorf – Lebendiges Bild vom letzten Abendmahl mit Jakobus


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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